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Mein Schreibtagebuch – Archiv 2011

Dies sind meine Aufzeichnungen aus dem Jahr 2011. Hier geht es zu den Einträgen für 2012.




Der letzte Tag des Jahres ist traditionell Anlass, zurück zu schauen. Wenn ich die Liste meiner Veröffentlichungen studiere, fällt die Bilanz ernüchternd aus. 2010 erschien unter meinem Namen der komplette Isenborn-Zyklus, vier Romane. Dieses Jahr war es nur einer: Türme im Nebel. Obwohl ich mit der Qualität dieses Buches sehr zufrieden bin, ist die Quantität betrüblich, zumal ich Ende 2010 große Hoffnungen für 2011 hatte. Diese haben sich leider noch nicht realisiert, auch wenn die meisten davon deutlich konkreter geworden sind. Bei ›BattleTech‹ war Ende 2010 klar, dass es wieder deutsche Romane geben sollte – inzwischen ist der erste Titel im neuen Verlag erschienen und zwei meiner neuen BattleTech-Romane sind recht weit im Herstellungsprozess und mit konkreten Erscheinungsterminen im ersten Halbjahr 2012 versehen. Auch die Hörbuchumsetzung eines meiner Bücher ist aus dem Planungs- in das Realisierungsstadium getreten. Vor allem habe ich die Zusage (wenn auch noch nicht den Vertrag) eines Publikumsverlags für eine Dark Fantasy-Trilogie.

Das nächste Jahr sieht also gut aus. Das würde mich noch fröhlicher stimmen, wenn ich nicht Ende 2010 schon das gleiche gesagt hätte, ohne dass es sich realisiert hätte.

Wenn man aus Fehlern lernen will, muss man sie zunächst erkennen. Also: Was ist 2011 schief gelaufen?

Vielleicht ist die Frage zu hart. Ich kann mich ihr besser nähern mit: Was ist 2011 passiert? Wo ist die kreative Kraft geblieben, mit der ich zuvor im gleichen Zeitraum vier Bücher realisieren konnte?

Das meiste ist gesagt mit: ›Die Türme von Taladur‹ – und zwar nicht bezogen auf meinen eigenen Roman Türme im Nebel, sondern auf meine Arbeit als Redakteur für die Reihe. Ich habe über sechshundert Beiträge in unserem internen Forum verfasst, für die Homepage gearbeitet, Interviews gegeben, mich mit dem Verlag besprochen, mit Zeichnern, natürlich mit den Autoren, per Telefon, per Mail, persönlich. Ich habe die Aufgabe unterschätzt, inzwischen sehe ich, dass man deutlich mehr machen muss, um in einer Gruppe eine gemeinsame Vorstellung zu entwickeln, als etwas nur im eigenen Kopf auszumalen. Aber ich habe auch gelernt. Ich würde beim nächsten Mal, bei einem ähnlichen Projekt, einige Dinge anders angehen, um fruchtlose Mühen zu vermeiden und allgemein effizienter zu arbeiten. Und eine Lektion habe ich auch gelernt: Niemals auf Dinge zu warten, die man nicht beeinflussen kann. Es ist unsinnig, sich zu sagen: ›Ich fange mit meinem neuen Kapitel nicht an, denn morgen könnte der Interviewfragebogen eintreffen und für den müsste ich dann meine Arbeit unterbrechen.‹ Oft habe ich durch so etwas nicht nur einen Tag verloren, sondern eine ganze Woche, weil der Interviewfragebogen nicht zum angekündigten Termin kam. Also guter Vorsatz für 2012: Und wenn du auch nur eine einzige Stunde zum Schreiben hast – fang an und nutze sie!

Der zweite große Block in 2011 war ›Gottes Ebenbilder‹, mein Science-Fiction-Roman, für den ich keinen Abnehmer habe. Er ist etwa so lang wie zwei Romane für ›Das schwarze Auge‹, also hätte ich mich auch darum bemühen können, interessante Exposés für diese Reihe zu entwerfen und dem Verlag anzubieten. Vermutlich wäre ich damit erfolgreich gewesen, zumindest hätten die Chancen deutlich höher gestanden als bei ›Gottes Ebenbilder‹. Andererseits ist ›Gottes Ebenbilder‹ eine Geschichte, die ich schon lange schreiben wollte, und ich halte sie nach wie vor für sehr gut. Von daher ist dieses Manuskript eine Investition in die Zukunft, die ich nicht missen möchte, sprich: Ich kann mir vorstellen, dass ›Gottes Ebenbilder‹ einmal erscheinen und dann eine höhere Auflage haben wird als zwei Romane für ›Das schwarze Auge‹. Darüberhinaus war ›Gottes Ebenbilder‹ eventuell ein Fehler, wenn man die Schriftstellerei aus der Perspektive des Handwerks und Broterwerbs sieht. Aus der künstlerischen Sicht war es richtig.

Es gab auch kleinere Sachen, in die 2011 schriftstellerische Energie geflossen ist. Einige Kurzgeschichtenveröffentlichungen im nichtkommerziellen Bereich sowie die Arbeit an den (zuvor in Rohfassung vorliegenden) Manuskripten zu zwei BattleTech-Romanen. Gerade letztere Tätigkeit ist in jeder Hinsicht vernünftig und richtig. Ein fertiges Manuskript, das ein Verlag veröffentlichen möchte, ist so etwas wie ein Ball auf dem Elfmeterpunkt. Man kann sich schlicht nicht verweigern, den Elfmeter zu schießen. Der Erscheinungstermin liegt zwar in beiden Fällen in 2012, aber die Arbeit wurde größtenteils 2008, zu einem gewissen Teil 2011 geleistet. 2012 werde ich an diesen beiden Büchern vermutlich nur noch wenig zu arbeiten haben.

Wenn ich mein schriftstellerisches Jahr 2011 Revue passieren lasse, war es also doch produktiver, als ein Blick auf die Veröffentlichungsliste vermuten ließe. So mache ich meinen Frieden mit dem scheidenden Jahr und schaue hoffnungsfroh in das heraufdämmernde.

Allen Leserinnen und Lesern dieses Schreibtagebuchs wünsche ich eine schöne Silvesterfeier und für 2012, wie man in New Orleans sagt: »Let the good times roll!«

Damit das klappt, habe ich heute schon einmal gut elf Seiten am Prolog von ›Die Fürsten‹ geschrieben.

Für ›Die Fürsten‹ habe ich eine Zusage per eMail bekommen, die Details des Vertrages müssen im Januar noch verhandelt werden. Besonders erfreulich ist, dass mein Partner bei diesem Projekt ein großer Fantasyverlag ist – in Deutschland fraglos unter den Top 5. Das bedeutet, dass ich darauf hoffen darf, dass mein Buch in sehr vielen Buchhandlungen stehen und damit ein größeres Publikum erreichen wird, als dies bei meinen bisherigen Veröffentlichungen der Fall war. Ich werde noch eine Änderung am Konzept vornehmen, die der Verlag wünscht. Im Wesentlichen geht es um eine Textersetzung. Dann kann ich mit dem Schreiben beginnen. Dabei wirkt sich der Zufall günstig aus, dass ich bei ›Die Türme von Taladur‹ etwas mehr Luft haben werde, als ich dachte.

Es ist die Zeit für Jahresrückblicke. Ich habe einen für F.A.N. geschrieben, nämlich meine Lesehöhepunkte 2011. Glücklicherweise waren einige wirklich empfehlenswerte Bücher dabei.

Zu ›Die Fürsten‹ gab es eine kurze Rückfrage, peinlicherweise habe ich bei einem von mir eingeführten Fachbegriff einen Tippfehler verbrochen, was für Verwirrung sorgte.

Bei Facebook habe ich ein wenig über Raubkopien diskutiert, insbesondere bei eBooks. Für mich ist das schlicht und ergreifend Diebstahl und sollte auch genauso behandelt werden.

Präludium ist ein breit aufgestellter Roman. Einige Szenen schweben scheinbar losgelöst von allen anderen im Text, die Zusammenhänge werden erst in den Folgebänden sichtbar. Aber es gibt auch zwei Haupthandlungsstränge. Einer davon beschäftigt sich mit den capellanischen Death Commandos, wie man auch im heutigen Blog-Eintrag des Ulisses-Verlags nachlesen kann.

Beim Haushändler des Ulisses-Verlags, dem F-Shop, kann man nun das Titelbild zu André Wieslers ›Die Last der Türme‹ anschauen, dem zweiten Teil der Reihe ›Die Türme von Taladur›. Als Autor fühle ich mich bei Erscheinen eines Romans wie ein Vater, der sein fertig erzogenes Kind in die Welt hinausgehen lässt. Bei ›Die Last der Türme‹ bin ich so etwas wie ein Taufpate. Ich habe die Entstehung des Buches als Redakteur begleitet und dadurch meinen Anteil daran, wenn auch bei Weitem nicht in dem Maße wie der Autor.

Heute Morgen habe ich kurz mit der Lektorin gechattet, die sich für ›Die Fürsten‹ interessiert. Eine für mich neue und willkommene Art, Informationen mit einem Verlag auszutauschen. So weiß ich nun, dass sie meine gestrige Mail bekommen hat und die angehängten Dateien öffnen kann. Vorläufig kann ich nun nichts mehr tun – jetzt muss der Inhalt von Konzept und Exposé allein bestehen, ich werde nicht mehr dabei sein, wenn mein Projekt in der Lektoratsrunde besprochen werden wird.

Obwohl noch etwas Bewegung in meiner Konzeption zu ›Die Fürsten‹ ist, habe ich gerade das übergreifende Konzept und das in den vergangenen Tagen neu erstellte Exposé zum ersten Band an die Lektorin geschickt. Erfahrungsgemäß stellt sich bei meinen Romanhandlungen ohnehin erst mit dem Wort Ende unter der Rohfassung ein stabiler Zustand ein. Naturgemäß hoffe ich auf eine positive Beurteilung. Wie immer bin ich selbst grenzenlos begeistert von meinen Einfällen, aber ich weiß, dass das ein subjektiver Eindruck ist. Zur Sicherheit habe ich in meinem Anschreiben angemerkt, dass ich gern bereit bin, Änderungswünsche des Verlags einzuarbeiten.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, mitten in der Nacht aufzuwachen und zu wissen: Dieses Element ist zu ändern, und schon wird die Geschichte einzigartiger, dichter, besser! Noch merkwürdiger ist dieses Gefühl, wenn die Nacht die Weihnachtsnacht ist. Das Projekt, um das es geht, trägt übrigens in meinen ›Weiteren Entwürfen‹ den Titel ›Die Fürsten‹. Die Herausnahme der Vampire ermöglicht die Modifikation vieler Motive – was wiederum dazu führt, dass ich nachts aufwache.

Tagsüber habe ich weiter an meinem Entwurf gefeilt, die Dramaturgie geprüft (leider ohne Verbesserungspotenzial zu finden – die Ideen sind wohl noch zu frisch) und dann das Exposé geschrieben. Das mache ich ausschließlich, um dem Verlag eine Beurteilung zu ermöglichen – zum Schreiben benutze ich kein Exposé, sondern mein yWriter-Projekt.

Das neue Manuskript hat eine Soll-Länge von vierzig Szenen (mal zehn Normseiten pro Szene gleich vierhundert Normseiten). Der Kern der Geschichte hat etwa zwanzig Szenen. Ich möchte aber noch mehr von meiner Welt zeigen, dem Protagonisten etwas mehr Schwierigkeiten in den Weg legen. Heute habe ich meine Planung auf insgesamt achtunddreißig Szenen erweitert, was dem Ziel schon sehr nahe kommt. Als nächstes werde ich die Dramaturgie prüfen, danach werde ich dann das Exposé schreiben.

Ich habe das Glück, mit einem Manuskriptangebot im Gespräch bei einem großen Verlag zu sein. Die Lektoratsrunde hat es passiert, mit einer Auflage: In meinem Vampirroman sollen keine Vampire vorkommen. Das klingt absurd, ist aber kein so großer Eingriff, wie es scheint. Jedenfalls nicht für mich, denn für mich sind Stimmungen ausschlaggebend, nicht konkrete Motive. Und eine dunkle Geschichte mit mächtigen Finsterlingen und einem verzweifelten Kampf der freien Länder kann ich mit Vampiren umsetzen – aber auch auf viele andere Arten. Derzeit arbeite ich an einem konkretisierten Exposé, von dem ich hoffe, dass es den Verlag vollständig überzeugen kann.

Mit der Lesung im Hiveworld bin ich sehr zufrieden. Das Ambiente war nett und ich denke, auch das gute Dutzend Zuhörer hatte Spaß. So soll es sein.

›Je mehr Profi, desto kritikfähiger.‹ – Das scheint mir eine Faustregel zu sein, die bei Autoren zutrifft. Ich beobachte das auch an mir selbst. Mit sechzehn Jahren bin ich in einen Fantasyclub eingetreten, was zur Folge hatte, dass sich meine Texte das erste Mal der Beurteilung durch einen Herausgeber (von Fan-Magazinen) stellen mussten. Das war so etwas wie eine sehr milde Form eines Lektorats. Es war klar, dass der Text gebracht werden würde, schließlich war ich Vereinsmitglied, die Gefahr der Ablehnung war minimal. Und weil es für alle ein reines Hobby war, hatte niemand Lust (zumal in Zeiten vor dem Internet) mit einem rotzigen Teenie wochenlange Briefwechsel zu führen, um eine schon in der Grundkonzeption stümperhafte Geschichte zu schleifen. Mit Sechzehn konnte ich sehr rotzig sein. Vor allem, wenn man mich angriff. Ein Verbesserungsvorschlag an meinem Text war selbstverständlich ein Angriff. Selbst Rechtschreibfehler gestand ich nur widerwillig ein.

Aber man reift. Meine Texte wurden damals auf Papier veröffentlicht, meist im Copyshop ›gedruckt‹. Dadurch vergingen zwischen Einsendung und Veröffentlichung einige Wochen. Die Emotionen kühlten ab. Ich erinnere mich genau, dass ich kaum zum Korrekturlesen imstande war, wenn die Texte frisch aus der Schreibmaschine oder später aus dem Nadeldrucker kamen. Zu erlösend war das Gefühl, sie in den Briefkasten zu werfen. Aber wenn dann das fertige Fanzine kam, war es peinlich, die Tippfehler zu sehen. Die anderen Dinge – tumbe Formulierungen, hölzerne Dialoge – konnte ich damals noch nicht erkennen, soweit war ich noch nicht. Ein Teil dieser Peinlichkeit ist bis heute geblieben. Gestern zum Beispiel war mir etwas unwohl zumute, als ich für meine morgige Lesung die Szenen probelas. Ich habe immer das ungute Gefühl, gleich müsse der fette Tippfehler kommen, das Wort, das zu viel im Satz ist und durch alle Lektoratsstufen geflutscht ist, der falsch benannte Protagonist.

Diese Peinlichkeit, dieser Schmerz waren heilsam, denn sie führten dazu, dass ich heute immer und immer wieder korrekturlese. Die Rohfassung, die Fassung vor dem Lektorat, die lektorierte Fassung, die Druckfahne. Ich habe das Gefühl, es hilft.

Noch in anderer Form habe ich mich entwickelt. Ich habe Distanz zu meinen Texten. Ein Korrekturvorschlag ist kein Angriff mehr, er ist eine Hilfe. Seit Todesstille praktiziere ich ›in dubio pro leo‹, ›im Zweifel vor die Löwen‹. Wenn ich nicht eine starke Meinung für die alte Formulierung habe, wird die Empfehlung des Lektors umgesetzt. So bleiben in einem 400-Seiten-Manuskript inzwischen selten mehr als fünf, höchstens zehn Diskussionspunkte offen. Zugestanden, das liegt auch daran, dass ich mit meinen Lektoren recht eingespielt bin.

Dennoch, dieses Ich-bin-nicht-mein-Text und Gut-dass-wir-die-Schwachstelle-gefunden-haben scheint mir ein Profi-Merkmal zu sein. Das höre ich auch von den Lektoren, mit denen ich seit Übernahme der Redaktion für ›Die Türme von Taladur‹ ab und zu über solche Themen spreche. Es gibt gar nicht so wenige, die die Autoren, die sie betreuen, in zwei Kategorien einteilen. Mit Kategorie A kann man arbeiten, man kann ihnen Dinge vorschlagen, die sie umsetzen, man kann sie entwickeln, sie für die wichtigen Projekte des Verlags vormerken. Mit Kategorie B kann man nicht arbeiten. Jeder Verbesserungsvorschlag führt zu mühseligen Diskussionen. Sie wollen sich nicht entwickeln, sie sind Diven, der Meinung, den Gipfel der Kunst erklommen zu haben. Natürlich würden sie das nicht so sagen, sie würden im Allgemeinen immer einräumen, dass sie kleine Lichter sind, einen weiten Weg vor sich haben, sind aber nicht bereit, diesen weiten Weg im Konkreten anzutreten, nicht im aktuellen, jetzigen Projekt. Wer nun glaubt, ein Lektor würde einem Autor der Kategorie B die Meinung geigen, der irrt. Der Lektor wird ihn gewähren lassen. Kategorie B-Autoren produzieren die Massenware in einem Verlag, die Bücher, die man braucht, um den Produktionsplan zu erfüllen. Sie haben ein paar Fans, auf die sie sich berufen, wenn ihr Stolz angegriffen wird. Der Lektor wird sie nicht weiterentwickeln, er wird seine Zeit in die Autoren der Kategorie A investieren, bei denen er eine Entwicklung sieht.

Man sagt, ein Roman würde niemals in einem objektiven Sinne fertig. Egal, wie lange ein Autor daran feilt, wird sich immer noch einen Kleinigkeit finden lassen, die zu verbessern ist. Ein Manuskript wird nicht fertig, es wird irgendwann von seinem Autor aufgegeben. Harte Worte.

Auch ein Lektor gibt einen Autor irgendwann auf. Ebenfalls harte Worte. Und ebenfalls wahre.

Ich habe einige Szenen für meine Lesung übermorgen im Hiveworld einstudiert. Da ich hoffe, dass einige Bekannte aus meiner Tanzschule kommen, ist natürlich auch eine Tanzszene dabei.

Auch jemand anderes liest gerade Texte von mir ein. Ich möchte noch nicht zu viel verraten, aber so nah wie jetzt war noch niemals einer meiner Romane an einer Hörbuchumsetzung.

Ein paar Gedanken zu ›Gottes Ebenbilder‹ und zu einem aktuellen Werk der deutschen Science-Fiction, sonst lief heute schriftstellerisch nichts. Ich habe viel gelesen, in ebenjenem vergleichsweise neuen SF-Buch (2010 erschienen).

Ach, doch: Auf einem etwas merkwürdigen Weg ereilte mich die Nachricht, dass anscheinend eines meiner Bücher derzeit als Hörbuch eingesprochen wird.

Nach einer Arbeitswoche, die mir keine Zeit für die Schriftstellerei ließ, war der heutige Tag von Glätten geprägt. Auf meiner Homepage habe ich einige inzwischen tote Links entfernt und im Konzept von ›Natterngezücht‹ an einigen Stellen Konkretisierungen eingefügt. Und ich habe mir ›Der jüdische Krieg‹ von Flavius Josephus bestellt. An diesem Zeitzeugenbericht komme ich wohl nicht vorbei, auch wenn er Palästina einige Jahre später beschreibt, als meine Geschichte spielen wird.

Mein Beiträge zu F.A.N. bestehen aus einem Symposium, in dem ich auf die Beiträge der anderen Mitglieder aus der aktuellen Ausgabe eingehe, und einem eigenständigen Teil. Obwohl der Abgabetermin für die nächste Ausgabe erst im Februar ist, habe ich heute schon einmal das Symposium fertig gestellt – dadurch ist der Leseeindruck noch frisch.

Heute habe ich die ersten Passagen aus dem sechsten Band von ›Die Türme von Taladur‹ redigiert.

Die Recherche hat den heutigen Tag dominiert. Wenn man einen Roman in der realen Welt spielen lassen möchte, hat diese Beschäftigung den Nebeneffekt, dass man etwas für seine Allgemeinbildung tut. So habe ich nun eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ›koscher‹ ist und was eine Synagoge von einer Kirche unterscheidet.

Dann habe ich noch Bei Regen und bei Sonnenschein von dem Teil der Webpräsenz entfernt, auf dem man signierte Exemplare bestellen kann. Ich habe nur noch wenige, andererseits ist der Verkauf nicht mehr so gut, dass ich weitere würde nachbestellen wollen. Wer ein Weihnachtsgeschenk sucht, dem lege ich meinen Vampirthriller Sanguis B. ans Herz – von denen habe ich noch viele und für die dunklen Wintermonate ist eine Gruselgeschichte sicher auch nicht ganz verkehrt.

Heute habe ich dem gestern erwähnten Interview den letzten Schliff gegeben und es an den Redakteur geschickt. Am Abend stand dann Werbung in meinem persönlichen Umfeld für meine Lesung im Hiveworld an – mit ungeahnt deutlicher und positiver Resonanz. Das lässt mich vorsichtig optimistisch werden, dass sich tatsächlich einige Interessierte einfinden werden.

Inzwischen gibt es einen recht anregenden Austausch zu ›Gottes Ebenbilder‹. Außerdem habe ich heute an einer schriftlichen Interviewanfrage zu ›Die Türme von Taladur‹ gearbeitet. Dieser Form des Interviews fehlt zwar die Spritzigkeit, die ein persönliches Gespräch entwickeln kann, aber dafür habe ich die Möglichkeit, meine Antworten eine Nacht liegen zu lassen, um morgen den größten Unsinn wieder zu entfernen ...

Der Verlag spendiert einige Bücher für ein Gewinnspiel zu Türme im Nebel. Bis zum 20. Dezember kann man mitmachen, ich wünsche allen Teilnehmern viel Glück.

Ich habe derweil das Informationsblatt für meine Lesung im Hiveworld in einem Copyshop ein paar mal farbig ausdrucken lassen – jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wo ich es verteilen möchte.

Ab heute ist Türme im Nebel offiziell im Versand.

Ich habe ein Informationsblatt für meine Lesung im Hiveworld erstellt.

Das Schreiben ist naturgemäß ein einsames Geschäft. Man grübelt allein vor sich hin oder sitzt in einem menschenleeren Zimmer vor einem Computer. Selbst wenn man in einem Café oder einem Zug schreibt, ist man für sich allein, nicht ansprechbar. Lesungen sind eine der wenigen Gelegenheiten, mit dem Publikum in unmittelbaren Kontakt zu kommen. Ich bin zwar nicht so ein Lesetourist wie einige meiner Kollegen, aber ab und zu mache ich das sehr gern. Besonders, wenn gerade eines meiner Bücher frisch erschienen ist, so wie jetzt Türme im Nebel. Deswegen freut es mich, dass ich am 21. Dezember um 1915 Uhr im Hiveworld (Mauritiussteinweg 96, 50676 Köln – Nähe Neumarkt) meinen neuen Roman werde vorstellen dürfen. Jeder ist herzlich eingeladen.

Außerdem habe ich heute mit meinem Agenten telefoniert. Leider nichts Neues auf dem Weg zum Bestsellerautor ...

Heute hatte ich andere Prioritäten, deswegen habe ich bei der Planung von ›Natterngezücht‹ nur an zwei Szenen herumgedoktort.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ ist die Rückmeldung der ersten Testleserin eingetroffen. Wie erhofft sind viele bedenkenswerte Punkte dabei – Futter für die nächste Überarbeitung.

Der heutige Tag war der Recherche gewidmet. ›Land und Leute zur Zeit Jesu‹ heißt der Band, den ich mir heute ›reingezogen‹ habe. Ich habe ihn von meiner Pilgerfahrt ins Heilige Land mitgebracht, seitdem stand er im Regal ungelesener Bücher. Er ist sehr hilfreich, weil er Alltäglichkeiten beschreibt, die ›Natterngezücht‹ Dichte geben werden: Was hat man damlas gegessen? Wie war ein Hof aufgebaut? Welche Kaufkraft hatte ein Denar? Welche Kosmetik war bei den Damen der Zeit angesagt? – Ich habe viele Details notiert und in meine yWriter-Datei übertragen.

Im Ulisses-Blog wird langsam der Vorhang für Präludium gehoben.

Meine Türme im Nebel-Belegexemplare sind zwar sehr schön, stellen dadurch aber wohl die Minderheit der bisher gedruckten Bücher dar. Sprich: Eine große Charge war anscheinend mangelhaft, was der Verlag aber rechtzeitig bemerkte, sodass jetzt nachgedruckt wird. Eine richtige Entscheidung, wie ich finde. So bekommen die Fans das Buch zwar eine Woche später, dafür aber in qualitativ hochwertigem Zustand.

Zu ›Natterngezücht‹ ist weiteres Recherchematerial eingetroffen. Ich denke, ich bin nun gut ausgestattet.

Nachts aufgewacht und die unerwartete Wachphase für ›Natterngezücht‹ genutzt. Die Szenenfolge scheint mir nun rund. Es werden fünf Kapitel, die ich ›Bücher‹ nennen werde, weil die Einschnitte zwischen ihnen sehr tief sein werden. Ich habe mir für meinen Protagonisten eine abwechslungsreiche Biografie ausgedacht, beziehungsweise die durch die Bibel vorgegebenen Fixpunkte durch viel Auf und Ab miteinander verbunden. Ich habe auch darauf geachtet, dass ich vom biblischen Palästina viel zeigen kann, also dass nicht alle Szenen am gleichen Ort spielen, sondern dass hier abgewechselt wird. Das werde ich noch weiter ausbauen, da geht noch mehr. Ich hoffe auf Inspiration aus den weiteren Quellen, die ich noch recherchieren möchte. Abends habe ich mir einen Besuch im Literaturhaus Hannover gegönnt und einer Lesung von Karl-Heinz Ott gelauscht. Faszinierend, wie sehr sich dieser Autor in den Philosophen Rousseau vertieft hat. Ob man vielleicht einmal das Gleiche über mich und die Hauptfigur von ›Natterngezücht‹ sagen wird?

Ich feile weiter an meinem Konzept zu ›Natterngezücht‹. Außerdem kam heute eine verbesserte Version des Taladur-Stadtplans, die vermutlich ihren Weg in den zweiten Band der Reihe (›Die Last der Türme‹) finden wird.

Das Gerüst zu ›Natterngezücht‹ nimmt Form an. Wieder einmal habe ich meine Methodik geändert. Diesmal möchte ich strukturierter an den Roman herangehen als bei meinen bisherigen. Ich nutze mehr Funktionen im yWriter, beispielsweise halte ich zu jeder Szene schlagwortartig fest, worin die Motivation der Hauptfigur liegt, welches der hauptsächliche Konflikt in der Szene ist und welches dramaturgische Ziel sie erreicht. Ähnliche, wenn auch nicht die gleichen Stichpunkte habe ich mir für die Kapitel gemacht. Es werden wohl vier oder fünf werden, je nachdem, wie ausführlich das zweite wird und wie stark der Bruch in der Mitte dieses Kapitels gerät. Dazu ein Prolog und ein Epilog. Etwas Sorge macht mir noch das erste Kapitel, der Einstieg erscheint mir zu langsam und vor allem die Hauptfigur zu passiv. Ein Fehler, den ich bei Im Schatten der Dornrose gemacht habe und den ich nicht wiederholen möchte.

Viele Szenen fehlen noch, der Handlungsfaden ist an einigen Stellen so dünn, dass er zu reißen droht. Das ist aber gar nicht schlecht, da ich noch wenigstens zwei weitere Quellen zur Recherche heranziehen möchte und erwarte, daraus weitere Motive zu schöpfen, die ich dann an den passenden Stellen einfügen werde, um sie zu verstärken.

Aus aktuellem Anlass und aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit möchte ich etwas klarstellen: Wenn ich mich in Internetforen bewege oder auf Webseiten Kommentarfunktionen benutze, dann verwende ich entweder meinen bürgerlichen Namen Bernd-Otto Robker oder auf den Rufnamen reduziert Bernd Robker, mein Pseudonym Bernard Craw, den Vornamen meines Pseudonyms Bernard oder meinen alten Nick aus IRC-Zeiten BerndMan. Falls der Eindruck entstehen sollte, jemand, der einen anderen Nick benutzt, sei mit mir identisch, so ist dieser Eindruck falsch. Es ist zu den seligen Zeiten des Alveran.org-Forums und jetzt wieder bei dsa4 vorgekommen, dass jemand eines meiner Bücher vorgestellt hat und dies als (Schleich-)Werbung aufgefasst wurde. Ich bedauere, dass dieser Eindruck entsteht, und versichere, diese Postings weder getätigt noch angeregt zu haben. Mein Bedauern mischt sich allerdings mit der Freude, dass es dort draußen Leser gibt, die meine Bücher für erwähnenswert halten.

Zu meinem Umgang mit Internetforen kann ich sagen, dass ich in einigen Foren registriert bin, die sich mit Literatur oder der Musik, die ich gern höre, beschäftigen. In spezifisch auf Das Schwarze Auge oder BattleTech ausgerichteten Foren bin ich nicht unterwegs, obwohl ich dort gern im öffentlich zugänglichen Bereich mitlese. Ich hielte es für problematisch, als Autor dieser Reihen dort mitzudiskutieren. Wenn ich etwas zu den Romanen der Kolleginnen und Kollegen schriebe, entstünde zwangsläufig der Verdacht, ich sei entweder futterneidisch (wenn ich mich negativ äußern würde), oder ich wolle über die Lobhudelei für einen anderen Band der Reihe Werbung für die Reihe als solche und somit meine eigenen Beiträge dazu machen. Schriebe ich aber etwas zu meinen eigenen Büchern, könnte das die Diskussion der Leser stören. Dabei ist ja immer das spekulative Element besonders interessant: Was wollte uns der Autor damit sagen? Wenn der Autor aber selbst am Tisch sitzt, muss sich jeder dumm vorkommen, der derart spekuliert.

Ein Grenzfall ist für mich das Ulisses-Forum. Von Verlagsseite wurde ich mehrfach gebeten, mich dort zu registrieren. Ich habe das mit der hier dargestellten Argumentation abgelehnt, bin mir aber nicht endgültig sicher, ob das die richtige Entscheidung ist. Die Leser könnten daran interessiert sein, in einem Verlagsforum mit den Autoren in Kontakt zu kommen und gezielt mit diesen zu diskutieren. Vielleicht wiegt das den negativen Effekt der Autorenpräsenz auf. Wobei jeder, der mit mir direkt diskutieren möchte, genügend Kanäle dazu zur Verfügung hat – ich freue mich immer über eMails von Leserinnen und Lesern und habe bisher auch jede beantwortet.

Was ich mache, ist, in Wikis zu BattleTech und Das Schwarze Auge sachliche Informationen zu meinen Büchern zu ergänzen. Wenn beispielsweise bereits ein Eintrag zu Türme im Nebel besteht und dort mit 300 die vor Drucklegung geschätzte Seitenzahl angegeben ist, präzisiere ich das manchmal auf die tatsächlichen 377 Seiten. Ich vermute, damit im Sinne der Nutzer des jeweiligen Wikis zu handeln.

Momentan jedenfalls ist mein primärer (Internet-)Kommunikationskanal diese Webseite, insbesondere dieses Schreibtagebuch. Zusätzlich verfasse ich auf Anfrage Blogeinträge für den Ulisses-Verlag, die dann auch als von mir stammend gekennzeichnet sind, und gestalte die Webseite zum Projekt ›Die Türme von Taladur‹ mit.

Die Belegexemplare zu Türme im Nebel sind eingetroffen, was ich zum Anlass nehme, nun auch auf meiner Wepräsenz einige Informationen zu dem Buch anzubieten – unter anderem meine gefürchteten Titelbild-Entwurfsskizzen. Wie mehrfach erwähnt ist der erste Korrekturdurchgang für mich die Hauptmotivation zum Schreiben. Das erste Berühren des fertigen Buches folgt auf Platz Zwei. Es ist immer wieder faszinierend, etwas anfassen zu können, was monatelang nicht viel mehr als ein Gedanke war, wenn auch ein recht ausführlicher. Dabei wird besonders deutlich, dass zwar das Schreiben eine einsame Tätigkeit ist, das Veröffentlichen aber ein Teamspiel. Verleger, Lektoren, Probeleser, Illustratoren, Titelbildzeichner, Setzer, Drucker, Spediteure – viele Menschen arbeiten zusammen, um ein Buch zu berührbarer Wirklichkeit zu machen. Wenn man darüber nachdenkt, erscheint es seltsam, für wie wenig Geld man das Endprodukt erstehen kann ...

Apropos Geld. Auf dem Weg zurück von der Packstation ging mir durch den Kopf, dass sich meine Leidenschaft für Bücher schon seit einiger Zeit auch finanziell auszahlt. Wenn ich alles zusammenrechne, was ich für meine gut neunhundert Bücher bezahlt habe, auch wenn ich solche Sekundärkosten wie Regale dazurechne, und dagegen summiere, was ich an Autorenhonoraren bekommen habe, bin ich deutlich im Plus. Wer hätte das gedacht, als der Teenager in dem kleinen niedersächsischen Dorf seine Mutter ergrimmte, weil seine Nase so tief in ›Winnetou I‹ stak, dass er den Ruf zum Mittagessen überhörte? – Also, liebe Eltern: Fördert die Leidenschaften Eurer Kinder – es ist gut möglich, dass sie sich auszahlen werden!

Obwohl ich mich noch immer nicht entschlossen habe, ob es mein nächstes Projekt werden soll, habe ich heute den Handlungsentwurf zu ›Natterngezücht‹ begonnen. Da es sich um eine biblische Geschichte handelt, passt diese Arbeit gut in die Adventszeit. Meine Recherche hat einige Ungereimtheiten ergeben, insbesondere zwischen den biblischen Quellen und dem aktuellen Stand der historischen Forschung. Ich habe mich entschlossen, den biblischen Berichten Priorität einzuräumen. Sowohl mich als auch die Leserschaft werden sie stärker interessieren als die historische Akuratesse, zumal sie dramaturgisch stärker sind. Insbesondere der Evangelist Lukas war ein fähiger Schriftsteller. Was nicht heißt, dass ich mich bedenkenlos über die historischen Fakten hinwegsetzen werde – sie kommen dort zum Zuge, wo sie der Bibel nicht widersprechen, und das wird den überwiegenden Teil des Romans ausmachen. Zumal alle Bibelzitate zu der Figur, um die es mir geht, zusammenkopiert auf gerade einmal sieben Seiten passen. Die Actiongeschichte, die ich hinzudichten werde und die das Besondere an dieser Interpretation ausmachen wird, kommt in der Bibel gar nicht vor – auch wenn sie die Entwicklung der Hauptfigur hervorragend plausibilisieren wird. Ich habe ein gutes Gefühl bei der Sache.

Ulisses muss man loben: Schneller kann man Garantiehonorare nicht überweisen.

Die Leseprobe zu Türme im Nebel ist online. Es wird Zeit, auch auf meiner eigenen Webpräsenz einige Informationen zu dem Buch einzustellen ...

Vor der Arbeit habe ich den Rest der erweiterten Dark Fantasy-Leseprobe poliert und sie dann an die Lektorin geschickt. Ich habe ein ganz gutes Gefühl bei der Sache und hätte auch Spaß daran, diese Geschichte mit neuem Schwung und der in den vergangenen Jahren gesammelten Erfahrung anzugehen. Nach meiner Vorstellung wäre es eine Trilogie, sodass mich der Stoff einige Zeit beschäftigen würde, aber das ist in Ordnung.

Der FAN-Beitrag ist in der Post.

Inzwischen gibt es ein beständiges Grundrauschen bei den ›Türmen von Taladur‹, jeden Tag ein paar Postings im internen Forum der Autoren. Kein Wunder, sind doch inzwischen drei Kolleginnen beziehungsweise Kollegen beim Schreiben und einer mit dem Handlungsentwurf beschäftigt, da gibt es Fragen und Festlegungen, die geteilt werden wollen.

Meinen FAN-Beitrag habe ich fertig, aber weil mein Drucker unter Windows 7 nicht mehr wirklich gut darin ist, mehrere Kopien im Duplexdruck zu erzeugen, habe ich nur ein Original gemacht und werde die anderen neunundzwanzig Kopien wie zu Studentenzeiten im Copyshop anfertigen. Dann gehen sie an den Herausgeber, der die undankbare Aufgabe hat, alle Einsendungen zu nehmen, zu dreißig Sets zusammenzutackern und diese dann zu verschicken.

Höhepunkt des Tages waren die Telefonate mit meinem Agenten und einer Lektorin, die genügend Interesse an einer Leseprobe hat, um etwas mehr Text anzufordern. Falls aus diesem Projekt etwas werden sollte, zeige ich der Welt, wie finster Dark Fantasy wirklich sein kann ...

Für heute habe ich mich aber auf die sanfte Überarbeitung einiger weiterer Seiten beschränkt und schaue mir nun die Corine-Fernsehgala an. Ich finde die Veranstaltung immer unterhaltsam – nicht nur, weil ich dort selbst einmal Laudator war.

Das Schreiben von Rechnungen ist eine angenehme Tätigkeit. Merkwürdigerweise hat man das Gefühl, sein Garantiehonorar erst in diesem Moment wirklich zu verdienen, nicht in den Wochen, in denen man wirklich an der Sache gearbeitet hat.

Ich habe heute Abend den Diskussionsteil meines FAN-Beitrags geschrieben. Darin gehe ich auf die Beiträge der letzten Ausgabe ein. Ein wenig neigte ich heute zum Streit, das gebe ich zu. Vielleicht werde ich in der Überarbeitung einige Formulierungen entschärfen.

Meine Recherche ist nun weit genug gediehen, damit ich den Handlungsentwurf für ›Natterngezücht‹ machen könnte, aber heute habe ich mich entschlossen, stattdessen einen kurzen Artikel zu schreiben. In diesem lege ich dar, wie ich die Unterscheidung zwischen Fantasy und Science-Fiction ziehe, nämlich im Lesegefühl und im Fokus der Darstellung, der bei der Science-Fiction auf Gesellschaftsentwürfen liegt und bei der Fantasy auf Archetypen. Den Artikel werde ich im ›Burned Out‹ bringen, meinem Beitrag zur APA F.A.N., in der wir seit vielen Jahren ganz traditionell ein Papier-Fanzine produzieren und zwischen dem Dutzend Mitgliedern zirkulieren. Ganz traditionell wird es zu dem Artikel auch eine meiner gefürchteten weil selbstgezeichneten Illustrationen geben.

Recherche war das Thema der letzten Tage, und zwar für ›Natterngezücht‹. Ob das wirklich mein nächstes Projekt werden soll, habe ich noch nicht entschieden. In jedem Fall interessiert mich der Hintergrund – wäre ich kein Schriftsteller, würde ich das entsprechende Material vermutlich dennoch lesen.

Auf dem DreieichCon wurde heute, wie man mir zugetragen hat, Türme im Nebel angeboten. Ich bin gespannt auf meine Belegexemplare.

Ich habe meine Projektliste aktualisiert und ein wenig an der Schublade auf dieser Homepage gebastelt. Das muss für heute reichen.

Heute ging es nicht um eigene Romanideen, sondern um die zum sechsten Taladur-Band. Ich durfte als Redakteur Anmerkungen zum aktuellen Stand von Stefan Schweikerts Überlegungen machen.

Zu einem meiner nächsten Bücher kamen heute Innenillustrationen. Die meisten sind sehr schön, zu zweien habe ich noch Verbesserungsvorschläge, aber selbst wenn diese nicht mehr umsetzbar sein sollten, denke ich, dass es ein Schmankerl ist, das von den Fans nicht unbemerkt bleiben wird.

Ich daddele ein wenig an Romankonzepten herum. Über ein Projekt mit Arbeitstitel ›Herzstillstand‹ habe ich in den vergangenen Tagen nachgedacht, heute über ein anderes namens ›Natterngezücht‹. Die Idee zu ›Natterngezücht‹ habe ich schon recht lange, es wäre eine actionbetonte Umsetzung eines biblischen Stoffes. Dazu gibt es zwar, was den Kern der Geschichte angeht, wenig zu recherchieren, über den soziokulturellen Kontext des alten Israel aber natürlich viel, zumal auch die Besatzungsmacht Rom hervorragend erforscht ist. Bei einem solchen Thema ist die Recherche besonders wichtig, da die potenziellen Leser natürlich viel über den Hintergrund wissen. Unstimmigkeiten zum vorhandenen Wissen werden zu Trübungen des Lesevergnügens führen – man wird aus der Geschichte gerissen.

Die Idee für ›Herzstillstand‹ ist frisch, nicht einmal eine Woche alt. Es ist wieder Science-Fiction, aber diesmal ganz anders. Es geht nicht um den Erstkontakt mit Außerirdischen und die Geschichte spielt auch nicht in der Zukunft, sondern in einer alternativen Gegenwart. Diese sogenannten ›Alternativweltgeschichten‹ spekulieren darüber, wie unsere Gesellschaft aussähe, wenn die Weltgeschichte an entscheidenden Stellen anders verlaufen wäre. Mitchells Procurator – Imperator – Liberator – Reihe sowie Silverbergs ›Roma Eterna‹ etwa spekulieren darüber, wie ein niemals untergegangenes Römisches Weltreich sich mit dem Heidentum als Staatsreligion entwickelt hätte. Andere Klassiker des Sub-Genres sind ein Amerika, in dem die Südstaaten den Sezessionskrieg gewonnen haben oder ein Europa unter nationalsozialistischer Herrschaft. Natürlich habe ich mir für ›Herzstillstand‹ ein anderes Setting ausgedacht, und zwar eines, das sehr gut eine Handlung nach Thriller-Muster tragen wird. Die Konzeption des Hintergrunds ist allerdings schwierig. Ich muss zwei benachbarte Kulturen verschmelzen, um zu dem von mir gewünschten Hintergrund zu kommen, und die beiden Weltkriege kann es vermutlich nicht gegeben haben. Falls doch, müssten sie deutlich anders verlaufen sein, was wiederum seine Implikationen hätte. Zu gravierend sollten die Abweichungen zur tatsächlichen Geschichte in diesem Bereich aber nicht werden, das würde den Fokus von dem Motiv nehmen, das im Zentrum meiner Geschichte stehen soll.

Noch gönne ich mir die kreative Pause nach ›Gottes Ebenbilder‹ und lese ein gutes Buch.

Alaaf.

Nach der Veröffentlichung meines Romans Karma habe ich in dem Magazin ›Phantastisch!‹ einen Artikel über BattleTech und das Schreiben in diesem fiktiven Universum veröffentlicht. Leicht aktualisiert steht er nun auf der offiziellen BattleTech-Homepage. Den Titel ›Nichts für Sissis‹ haben wir beibehalten.

Da ich im Moment nichts schreibe – ich daddele nur an einer Romanidee herum – gehe ich meinem Lieblingshobby nach, dem Lesen. Dabei lese ich im Moment allerdings auch wieder über das Schreiben. Am Wochenende habe ich mir Daniel Kehlmanns Buch ›Lob über Literatur‹ zu Gemüte geführt, eine Sammlung von Essays über Autoren, ihr Werk und einige Eigenreflexionen Kehlmanns zu seinem eigenen Schaffen. Ich lese grundsätzlich gern über Bücher, auch wenn ich diese nicht selbst gelesen habe. Im Gegensatz dazu finde ich es immer schade, wenn Leute über Bücher sprechen, die sie selbst nicht gelesen haben. Dazu neigen vor allem Schriftsteller. Vielleicht fühlen sie sich selbst nicht ganz so unbedeutend, wenn sie die Arbeit eines Kollegen verreißen, auch ohne sie zu kennen.

Während der Woche habe ich dann den Ratgeber ›Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt‹ von Creative Writing-Guru James N. Frey gelesen. Er wiederholt viel aus seinen früheren Ratgebern, aber dennoch liest er sich unterhaltsam. Zufällig (na ja, vielleicht nicht völlig zufällig) ist meine aktuelle Romanidee auch ein Thriller, oder könnte sich zumindest als Thriller umsetzen lassen.

Ach ja, und für ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute die letzten Probeleser-Ausdrucke zur Post gebracht – jetzt warte ich gespannt auf die Rückmeldungen, die mir hoffentlich in ein paar Wochen ins Haus flattern werden.

Ich bin sehr froh und fühle mich geehrt, weil alle zugestimmt haben, die ich zum Probelesen von ›Gottes Ebenbilder‹ gebeten habe. Mit diesem Manuskript hatte auch mein heutiger Tagesausflug zu tun, ich war im Regierungsbunker in Ahrweiler, und dort spielen einige Szenen des Romans. Ich weiß, als artiger Autor recherchiert man erst und schreibt dann, aber hey: War hat gesagt, ich wäre brav? Als ich diese Szenen geschrieben habe, war ich gut im Fluss und wollte das nicht für den Ausflug unterbrechen. Zudem spielen die speziellen Gegebenheiten des Ortes für die Dramaturgie der Szenen nur eine periphere Rolle. Ich werde nun einige Details ändern und ergänzen, und das wird die Geschichte besser machen, aber in zwei Punkten werde ich von den tatsächlichen Gegebenheiten abweichen – aus dramaturgischen Gründen, denn als Autor ist es meine primäre Pflicht, eine interessante Geschichte zu erzählen.

Apropos. Das echte Leben schreibt Geschichten, die man in einem Roman nicht bringen könnte, weil sie zu unglaublich sind. Beim Bau des Regierungsbunkers (übrigens das teuerste Bauvorhaben in der Geschichte der Bundesrepublik) waren 17.500 Arbeiter beteiligt, die allerdings nicht wussten, woran sie arbeiteten. Überhaupt war das Projekt streng geheim, was auch die Ermittlungen in einem skurrilen Mordfall erschwerte. Einer der Arbeiter hatte Herzprobleme und musste daher regelmäßig Tropfen einnehmen. Seine Ehefrau, die das ›bis dass der Tod euch scheidet‹ nicht mehr abwarten konnte, vertauschte diese Tropfen gegen Gift. Während der Schicht bekam jedoch ein Kollege des Arbeiters Herzprobleme. Der Arbeiter wusste sich nicht anders zu helfen, als dem Kollegen die eigenen Herztropfen zu verabreichen. Der kam dadurch zu Tode, aber die armen Ermittler hatten ihre liebe Mühe, am Tatort ihre Untersuchungen anzustellen ...

Für meinen nächsten BattleTech-Roman, Präludium, gibt es inzwischen das Titelbild:

Titelbild Präludium

Wer auf das Bild klickt, kommt zum F-Shop, wo es auch den Klappentext zu lesen gibt.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ laufe ich Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. Ich brauche also Leute, die mich wieder mit der Realität vertraut machen, dass ich weder den HUGO noch den Nobelpreis und auch nicht den Pulitzer gewonnen, sondern einfach nur ein Manuskript geschrieben habe. Solche Leute nennt man gemeinhin Probeleser. In der Vergangenheit waren meist meine Lebensgefährtinnen die ersten Opfer meiner Texte. Ein Schuft, wer behauptet, dass dies dafür verantwortlich ist, dass in den Autorenvorstellungen zu Beginn meiner Bücher ›... ledig ...‹ zu lesen ist und ›... ungebunden ...‹ mitgedacht werden darf. Richtig ist aber, dass ich in der Verlegenheit bin, keine ›natürlichen Erstleser‹ an der Hand zu haben. Also muss ich mir überlegen, wen ich mir wünschen würde.

Fertigen wir also ein ›Qualifikationsprofil‹ an: Der Probeleser ist eine spezielle Art des Lesers als Solchem, sprich: Jemand, der gern liest. Wer einmal im Jahr ein Buch zur Hand nimmt und ansonsten seine Freizeit auf Rockkonzerten und Pilgerfahrten verbringt, ist sicher ein netter Typ, aber leider niemand, bei dem ich hoffen darf, dass er mir bei meinem Manuskript weiterhilft. Zweitens ist der Probeleser ein Leser – und kein Autor. Schriftsteller sind per se latente Soziopaten, von Futterneid zerfressen, berufsmäßig Stimmungsschwankungen unterworfen und vor allem andauernd im Wie-hätte-ich-es-denn-geschrieben-Modus. Das Letzte, was mich interessiert, ist, wie ›Gottes Ebenbilder‹ aussähe, wenn Günther Grass es geschrieben hätte, und deswegen wird Günther Grass vergeblich in seinem Briefkasten nach meinem Manuskript Ausschau halten. Er mag Befriedigung daraus ziehen, dass es Martin Walser ebenso geht. Noch schlimmer sind die Kollegen, die mit Schreibratgebern intoxiniert sind. Die habe ich selbst gelesen. Alle. Na ja, jedenfalls genug, um weder die Heldenreise noch die Prämisse in einem Schrein zur täglichen Anbetung auszustellen. Ich will wissen, ob mein Text gut ist, nicht ob er dem Schema von Professor Schreibgut entspricht. Kollegen sind also als Probeleser disqualifiziert. Weiter geht's, drittes Kriterium: Vertrauen. Ich habe keine Lust darauf, dass mein komplettes Manuskript im Internet auftaucht oder unter dem Namen ›Wilhelm Schreibgott‹ ohne mein Wissen beim Verlag Wiesengrün angeboten wird. Zu guter Letzt noch etwas, was schön, aber kein Muss ist: Es hilft, wenn der Probeleser weiblich ist, denn, let's face it: Die meisten Leser sind Leserinnen. Wenn ein Buch für Frauen uninteressant ist, ist es das auch für einen Verlag, der mehr als drei Bücher verkaufen möchte.

Ich habe also überlegt, wen ich mit meinem Probelesen-Anliegen belästigen könnte, und ein paar Namen sind mir tatsächlich eingefallen. Weniger als eine Handvoll, aber zu viele sollen es ohnehin nicht sein. Jetzt hoffe ich, dass meine Wunschkandidatinnen auch Lust haben. Schließlich reden wir von einer unlektorierten Fassung, was den Lesespaß ebenso dämpft wie die Tatsache, dass man eben kein Buch in der Hand hält, sondern auf eine PDF-Datei starrt oder ein Zettelstapel wie ein Packen Ziegel auf dem Schreibtisch liegt.

Am Abend war ich dann nicht Autor, sondern Zuschauer, allerdings bei einer literatischen Veranstaltung. Ich schwang mich in den Zug nach Wuppertal, fuhr dort mit der legendären Schwebebahn und besuchte dann den Wortex-Poetry-Slam der Wuppertaler Wortpiraten David Grashoff und André Wiesler. Eine sehr amüsante und gut besuchte Veranstaltung, die ich nur empfehlen kann.

An manchen Tagen bin ich mir selbst rätselhaft. Heute beispielsweise fühle ich mich so leer wie selten. Wie auslaufende Wellen hat die Arbeit an ›Gottes Ebenbilder‹ noch ein paar Tage nachgewirkt, aber jetzt ist mir deutlich bewusst, dass sie zuende ist, zumindest der eigentlich kreative Teil davon. An sich sollte das kein Problem sein, schließlich ist es ja weder unerwartet noch unwillkommen, dass ein Manuskript, an dem man arbeitet, irgendwann fertig wird. Aber ›Gottes Ebenbilder‹ ist in gewisser Weise zu gut. Natürlich kann ich nur von meinem eigenen Urteil sprechen, vielleicht würde die Geschichte niemandem sonst auf der Welt gefallen. Aber da ein Schriftsteller die meiste Zeit mit sich und seinen Geschichten allein ist, ist das eigene Urteil nicht ganz unwichtig. Und nach dieser Geschichte beschleicht mich die Frage, was noch kommen kann. Genauer gesagt: Was ist mir noch möglich zu schreiben, ohne hoffnungslos hinter ›Gottes Ebenbilder‹ zurückzufallen? Aus welchem Stoff werde ich noch Befriedigung ziehen können, wenn ich diesen Gipfel erst verlassen haben werde?

Meine heutigen Aktivitäten kommen mir dermaßen profan vor, dass sie mir beinahe wertlos erscheinen, obwohl sie notwendig sind. Blogtexte für die Ankündigung meines nächsten Buchs abschicken, die Synopsis von ›Gottes Ebenbilder‹ an meinen Agenten mailen ...

Heute waren wieder die Blogtexte dran. Ich habe noch einige neue verfasst und auch Hinweise zu ›Die Türme von Taladur‹ in zwei Internetforen gepostet. So etwas mache ich ausschließlich in Foren, in denen ich ohnehin unterwegs bin, alles andere gibt nur Unmut, was ich auch ein wenig verstehen kann.

Ich bin versucht, zu rufen: »Eat this!«, und der Grund dafür ist die heute erstellte Synopsis von ›Gottes Ebenbilder‹. Gedanklich bin ich dabei, sie gemeinsam mit dem Manuskript auf den Tisch eines Lektors zu knallen und ihn dazu zu beglückwünschen, das er soeben den Bestseller des Jahrzehnts angeboten bekommt. Mit den hier diskutierten Thesen kann ich zwischen Richard David Precht und Kardinal Meisner in der ARD-Talkshow Platz nehmen, und die Einschaltquote wird rekordverdächtig sein.

Oder, was wahrscheinlicher ist, das Manuskript wird auf meiner Festplatte vor sich hin dämmern, bis ich es eines fernen Tages meinen Erben vermachen werde, die es dann vermutlich ohne weitere Beachtung löschen werden, um Platz für interessantere Dateien zu schaffen.

Was mich zu meiner mehrfach geäußerten These bringt, dass ein gewisser Grad an Schizophrenie für einen Autor ein Qualifikationsmerkmal ist. Ich bin von diesem Roman überzeugt, mehr sogar als von jedem anderen, den ich geschrieben habe. Zugleich weiß ich, dass mein Geschmack nicht derjenige der anonymen Masse der Bücherfreunde dort draußen sein muss, und dass auch bei einer hervorragenden Geschichte eine Menge dazugehört, damit sie zu einem Buch wird und auch ein fertiges Buch in einem großen Verlag eine Menge Glück braucht, um von einer großen Leserzahl überhaupt wahrgenommen, geschweige denn gemocht zu werden.

Alles, was ich sagen kann, ist also, dass ›Gottes Ebenbilder‹ meines Erachtens das Potenzial hat, die gleichen Leser zu interessieren und folglich ein ähnlicher Erfolg zu werden wie der von mir sehr geschätzte Roman ›Der Schwarm‹ von Frank Schätzing. Ein aufrührenderes, durch höheres Allgemeininteresse gekennzeichnetes Thema hat die Science-Fiction meines Erachtens noch nie gesehen – und es ist neu!

Die Synopsis war nicht der einzige Kurztext, mit dem ich mich heute beschäftigt habe. Ich habe auch einige Blogeinträge verfasst, die eines meiner nächsten Bücher ankündigen sollen. In diesem Zusammenhang kann ich wieder feststellen, dass BattleTech für mich so etwas wie Wohlfühlliteratur ist, beim Lesen ebenso wie beim Schreiben. Diese Soldatengeschichten aus dem 31. Jahrhundert empfinde ich als ausgesprochen entspannend.

Der erste Korrekturgang ist durch. Ich halte die Geschichte für sehr gut, um nicht zu sagen: meine bisher beste. Zum Ende habe ich noch nicht den nötigen Abstand, um es beurteilen zu können, das wird dem nächsten Durchgang vorbehalten sein. Momentan erscheint er mir noch sehr stimmig, aber das kann durchaus daran liegen, dass ich von der ›Schreibstimmung‹ noch nicht weit weg bin.

Jedenfalls bekommt der Text jetzt erst einmal eine Ruhepause. Ich möchte mich in der kommenden Woche dem schreiberischen Kleinkram widmen. ›Gottes Ebenbilder‹ braucht noch eine Synopsis, für meine kommenden Bücher wurden Blogtexte angefragt und das nächste Schreibprojekt will gründlich ausgewählt werden.

Der erste Korrekturdurchgang ist der Grund, aus dem ich schreibe. Für mich gibt es nur wenig Schöneres auf der Welt, als meine eigene Geschichte zum ersten Mal in einem Zug durchzulesen. Bei ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich das Glück, dass ich jetzt, wo es soweit ist, Urlaub habe, sodass ich mich dieser Aufgabe intensiv widmen kann. Das hat das Manuskript auch nötig. Bedingt durch die lange Entstehungszeit stoße ich nun auf ungewöhnlich viele Inkonsistenzen im Text. Die meisten lassen sich mit dem Umstellen einzelner Sätze bereinigen, damit Figuren in allen Auftritten gleich heißen, gleich alt sind und die Mauern meines Bendiktinerklosters die gleiche Farbe haben. Heute bin ich weit vorangekommen, nur noch knapp einhundert Seiten liegen vor mir.

Die Geschichte gefällt mir sehr gut, um nicht zu sagen: Es ist der mit Abstand beste Stoff, den ich jemals hatte. Da die in Deutschland schon immer schwache Science-Fiction momentan noch zusätzlich einbricht, hat das Buch kaum Veröffentlichungschancen, aber im Moment stört mich das nicht. Der ideelle Wert dieser Arbeit für mich ist enorm. Sie ist so befriedigend, dass dieses Erlebnis meine Einstellung dazu, was für Geschichten ich künftig schreiben möchte, vermutlich nachhaltig beeinflussen wird.

Merkwürdig ist, dass gerade das Besondere, das Revolutionäre der Geschichte (im klassischen Sinne der ›ästhetische Gedanke‹) wenig Raum einnimmt und vermutlich auch kaum als spektakulär wahrgenommen werden dürfte. Die einzige Szene, mit der ich so unzufrieden bin, dass ich sie wahrscheinlich um- oder neuschreiben werde, ist auch diejenige, in der diese Idee erstmals präsentiert wird. Ich wollte diesen Kern in ein interessantes Drumherum einbetten – im Ergebnis wirkt dieses Setting auf mich nun so interessant, dass es die Kontrolle über die Geschichte übernimmt. Der Kern ist noch immer da, aber er wird in gewisser Weise überstrahlt.

Heute habe ich im Zuge der Überarbeitung zwei Nebenfiguren zu einer verschmolzen. Das ist generell keine schlechte Idee, wenn man die zwei Figuren nicht braucht, macht so etwas eine Geschichte dichter, weil der Wiedererkennungswert zwischen den Szenen steigt, wenn man ›Bekannten‹ wiederbegegnet.

Zu etwas ganz anderem: Oft berichtete ich von Druckfahnen, die ich von Fanpro oder Ulisses zu meinen Büchern bekomme und dann durchsehe. Diese werden von dem Designer Ralf Berszuck gesetzt, der mich kürzlich auf seine neue Webpräsenz aufmerksam gemacht hat. Interessant, wie vielfältig man sich als Designer betätigen kann.

Dann wurden heute noch Internet-Werbetexte für eines der kommenden Bücher angefragt, aber bis auf die Bestätigung der Anfrage habe ich mich damit noch nicht befasst. Alles zu seiner Zeit.

Ein wichtiger Tag für ›Die Türme von Taladur‹: Heute Morgen ist die Taladur-Homepage offiziell eröffnet worden. Dort findet man bereits eine Reihe von Informationen zu dem Projekt, womit auch klar sein dürfte, von welchen redaktionellen (Werbe-)Texten ich in den letzten Wochen berichtet habe. Wir wollen die Seite in den nächsten Monaten immer weiter ergänzen. Womit, hängt durchaus wesentlich von den Rückmeldungen aus der Fangemeinde ab, wir können uns hier von atmosphärischen Texten über Spielhilfen für das Rollenspiel bis zu grafischen Elementen und Werkstattberichten eine Menge vorstellen.

Beim Korrekturdurchgang für ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute die Hälfte erreicht. Bislang liest es sich sehr gut, aber ich fürchte, dass Probleme in der zweiten Hälfte liegen. Völlig problemlos war auch die erste nicht. Der verstorbene Ehemann hieß in einer Szene Ralf, in einer späteren Tim. Solche Sachen fallen mir erst dann auf, wenn ich die Geschichte im Zusammenhang, in einem Rutsch lese (weil diese Figur nicht selbst auftaucht, sondern immer nur am Rande an sie gedacht wird – da ist der Name nicht präsent und taucht auch nicht in der Figurenliste auf).

Beim Schreiben höre ich gern laute Musik, beim Korrekturlesen habe ich es eher mit der Stille. Der Korrekturgang für ›Gottes Ebenbilder‹ begann mit den Sachen, die ich üblicherweise zuerst mache: dem Ersetzen doppelter Leerzeichen durch einfache und einem Durchgang mit der automatischen Rechtschreibprüfung. Letzterer vertraue ich nur bedingt, insbesondere was die Getrennt- und Zusammenschreibung angeht. Zudem muss man als Science-Fiction-Autor besonders viele neue Wörter ins Wörterbuch aufnehmen (Transplast, Hyperraumsprung, Terrock, ...). Dazu lege ich mir für jeden ›Schreibbereich‹ ein eigenes Wörterbuch an. Ich kann jetzt also je nach dem Manuskript, an dem ich arbeite, Fachbegriffe zu ›Das Schwarze Auge‹, ›BattleTech‹ oder eben ›Gottes Ebenbilder‹ zuschalten. Wobei ›Fachbegriff‹ auch die Eigennamen meiner Figuren umfasst.

Leider habe ich bei meiner neuen Textverarbeitung noch nicht herausgefunden, wie man bastimmte Zeichen zählt, was zum Beispiel bei öffnenden und schließenden Anführungszeichen nützlich ist. Wenn da die Anzahl unterschiedlich ist, stimmt etwas nicht. Mit meiner alten Textverarbeitung habe ich dann immer Teile des Dokuments markiert und die Suche auf diese Teile bezogen wiederholt, bis ich den Satz gefunden habe, in dem ein solches Zeichen zu viel oder zu wenig war.

Ich bin davon überzeugt, dass ›Gottes Ebenbilder‹ ein hervorragender Stoff ist, noch dazu auf besondere Weise meine Geschichte in dem Sinne, dass es kaum jemand anderes geben dürfte, der den Hintergrund mitbringt, diese Handlung soweit zu durchdenken, dass er einen Roman daraus machen könnte (man braucht eine etwas spezielle Bildung dafür). Weniger bin ich davon überzeugt, dass es mir gelungen ist, den Stoff adäquat umzusetzen. Noch sieht alles gut aus, aber ich bin bei meinem Korrekturdurchgang kaum über Seite 100 hinaus. Mich beschleicht die Ahnung, dass die Geschichte um Seite 400 herum einbrechen wird. Allerdings schätze ich meine Geschichten vor dem Korrekturlesen grundsätzlich schwächer ein als danach. Das liegt daran, dass die Handlung beim Schreiben naturgemäß langsamer voranschreitet als beim Lesen – zehn Seiten statt hundert an einem Tag. Dadurch wirkt sie in der Erinnerung träge. Da ist es ein gutes Korrektiv, wenn man die Geschichte dann einmal in einem Zug durchlesen kann.

Vielleicht lag es an der Zeitumstellung, vielleicht auch daran, dass mir der Epilog nicht aus dem Sinn ging. Um Sechs Uhr früh saß ich vor meiner Textverarbeitung, Viertel vor Sieben durfte ich die befreienden Buchstaben unter das Manuskript von ›Gottes Ebenbilder‹ tippen: ›– E N D E –‹. 621 Seiten, 929.263 Anschläge. Nach einem Jahr, drei Monaten und dreizehn Tagen (wie mir mein Schreibtagebuch-Eintrag vom 18. Juli 2010 verrät, habe ich das Projekt an diesem Datum ausgewählt) ist es geschafft.

Das letzte Kapitel von ›Gottes Ebenbilder‹, sozusagen der Abspann, ist mit neun Seiten sehr kurz, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich diese neun Seiten auf vier Szenen verteilen. Es kann nicht verwundern, dass ich es heute in einem Rutsch geschrieben habe. Auch den Epilog hätte ich heute noch machen können, aber den hebe ich mir noch auf. Auch er wird nur ein paar wenige Seiten umfassen, und dann wird die Rohfassung fertig sein – der erste Abschied steht an, nämlich der von der Phase des Schreibens, in der eine Geschichte noch völlig unbekanntes Land für den Autor bietet.

Die Sechshundert-Seiten-Marke bei ›Gottes Ebenbilder‹ ist geschafft. Mit den zehn heute geschriebenen Seiten bin ich auch inhaltlich gut vorangekommen, der actionnbetonte Teil des Finales ist nun fertig. Das war gar nicht so einfach, weil meine Hauptfiguren keine Action-Helden sind, sondern ein Mönch, der als Astronom arbeitet, und eine Linguisten mit Spezialgebiet Latein. Ich denke, mithilfe einiger Nebenfiguren ist es dennoch ganz gut gelungen.

Die Spannung ist noch nicht gänzlich aufgelöst, dafür habe ich noch die letzte Szene des Kapitels. Danach folgt ein kurzes Abschlusskapitel, dann ein Epilog á la ›Die Welt ein Jahr später‹. Ich fühle das Ende kommen.

Bei den ›Türmen von Taladur‹ gibt es in den letzten Wochen erfreulich viele schöne Diskussionen in unserem internen und streng geheimen Autorenforum. Die Details der Geschichte treten immer deutlicher hervor.

Drei Seiten habe ich heute geschrieben und mich damit an die Stelle herangepirscht, an der das Finale den höchsten Actionanteil bekommen wird. Mit den anderen Taladur-Autoren habe ich noch ein wenig die Details des Settings analysiert. Ein nettes Gespräch mit meinem Agenten rundet den schriftstellerischen Tag ab.

Ein bisschen Austausch zu ›Die Türme von Taladur‹, sonst lief heute schriftstellerisch nichts.

Wie immer geht die Arbeit zum Ende eines Manuskripts hin leicht von der Hand. Vor der Arbeit habe ich heute acht Seiten geschrieben (was auch damit zusammenhängt, dass ich um 04:30 Uhr aufgewacht bin und nicht mehr müde war), damit die gestern begonnene Szene beendet und eine weitere, kurze, hinzugefügt. Ich hätte auch noch weitermachen können, wollte mir aber eine kreative Pause vor der nächsten Szene gönnen, denn das wird eine actionreiche Phase vergleichbar zum Mittelteil von Sanguis B.. Abends kam zwar nichts mehr dazu, aber dennoch machen diese acht Seiten den heutigen zu einem erfolgreichen Schreibtag, da ich ja auch in meinem Hauptberuf gut zu tun hatte.

Heute ist auch das fertige Cover zu einem weiteren Buch gekommen, das noch dieses Jahr erscheinen soll. Es zeigt eine ungewöhnliche Motivzusammenstellung für die Reihe, zu der es gehört, eine Art Collage. Mir gefällt es.

Vier Seiten ›Gottes Ebenbilder‹.

Meine Bewerbung um Beitritt zu der Autorengruppe, die ich vor ein paar Tagen erwähnt habe, wurde ohne Begründung (jenseits dessen, dass man generell nur noch sehr wenige Neumitglieder akzeptiere) abgelehnt. Was soll man dazu sagen? Vielleicht mit Schiller: Der Starke ist am mächtigsten allein.

Heute habe ich einige Konkretisierungen zu den Planungen des fünften Bandes der Reihe ›Die Türme von Taladur‹ mit der Autorin diskutiert.

Für ›Gottes Ebenbilder‹ hat der Tag vier neue Seiten gebracht, eine Szene. Mein yWriter weist nur noch neun ungeschriebene aus.

In der Nacht habe ich noch einen Werbetext finalisiert, den Ulisses für einige meiner Bücher angefordert hat, was mich natürlich freut.

Am Vormittag habe ich elf Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben, am Nachmittag noch einmal vierzehn dazu. Das Wochenende hat mich also insgesamt siebenundvierzig Seiten vorangebracht. Damit bin ich zufrieden.

Sicher ist es unbefriedigend, die Schreibarbeit an der Quantität der Seiten zu messen, die man zu Papier gebracht beziehungsweise der Festplatte anvertraut hat. Aber damit bin ich nicht allein, Hemingway hat jeden Abend mit Bleistiftstriche auf die Tapete gemalt, für jede Seite einen Strich. Die Crux liegt darin, dass diese simplen Abzählmethoden die einzigen sind, mit denen man das Schreiberhandwerk überhaupt objektiv messen kann. Wenn ich Stahl schmieden würde, könnte ich seine Belastbarkeit prüfen oder seine Elsatizität, aber die Qualität eines Textes ist so ziemlich das Subjektivste, was sich denken lässt (auch wenn die mäßigen bis mittelmäßigen Angehörigen der Kritikerzunft das nicht begreifen). Jane Austen galt zu ihrer Zeit als verderblicher Schund, heute ist es Weltliteratur. Taugen die Szenen, die ich dieses Wochenende verfasst habe, etwas? Wer will das sagen? In unseren demokratischen Zeiten neigt man dazu, die Mehrheit entscheiden zu lassen, oder zumindest eine signifikante Masse. Was vielen gefällt, das ist gut. Aber das lässt sich bei einem in Entstehung befindlichen Manuskript naturgemäß noch nicht sagen. Ich habe die Geschichte so gut erzählt, wie ich es heute konnte. Das ist für mich eine Frage der künstlerischen Integrität, das ist mein Anspruch. Dennoch bin ich nich davor gefeit, dass mein Urteil vielleicht negativ ausfallen mag, wenn ich in der Überarbeitung sein werde. Oder wenn ich nach einigen Jahren auf den Text zurückschauen werde – dann wird er mir vielleicht als stümperhaftes Frühwerk erscheinen. Oder ein Lektor öffnet mir irgendwann die Augen, sodass ich erkennen muss, dass die Geschichte nichts taugt (was ich nicht glaube, sonst würde ich sie nicht schreiben).

Also bleibt nur das quantitative Maß, und da steht die Nadel für dieses Wochenende auf siebenundvierzig Normseiten. Das macht mich zufrieden, was ja schon ein Wert in sich ist.

Meine Freude wird ein wenig dadurch getrübt, dass ich etwas nicht gefunden habe, nämlich die aktuellen BattleTech-Bücher. Die einzige Buchhandlung in Köln, von der ich wusste, dass sie die Serie führt, hat sie anscheinend aus dem Sortiment genommen. Das finde ich bedauerlich, nicht nur als Autor, der seine Bücher gern angeboten sehen möchte, sondern auch als Fan. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass BattleTech dramatisch unterschätzt wird, weil es sich nie von dem ›Roboter dreschen aufeinander ein‹-Image lösen konnte. Dabei ist es so viel mehr. So sehr viel mehr. Womit wir wieder bei der Subjektivität von Qualität wären. Es wird da draußen viele geben, die niemals Ardan Pryde gefolgt sind, die niemals miterlebt haben, wie Aktion Doppelgaenger aufgedeckt wurde, die nichts davon wissen, wie Justin Xiang zum berühmtesten Gladiator der Inneren Sphäre aufstieg, die von der tragischen Liebesgeschichte zwischen Omi Kurita und Victor Steiner-Davion nichts wissen, die weder den Stolz des Draconis-Kombinats noch den Freiheitsdrang der Liga verfolgt haben, denen die technokratische Religion Comstars nichts sagt, dessen Adepten fortschrittliche Technologie als göttlich verehren und die Einzigen sind, die die Kommunikation zwischen Sternsystemen aufrecht erhalten können, Leser, denen kein Schaudern über den Rücken lief, als die Clans aus der kalten Leere zwischen den Sternen zurückkehrten, um der bekannten menschlichen Zivilisation ein Ende zu bereiten, einfach, weil diese Leser nicht dabei waren. Und für die wird BattleTech immer ›prügelnde Roboter‹ sein.

Wirklich bedauerlich.

Wenn ich vor dem Mittagessen zehn Seiten schaffe, ist das der perfekte Start in einen guten Schreibtag. Heute ist mir das gelungen, und am Ende des Tages bin ich fünfundzwanzig Seiten weitergekommen. Etwa 813.000 Anschläge hat ›Gottes Ebenbilder‹ nun, ich bin auf Seite 543 und das sechste Kapitel ist fertig. Wesentlichen Anteil daran hat auch der Umstand, dass ich einen Soundtrack zum Schreiben gefunden habe, der die Stimmung der aktuellen Passagen gut trägt. Diesmal ist es ›The Vision Bleak‹, das Stück ›A Curse Of The Grandest Kind‹ lief heute in Endlosschleife. Nach aktueller Planung sind noch dreizehn Szenen offen. Da die Szenen zum Ende hin im Allgemeinen kürzer werden, ist das nicht mehr viel. Mehr als fünfundsechzig Seiten, weniger als einhundertdreißig. Bald habe ich ein paar Tage frei, deswegen wird der November wohl den Abschluss der Rohfassung sehen.

Zehn Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ und in der Konzeption am Kapitelende zwei Szenen zusammengelegt. Die Geschichte steuert auf ihr Finale zu.

Acht Seiten ›Gottes Ebenbilder‹.

Früh aufzustehen und vor der Arbeit zu schreiben ist wirklich eine gute Idee. Heute hat das fünf Seiten gebracht. Nach ›Schichtende‹ kamen noch fünf Seiten dazu. Insgesamt waren es heute zwei kurze Szenen. Ich wundere mich darüber, wie viel ein U-Boot mit gemischter Besatzung für erotische Passagen hergibt.

Endlich wieder ›Gottes Ebenbilder‹! Sechs Seiten, eine Szene, das fühlt sich beinahe wie eine Erlösung an. Auch am Werbeauftritt war ich heute ein wenig beteiligt, aber das ist nebensächlich. Ich merke, wie wichtig es mir ist, diese Geschichte zum Abschluss zu bringen. Da ich demnächst ein paar Tage frei haben werde, hoffe ich, dass mir das bis Mitte November gelingen wird. Die nächsten Szenen jedenfalls werden sehr spannend für mich.

Noch ein bisschen Feilen an den Werbetexten war heute angesagt. Fertig gelayoutet sehen sie hübsch aus.

Und ich stelle fest, was für einen Unterschied es macht, wenn ein guter Agent einem die Tür aufhält. Heute ist der erste Tag nach der Buchmesse, und schon habe ich die Eingangsbestätigung für das Material, das ich am Wochenende eingeschickt habe. Ich glaube, das war bei meinen vorigen Versuchen niemals eher als nach zwei Monaten der Fall.

Aus dem Fahnenkorrektorat eines Manuskripts habe ich heute die Anmerkungen bekommen. Nicht, damit ich etwas damit mache, das erledigt der Setzer. Ich habe darum gebeten, damit ich die Fehler künftig vermeiden kann. Dreißig Sache hat der Korrektor nach meiner letzten Durchsicht noch gefunden, weniger als eine auf zehn Druckseiten.

Wer glaubt, ein Redakteur sei von einem Nimbus der Unfehlbarkeit umgeben, der jeden in seiner Nähe zu instinktiver Unterwürfigkeit nötigt, der täuscht sich. Heute habe ich mich mit dem Verfassen der erwähnten Werbetexte beschäftigt und zwei davon postwendend zurückbekommen. Aber gut, ich kann auch nicht-lyrisch! Die nächste Version ist schon eingeschickt.

Überhaupt bin ich jetzt mit den Werbe- und Zusatztexten auf Ballhöhe. Sechs sind es im Ganzen gewesen, fünf sind abgegeben, zwei davon wie erwähnt zweimal, der letzte und längste bezieht sich auf ein anderes Projekt und hängt jetzt erst einmal ab.

Fragt hier jemand nach ›Gottes Ebenbilder‹? – Das entwickelt sich zu meinem schlechten Gewissen ...

Es ist erstaunlich, wie lange es dauert, einen eigentlich schon abgabefertigen Text soweit aufzupolieren, dass man ihn wirklich einsenden kann. Die Leseprobe, mit der ich mich schon gestern beschäftigt habe, ist dafür ein Paradebeispiel. Sie ist fünf Jahre alt, und in dieser Zeit habe ich den Text mehrfach überarbeitet. Trotzdem habe ich jetzt nochmal ungefähr acht Stunden in etwa vierzig Seiten gesteckt. Formulierungen erschienen mir schwülstig, aber die geänderten Ausdrücke passten nicht mehr in den ästhetischen Zusammenhang, also musste auch der überarbeitet werden. Bei alldem ging es nur um Sprache, nicht um Inhalt, denn dass ich die Geschichte noch einmal komplett neu schreiben werde, falls sie angenommen wird, steht für mich schon jetzt fest. Die Leseprobe war damals für ein dickes Buch gedacht, das neue Konzept sieht drei Bücher vor, wobei das ursprüngliche in etwa dem zweiten und dritten Band entspricht. Auf Seite 45 stieß ich auf eine Szene, die mir inzwischen verdeutlicht, warum das Manuskript (insgesamt bis auf Seite 122 fortgeschritten) damals abgelehnt wurde – zu wenig Aktion, zu viel Meditation. Viel zu viel Meditation. Offenbar hatte ich damals noch nicht das Gespür für den Rhythmus, den Atem einer Geschichte, wie ich ihn heute habe. Glücklicherweise brauchte ich mich mit dieser Szene nicht mehr zu beschäftigen, die ersten 45 Seiten reichen als Leseprobe vollkommen aus.

Jedenfalls ist dieses Päckchen jetzt auf seinem elektronischen Weg. Ich kann mich wieder mit dem ›Kleinkram‹ beschäftigen, also redaktionellen Texten (mit hohem Werbeanteil) für meine demnächst erscheinenden oder bereits erschienenen Bücher.

Darunter hat mal wieder ›Gottes Ebenbilder‹ zu leiden, das ich schon wieder seit Tagen nicht angeschaut habe. Allmählich denke ich davon wie von einem vernachlässigten Kind ...

Im Online-Handel schlägt sich Türme im Nebel bereits vor seinem Erscheinen wacker, wobei man vorsichtig sein muss, weil die Statistiken der Händler auf den unteren Rängen (unter 100 und noch mehr unter 1.000) sehr volatil sind – ein einziger Verkauf kann da ein paar -zigtausend Plätze im Ranking ausmachen. Türme im Nebel steht heute aber so gut da, dass es mit Sicherheit mehr als nur eine Handvoll Vorbestellungen geben dürfte, was natürlich erfreulich ist.

In einem alten Manuskript, das schon lange auf meiner Festplatte reift, habe ich heute dreißig Seiten überarbeitet. Messe-Nachbereitung, wenn man so will. Dabei habe ich festgestellt, dass ich ›damals‹ noch nicht wusste, dass ›Graf‹ ein höherer Rang ist als ›Baron‹. Nachdem ich bei Isenborn so mit den Titeln jongliert habe, springt mir dieser Umstand ins Auge.

Bei der Buchmesse war ich heute das erste Mal. Ich bin generell kein Freund von Messen, und obwohl der Besuch durchaus viele angenehme Seiten hatte, macht diese Messe keine Ausnahme. Ich mag das seichte Geplauder nicht, auch wenn ich weiß, dass es zur Geschäftsanbahnung dazugehört.

Ich war gemeinsam mit meinem Agenten und zeitweise auch meinem Verleger unterwegs, was den Vorteil hatte, dass wir direkt klären konnten, welcher Kurs bei den Ulisses-Romanreihen kommendes Jahr für mich anliegt. Darüberhinaus haben wir mit einem halben Dutzend Lektoren und Verlegern gesprochen, von denen ich die meisten noch nicht kannte. Mein genereller Eindruck ist, dass Mehrteiler stärker gefragt sind als Einzeltitel – was mich nicht gerade überrascht und mir im Übrigen auch entgegenkommt. Und es hat wirklich extreme Vorteile, mit einem Agenten unterwegs zu sein, den die Ansprechpartner kennen. Ich glaube, keines der aussichtsreichen Gespräche heute hätte ich geführt, wenn ich allein nach Frankfurt gefahren wäre.

Wieder nur drei Seiten geschrieben. Ich habe einfach zu viel Drumherum zu erledigen. Ich hoffe, das wird sich bald wieder ändern.

Ich habe heute das gemacht, was ein Schriftsteller tun sollte: geschrieben. Sechs Seiten. Nicht überragend, aber genug für einen Arbeitstag in meinem Hauptberuf.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ gab es heute nur eine sehr kurze Szene von etwa zwei Seiten. Dafür erhielt ich die Nachricht, dass meine mehr als zehn Jahre alte Geschichte ›Todeskind‹ in dem Fan-Magazin ›Sumpfgeblubber‹, Ausgabe 89, neuerlich erschienen ist. Die PDF-Version kann man kostenlos herunterladen.

Ich möchte heute eine zweite Folge der Reihe ›Onkel Bernard erklärt die Welt‹ bringen, diesmal ein paar lockere Gedanken zum Thema ›Lichtgeschwindigkeit und Zeit‹.

Dass Licht überhaupt eine Geschwindigkeit hat, stimmt mit unserer Alltagswahrnehmung nicht überein. Für uns scheint es so, als ob Licht die Distanz von A nach B sofort überwindet. Wenn wir einen Ball fangen wollen, gehen wir selbstverständlich davon aus, dass er sich genau dort befindet, wo wir ihn sehen. In Wirklichkeit befindet er sich aber schon ein kleines Stück weiter in seiner Bewegungsrichtung, weil das Licht eben eine minimale Zeitdauer brauchte, um das Bild des Balls bis zu unseren Augen zu transportieren.

Für unseren Alltag ist das bedeutungslos, aber wenn Strecken ins Spiel kommen, die für die Raumfahrt relevant sind, dann wird es wichtig – vor allem, da die Lichtgeschwindigkeit nicht nur eine Konstante ist, sondern die schnellste mögliche Geschwindigkeit überhaupt. Funksignale etwa breiten sich mit (annähernd) Lichtgeschwindigkeit aus. Die Rosetta-Sonde, die auf einem Kometen gelandet ist, um dort Proben zu nehmen, konnte beispielsweise nicht per Funk ferngesteuert werden. Die Steuersignale wären so lange unterwegs gewesen, dass sie sinnlos für das Landemanöver geworden wären. Deswegen musste eine elektronische Intelligenz an Bord der Sonde diese Aufgabe bewältigen.

Ein faszinierender Gedanke, der sich aus dieser Konstante ergibt, ist auch, dass kein Ereignis, das irgendwo im Universum stattfindet, uns betreffen wird, bevor das Licht von dort uns erreicht. Nehmen wir unsere Sonne. Sie ist acht Lichtminuten entfernt. Sagen wir, sie würde einfach so erlöschen, von Jetzt auf Gleich. Wir bekämen acht Minuten lang keinerlei Anzeichen davon mit – und dann würde es plötzlich zappenduster werden, während auf dem Mars noch ein paar Minuten länger die Sonne schiene.

Ein interessanter Effekt ergibt sich auch für Weltraumreisende. Würde ich mich mit exakt Lichtgeschwindigkeit von der Erde entfernen, dann ›nähme ich das Licht mit‹. Sprich: Wenn ich zurück zur Erde schaute, würde ich sie immer exakt so sehen, wie ich sie verlassen habe – das Bild wäre ›eingefroren‹. Könnte ich schneller als das Licht reisen, würde ich das von der Erde reflektierte Licht sogar überholen. Vielleicht wäre ich nach zwei Stunden so weit wie das Licht, das vor drei Stunden die Erde verlassen hätte. Anders ausgedrückt: Ich sähe in die Vergangenheit, wenn ich zurück zur Erde schaute. Bei entsprechender Vergrößerung könnte ich irgendwann mich selbst sehen, wie ich ins Raumschiff steige, in dem ich gerade fliege – allerdings würde ich mich dann rückwärts gehen sehen, denn ich würde ja immer mehr Licht überholen. Irgendwann könnte ich dann meine eigene Geburt beobachten. Jedenfalls theoretisch, praktisch natürlich nicht wegen der Streuung. Die Idee ist dennoch faszinierend.

Nun ist zwar die Lichtgeschwindigkeit konstant, nicht jedoch die Zeit. Zeit läuft mal schneller und mal langsamer, und zwar nicht nur subjektiv, sondern in Relation zur Gravitation. Man hat das mit sehr genauen Uhren gemessen. In Bereichen mit sehr niedriger Gravitation (auf hohen Bergen) läuft die Zeit minimal schneller als bei normaler Erdanziehungskraft. Auf ein Menschenleben umgerechnet macht das kaum etwas aus, vermutlich noch nicht einmal eine Sekunde, aber immerhin.

Im Universum ist die Verteilung der Gravitation erheblich ungleicher als an verschiedenen Orten der Erde. Die Schwarzen Löcher sind Orte immenser Gravitation. Sie ziehen sogar das Licht an – und lassen es nie wieder entkommen. Das bedeutet auch, dass kein ›Ereignis‹ jemals das unmittelbare ›Einzugsgebiet‹ des Schwarzen Loches verlassen wird – daher der Begriff ›Ereignishorizont‹. Im Kern dieser Monster ist die Gravitation unendlich, was auch bedeutet, dass die Zeit nicht vergeht. Nebenbei bemerkt ist das ein Gottesbeweis, nur dass leider viele Menschen unserer Zeit zu ungebildet sind, um das zu verstehen. Da unser Universum aus einer Art Schwarzem Loch entstand (Urknall), war es am Anfang unendlich kompakte Masse. Es gab ›damals‹ noch keine Zeit – die nächste Sekunde kam einfach nicht. Um die Zeit und damit das Universum in Gang zu bringen, bedurfte es eines Anstoßes von außerhalb des Universums.

Eher für Science-Fiction-Autoren als für Theologen interessant sind die Orte mit extrem niedriger Gravitation. In der Leere zwischen den Galaxien etwa dürfte nur sehr wenig Gravitation wirken. Entsprechend müsste die Zeit dort – in Umkehrung zum Effekt eines Schwarzen Loches – rasend schnell vergehen. Das wiederum bedeutet, dass ich dort sehr viel mehr machen kann in dem Zeitabschnitt, der auf der Erde, sagen wir, ein Jahr umfasst. Vielleicht vergehen dort hundert Jahre oder tausend. Ich könnte dort beispielsweise eine Forschungsstation, ein Labor bauen. Während auf der Erde ein Wissenschaftler mühsam nach dem Heilmittel für Krebs forscht, werden in meinem Labor Generationen seiner Kollegen an der gleichen Frage arbeiten. Auch sie werden (subjektiv) Generationen investieren, aber auf der Erde wird für die Patienten eine vergleichsweise kurze Zeitspanne vergehen, bis die Ärzte in der Niedergravitationsstation das Heilmittel gefunden haben werden. Oder wir bauen kein Labor, sondern eine Rüstungsfabrik. Während der Feind auf der Erde noch die Kriegserklärung liest, baut die Niedergravitationsfabrik schon seit einhundert Jahren Bomben ... und zwar auch mit einer technologischen Weiterentwicklung von einhundert Jahren ...

Der Schreibtag begann mit ›Gottes Ebenbilder‹, später habe ich die überarbeitete Konzeptversion zum vierten Taladur-Band durchgeschaut, die damit auch fertig ist. Naturgemäß noch nicht ganz so weit ist das Konzept zu Band Sechs, für das noch einige Entwicklungen in den vorhergehenden Bänden geklärt werden müssen.

André Wiesler hat mir auf der RatCon 2011 ein Mikrofon unter die Nase gehalten. Das Ergebnis kann man ab heute als Podcast Episode 34 der Reihe ›Wiesler and Friends‹ anhören und dabei erfahren, was ›Das Schwarze Auge‹ und ›BattleTech‹ aus Schriftstellersicht unterscheidet und wie leicht man mich ins Grübeln bringt, wenn man mich zu meinen künftigen Projekten befragt.

Was ich gestern zu vermelden vergaß: Türme im Nebel, Präludium und Zorn sind nun im Verzeichnis lieferbarer Bücher gelistet. Man sollte sie jetzt also beim Buchhändler seiner Wahl vorbestellen können. Der Onlinebuchhandel hinkt in dieser Hinsicht immer ein wenig hinterher.

Heute habe ich mir drei Schreibratgeber gekauft. Ich lese diese Bücher meist recht gern.

Ich habe heute die Bestätigung erhalten, dass der van Aaken-Verlag seine Geschäftstätigkeit dauerhaft eingestellt hat. Mein Buch ›Sanguis B.‹ war der erste Roman dieses Verlages – und auch meine erste professionelle Romanveröffentlichung. Jetzt kann man ihn nur noch bei mir direkt beziehen.

Den Tag über war ich heute ziemlich bräsig im Kopf. Dennoch beende ich diesen Eintrag mit der frohen Kunde, dass ich vierzehn Seiten an ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben habe – eine Einleitungsszene und eine ›echte‹ Szene.

Die Schriftstellerei bestand heute für mich vorwiegend aus Telefonaten. Eine Verabredung zur Buchmesse, eine Nachbestellung von Büchern (bei Todesstille bin ich mal wieder trocken gelaufen), eine Klärung für einen langen Werbetext für den Isenborn-Zyklus, den der Verlag zu meiner Freude gern haben möchte, und das Abschlussgespräch für die redaktionelle Betreuung des zweiten Taladur-Bandes.

Mit der Szenenfolge für ›Gottes Ebenbilder‹ bin ich noch immer nicht zufrieden. Ich habe einen Verräter drin, und vermutlich soll er seinerseits von seinem Auftraggeber verraten werden. Vorgestern hielt ich es für eine gute Idee, ihn einfach erschießen zu lassen, gestern war mir Bestechung (aber nicht mit Geld) lieber, um ihn aus dem Weg zu kriegen, heute bin ich auch davon nicht mehr überzeugt. Ich habe die Bestechungslösung modifiziert, aber so richtig zündet sie noch nicht. Vermutlich liegt das Problem daran, dass das Manuskript schon wieder zu lange liegt, ich bin bei dieser Geschichte nicht mehr im Fluss. Ich hoffe, am Wochenende werde ich wieder dazu kommen, ein paar Seiten zu schreiben.

Morgens ein wenig an der Planung von ›Gottes Ebenbilder‹ gebastelt. Der Bösewicht braucht noch einen Schuss, das Opfer muss dazu vorher positioniert werden, dafür kann ich eine bestehende Szene mit einer der neuen zusammenlegen, netto also eine Szene mehr.

Abends das Belegexemplar von Exodus Ausgabe 28 vor der Wohnungstür vorgefunden. Die Nummer steht unter dem Motto ›Von fernen und anderen Reisen‹. Lesen konnte ich sie natürlich noch nicht, aber optisch macht sie eine Menge her mit vielen ganzseitigen, teils farbigen Illustrationen. Mein Beitrag ›Prüfung‹ führt zurück auf das Generationenraumschiff ›Solution‹, das ich bereits vor einigen Jahren vorstellte.

›Eine einmal gefällte Entscheidung kann niemals revidiert werden.‹ Dies ist sinngemäß aus dem Intranet meines Arbeitgebers zitiert, in dem ich einmal die vorbereitenden Texte studiert habe, mit denen wir auf internationale Einsätze vorbereitet werden. Das Zitat stammt aus dem Abschnitt über Deutschland, und wenn ich an die Wankelmütigkeit denke, die ich bei meinen Einsätzen im Vereinigten Königreich, in Russland oder anderen Ländern kennengelernt habe, ist zumindest in der Relation einiges Wahres an dieser Aussage.

Bei mir gilt das in verstärktem Maße. Ich bin (gebürtiger) Westfale, am Dickschädel meines Ururur...uropas sind schon die römischen Legionen gescheitert. Die Mehrzahl der Positionen, die ich heute, mit neununddreißig Jahren, vertrete, hätte ich auch schon mit zwölf Jahren zu Protokoll geben können.

Trotzdem sehe ich ein, dass es sinnvoll ist, die eigene Meinung ab und zu zu überprüfen. Nach einigem Ringen habe ich mich deswegen heute um Aufnahme in eine Internet-Autorengruppe beworben – einer Art von Institution, zu der ich in den zwei Jahrzehnten, die ich nun schreibe, ein recht distanziertes Verhältnis gepflegt habe. Ich bin noch immer skeptisch, aber ich bemühe mich, der Sache möglichst offen gegenüberzutreten. Erst mal kommen lassen ...

Schriftstellerisch stand der heutige Tag für mich im Zeichen des vierten Taladur-Bandes ›Tanz der Türme‹. Vor der Arbeit hat ich die neue Exposéversion durchgeschaut, nach der Arbeit ein paar Stunden mit der Autorin telefoniert. Ich denke, wir haben ein tragfähiges Gerüst.

Meine schriftstellerischen Aktivitäten waren heute sehr sparsam ausgelegt: Ich habe lediglich für einen Roman, dessen Manuskript sich derzeit im Lektorat befindet, meine Vorschläge für Klappentexte und Titelbildbeschreibungen eingereicht.

Ein Universum, das mich seit langem fasziniert, ist Warhammer 40.000. Heute habe ich mir den Film ›Ultramarines‹ angeschaut, der in diesem Universum spielt. Sehr schön, aber das Gefühl bleibt, dass das Artwork eine Belastung für den Hintergrund ist. Die Space Marines sind dermaßen bullig ausgelegt, dass ich mir schlecht vostellen kann, wie ein menschliches Skelett eine solche Körperform bilden kann, und eine Kettensäge als Nahkampfwaffe macht zwar optisch etwas her, ist aber in einer Welt voller Automatikkanonen von militärisch zweifelhaftem Wert. Dafür wurden allerdings andere Dinge meines Erachtens vorbildlich gelöst, etwa die Überlichtreisen.

Einen Großteil des Tages habe ich heute im Park verbracht. Dort habe ich auf meinem NetBook den zweiten Fachlektoratsdurchgang von ›Die Last der Türme‹ gemacht. Das ist jetzt abgeschlossen, das Manuskript ist zurück beim Autor. Naturgemäß habe ich die meisten anmerkungswürdigen Stellen in den neu eingefügten zweieinhalb Szenen gefunden. Jetzt ist der Text reif für das Hauptlektorat.

Erstaunlich, wie schnell man eine Druckfahne lesen kann, wenn der Text bekannt ist. Ich bin heute fertig geworden, habe sie mit meinen Anmerkungen zurückgeschickt und auch die letzten fehlenden Begleittexte geliefert. Danach habe ich mich wieder an ›Die Last der Türme‹ gesetzt und auch dort habe ich das erste Drittel geschafft. Fachlich ist nichts mehr zu wollen, alle Punkte, die ich im ersten Durchgang gefunden hatte, sind sehr gut gelöst. Eigentlich ist mein Redaktionsjob damit getan, aber ich mache noch einige Anmerkungen zu Stil und Orthografie, einfach weil ich denke, dass man mit nicht-betriebsblindem Blick durchaus etwas beitragen kann. Ob der Autor diese Sachen annimmt oder den Text in der vorherigen Fassung ins (Haupt-)Lektorat geben möchte, ist dann seine Sache.

Bei der Durchsicht von ›Die Last der Türme‹ war ich heute etwa auf Seite 100 angelangt, als auch schon die Druckfahne des gestern eingereichten Manuskripts bei mir aufschlug. Ich räume grundsätzlich dem am weitesten fortgeschrittenen Projekt Priorität ein, sodass Andrés Roman zunächst zurück auf die Wartebank kommt. Bei der Druckfahne habe ich heute etwa ein Viertel durchgesehen. Ich bin ein wenig verliebt in meine Geschichte und hoffe, dass es den Lesern ähnlich ergehen wird, denn ich möchte sie gern zu einem langen Zyklus ausbauen – so ist sie auch konzipiert.

Die Nomenklatur ist angepasst, das erste Manuskript beim Setzer, das zweite (mit konsistent angepasster Nomenklatur) im Lektorat. Auch ich habe meine Fachlektorenarbeit wieder aufgenommen, natürlich bei ›Die Last der Türme‹.

Die Nomenklaturfrage ist geklärt, ich werde Ersetzungen in meinem Manuskript vornehmen. Zudem hat André den zweiten Taladur-Band überarbeitet, sodass auch hier der nächste Durchgang ansteht.

Für beides habe ich heute keine Zeit, es geht auf eine Art Betriebsfeier. Dort kann ich die Menge mit Anekdoten aus meinem Schriftstellerleben bespaßen. Das ist immer wieder ein Thema, das viele Leute interessiert und dem die meisten sogar außergewöhnlich wohlwollend gegenüberstehen.

Die neue BattleTech-Seite ist online und trägt den schönen Namen ›HPG-Station‹. Hyperpulsgeneratoren sind im BattleTech-Universum für die Übermittlung von Nachrichten zuständig.

Das Manuskript ist zurück beim Verlag. Eine Frage zur Nomenklatur konnte heute nicht abschließend geklärt werden; je nachdem, wie sich der Verlag hier entscheidet, müssen noch einige Fachtermini ersetzt werden, aber das ist dann eine Aufgabe für die Textersetzung und sollte daher leicht zu machen sein. Ich bin mental bereits beim nächsten Manuskript. Zu meiner Überraschung wünscht der Verlag hier keine strenge Formatierung auf Normseiten, sondern eine, die sanft an das Drucklayout angepasst ist (der Schriftschnitt für Überschriften und Datumsangaben soll beispielsweise schon entsprechend gesetzt werden). Im Grunde ist mir das lieb, weil ich der Theorie anhänge, dass Fehler vermieden werden, je früher im Prozess man auf das Ziel einschwenkt.

Ansonsten habe ich heute ein sehr schönes Banner des Künstlers Hikage Maru entdeckt, das es mir erlaubt, Flagge zu zeigen:

Andurien

Wer anderer Meinung ist, wird in der Banner-Galerie sicher auch fündig.

Mit dem Korrekturgang bin ich durch. Offenbar sind während des Lektorats beinahe alle Kursiv-Markierungen verlorengegangen – unabsichtlich, wie ich nach einem Telefonat mit dem Lektor weiß. Das ist natürlich ärgerlich, aber jetzt sollte alles wieder richtig formatiert sein. Hoffentlich bleibt das nun auch so, wenn der Text zum Setzer geht.

Morgen werde ich noch einmal die Drumherum-Texte durchsehen, dann geht der Text zurück zum Verlag. Ich werde ihn dann erst wieder sehen, wenn er gesetzt sein wird.

Mit dem Lektorat telefoniert und die Hälfte des Manuskripts durchgesehen. Festgestellt, dass die Anhänge noch fehlen, die vervollständige ich jetzt nebenbei. Lange nicht mehr so viel Freude an der Schriftstellerei gehabt wie heute.

Offenbar verschwinden ab und zu Lesermeinungen im Online-Shop des bekannten Händlers Amazon. Vielleicht passiert das, wenn sich der Verfasser von der Plattform abmeldet?

Am späten Abend ist ein Manuskript aus dem Lektorat zurückgekommen. Zum Inhalt darf ich nichts (mehr) sagen. Überrascht war ich vom Umfang. Ohne Anhänge hat der Text gut 675.000 Anschläge, und die Fortsetzung ist, wie ich festgestellt habe, noch ein Stück länger. Das hatte ich überhaupt nicht mehr präsent.

Eevie Demirtel, Autorin des vierten Bandes von ›Die Türme von Taladur‹, hat anlässlich ihrer Berufung in die Redaktion des Rollenspiels ›Das Schwarze Auge‹ eine Selbstvorstellung veröffentlicht.

Ich war heute noch immer faul, habe nur minimale Ergänzungen an meiner Planung für die verbliebenen Szenen von ›Gottes Ebenbilder‹ vorgenommen. Vielleicht werde ich morgen ein wenig daran weiterschreiben – mal sehen. Wahrscheinlich sollte ich eher die Exposés für meine Manuskripte aufmöbeln, schließlich dauert es nicht mehr lange bis zur Buchmesse.

Kürzlich wurde mir mit einem verschmitzten Lächeln mitgeteilt, ein Bekannter habe ›Twilight‹ wegen flacher Charakterisierungen und Passivität der Hauptfigur in einer vernichtenden Kritik in den Boden gestampft. Grund genug, im heutigen Tagebucheintrag dadurch von meiner schriftstellerischen Untätigkeit abzulenken, dass ich mich ›dem Kritiker als solchem‹ zuwende.

»Literaturkritik spielt nicht im gleichen Stadion wie Literatur. Sie ist eine eigene Sportart mit eigenen Regeln und eigenen Fans.« Hier zitiere ich sinngemäß Sten Nadolny. Hat er recht?

Ja, hat er. Die Meinung der Kritiker hat selten etwas mit der Meinung des Publikums gemein. Ich erinnere mich noch gut an eine Folge des Literarischen Quartetts, das ich, nebenbei bemerkt, immer gern geschaut habe. Eine der Diskutantinnen dort verstieg sich zu der Aussage, dass der Unterhaltungswert nicht als Qualitätsmaßstab eines Buches herangezogen werden könne. Sie sagte nicht alleiniger Qualitätsmaßstab, wo ich noch mitginge, sondern sie sprach der Unterhaltung rundheraus jede Qualität ab. Ob ein Buch spannend ist oder nicht, ob es einen zum Lachen bringt oder nicht, das scheint also in Kritikerkreisen ebenso unbedeutend wie die Farbe des Umschlags. Ich erlaube mir den Luxus einer abweichenden Meinung. So radikal abweichend, dass sich eine Argumentation verbietet, da ich in einem anderen Koordinatensystem unterwegs bin.

Lassen wir diesen Gedanken also ruhen und fragen lieber nach der Daseinsberechtigung von Kritik, und zwar am konkreten Beispiel ›Twilight‹. Analyse der Situation: ›Twilight‹ ist die erfolgreichste Buchreihe der Gegenwart, weltweit. Sie begeistert ein Publikum, das sich aus allen Altersstufen und vielen Kulturen zusammensetzt. Zu konstatieren ist auch eine deutliche Massierung im weiblichen Publikum. Als Stephenie Meyer auf der lit.cologne las, war ich im brechend vollen Auditorium einer von zwei Männern. Beim Signieren hinterher erntete ich dann auch einen unverholen überraschten Blick der Bestseller-Autorin.

Hier liegt also ein Megaerfolg vor, und zwar ein reproduzierter, denn die Reihe hat ja mehrere Teile, die alle eingeschlagen sind. In der anderen Ecke: unser Kritiker, der meint, das Werk sei Schrott.

Wie kann er zu diesem Urteil kommen?

Vielleicht geht er objektiv vor, soweit das bei Literatur überhaupt möglich ist. Dann hat er einen Kriterienkatalog (der anscheinend ›ausgefeilte Charaktersisierung‹ umfasst), misst das Werk an dieser Latte und kommt zu seinem Urteil.

Sollte das der Fall sein, legt er offenbar das falsche Maß an. Er versucht, Farbe mit einem Thermometer zu bestimmen oder Lautstärke mit einem Zentimetermaß. Literatur ist vielfältig, man muss die Fähigkeit besitzen, in die Konventionen eines Genres zu denken, oder man muss schweigen, wenn man sich nicht lächerlich machen will. Wir alle wissen, dass überlichtschnelle Fortbewegung unmöglich ist. Wenn ich das nicht ausblenden kann, dann muss ich notwendigerweise jede Space Opera als kompletten Unsinn ansehen. Ich kann dann allerdings auch kein Werturteil innerhalb des Genres abgeben – ich kann Star Wars nicht mit Alien oder dem Foundation-Zyklus vergleichen, denn sie entziehen sich alle auf gleiche Weise meinem Verständnis. Ich finde keinen Zugang dazu.

›Twilight‹ ist eine romantische Geschichte. Als solche funktioniert sie überragend. Ich behaupte, dieser Erfolg resultiert zu einem erheblichen Anteil aus der Art und Weise, wie die Hauptfigur charakterisiert ist. Natürlich ist Bella eine Bewegungslegasthenikerin mit hohem Zicken-Faktor und einer bedenklichen Mischung aus Wertkonservatisismus und Relativismus. Gerade das macht sie zur perfekten Identifkationsfigur für ein immens breites Publikum. Bella ist kein ›Role Model‹, dem man nacheifern möchte. Sie ist das Mädchen von nebenan, das einfach wahnsinniges Glück hat, weil es das Diamant-Alphamännchen abbekommt. Und zwar, ohne irgendetwas dafür zu tun. Botschaft: Jede, wirklich jede, kann Glück haben. Auch wenn du dein Leben lang verkannt wirst, kann irgendwann aus dem Nichts der Prinz mit den Fangzähnen auftauchen und dich in eine magische Welt bringen. Wieviel mehr Zauber hat diese Vorstellung im Vergleich zu einer tiefschürfenden Charakterstudie, die uns den Zustand unserer Gesellschaft mit ihren Problemen verdeutlicht? Das ist auch gar nicht das Anliegen von ›Twilight‹. ›Twilight‹ ist Fluchtliteratur. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, es sei denn, man sieht sich selbst als Kerkermeister, wie schon de Camp richtig feststellte.

Ist unser Kritiker vielleicht das? Ein Kerkermeister? Jemand, der mit missionarischem Eifer versucht, Menschen in gute und böse einzuteilen? Die Guten, die seine Sicht auf die Welt teilen, und die Bösen, die dagegen rebellieren? Die gute Literatur, die seine Ideologie in die Gehirne wäscht, und die böse, die dieses nicht tut? Möglich.

Was kann noch zu dieser Kritik geführt haben? Die Motive verlieren immer weiter an Edelmut. Neid liegt nahe. ›Twilight‹ ist über alle Maßen erfolgreich, die Autorin besitzt die Souveränität, aus eigenem Entschluss aufzuhören, nicht mehr nachzulegen. Wer, der dem Literaturbetrieb auch nur ein wenig abgewinnen kann, wäre nicht gern an ihrer Stelle? Es gibt diejenigen, die diese Frage mit einem ehrlichen ›Ja‹ beantworten und es gibt die Lügner.

Geltungssucht kann ein weiteres Motiv für diese Kritik sein. Unser Kritker möchte auffallen, das kann er nur, wenn er aus der Masse herausragt. Da die Masse jubelt, muss er ›buh!‹ schreien, auch wenn er sich damit zum Idioten macht.

Unterteilen wir das Publikum einer Kritik einmal in vier Gruppen, um den Nutzen einer solch abwegigen Kritik zu beurteilen:

Es gibt den Verfasser selbst. Er wird sicherlich seine Befriedigung gezogen haben. Selbst vielleicht ein kleines Licht, hat er ein Forum gefunden, in dem er sich scheinbar über die bewunderte Megaseller-Autorin erheben und sich besser fühlen kann. Gönnen wir ihm den autotherapeutischen Erfolg.

Es gibt andere Kritiker. Ich kenne ihr Spiel nicht, ich kann mich nicht dazu äußern, ob eine solche Kritik einen Wert in ihrer Gemeinschaft hat.

Es gibt die Leserschaft. Da der Kritiker mit dem Werk offensichtlich überfordert war, wird seine Analyse für sie uninteressant sein. Warum sollte man sich von einem Eskimo über die optimale Ausstattung einer Kamelkarawane belehren lassen?

Und schließlich sind da die Literaturschaffenden. Für sie hat eine solche Kritik einen Wert, und zwar einen inversen. Unterstellen wir dem Kritiker, er habe aus dem edelsten der oben aufgeführten Motive gehandelt und nach bestem Wissen und Gewissen geurteilt. Dann scheint es sich so zu verhalten wie mit einer Mutter, die ihre Teenager-Tochter in Modefragen berät. Die Tochter wird sich genau anhören, was ihre Mutter zu sagen hat, um dann das Gegenteil davon zu tun – so wird sie zum heißen Feger auf der nächsten Schülerparty. Ebenso muss sich der Literaturschaffende bemühen, die Kriterien zu erfüllen, die ihn in den Augen dieses Kritikers durchfallen lassen, denn das birgt die Möglichkeit, ein Millionenpublikum zu überzeugen.

Wie Marcel Reich-Ranicki schon sagte: »Literaturkritik versagt auch dort, wo sie große Erfolge nicht zu erklären vermag.« Und: Nein, die Erklärung: »Alle Leser sind doof und nur ich, der Kritiker, bin intelligent« wird nicht akzeptiert.

BattleTech bleibt rührig. Es gibt eine neue, unabhängige Fanseite, die in verschiedenen Foren ein Puzzle veröffentlicht, bei dem man die Webadresse herausfinden kann. Ich habe sie allerdings über eine geschickte Anfrage in einer Suchmaschine gefunden. Bald wird sie wohl auch für alle zu finden sein, die keine Freude am Rätseln haben.

Ich selbst war heute nicht ganz so rührig, ich habe nur die neuen Setzungen aus dem zweiten Taladur-Roman und dem Treatment zu Band Drei ins Zykluskonzept aufgenommen.

Ist es statthaft, allgemeine Überlegungen in einem Schreibtagebuch mitzuteilen?

Ich ringe mit der Beantwortung dieser Frage, was mir durch den Umstand erschwert wird, dass ich am Wochenende wieder einige nette Leute getroffen habe, die dieses Schreibtagebuch gelegentlich aufschlagen. Die möchte ich ungern mit Artikeln á la ›Onkel Bernard erklärt die Welt‹ vergraulen.

Dennoch möchte ich heute ein wenig in dieses Gebiet vorstoßen. Dabei werde ich etwas Partytaugliches wählen, nämlich: ›Warum kann Demokratie nicht funktionieren?‹ – Obwohl ich die hier vertretene These durchaus ernst meine (man weise mir nach, wenn ich falsch liege), ist es kein allzu ernstes Thema. Res publica est res populorum, und da ist ein augenzwinkernder Blick erlaubt. Zudem beschäftigt sich ein Science-Fiction-Autor wie ich ständig mit Gesellschaftsentwürfen, von daher ist die Verbindung zu meinem Schreiben zwar schwach, aber gegeben.

Also: Demokratie. Herrschaft des Volkes. In der heute gängigen Variante realisiert durch Abstimmungsverfahren. Ich schiebe den Vertretern der Demokratie folgende These unter: ›Hat jede Stimme gleiches Gewicht, und stimmt jeder Stimmberechtigte bei perfekter Information gemäß seiner individuellen Interessenlage ab, so wird ein Abstimmungsergebnis erzielt, das die Summe des Nutzens über alle Stimmberechtigten maximiert.‹

Das klingt gut, möchte man meinen. Es setzt einige Annahmen, die in der Realität selten zutreffen, denn kaum geben bei einer größeren Wahl alle Berechtigten ihre Stimmen ab und niemals haben sie die perfekte Information, also den vollen Einblick in die Folgen der Entscheidungsoptionen, schon allein, weil sie im Raum-Zeit-Kontinuum verhaftet sind. Zur perfekten Information in der Frage des Atomausstiegs etwa würde das sichere Wissen darum gehören, wann das nächste Kraftwerk einen GAU erlitte, würde man es nicht abschalten. Aber selbst wenn wir zum Zwecke der Diskussion einmal annehmen wollen, diese Prämissen würden gelten, selbst dann könnte die Demokratie nicht funktionieren.

Gäbe es nur einen Stimmberechtigten, gäbe es keine Abstimmung. Es gäbe nur ein einziges Zentrum der Willensbildung – ein Merkmal der Diktatur, nicht der Demokratie, könnte man spitzfindig bemerken.

Bei zwei Stimmberechtigten ist ein Abstimmungsergebnis entweder ›einstimmig‹ oder ›unentschieden‹. Ist es unentschieden, muss man verhandeln, bis ein einstimmiges Ergebnis erzielt wird, oder sich trennen. Das ist die Art, wie in Anarchisten-Syndikaten Entscheidungen getroffen werden. Ebenfalls nicht demokratisch, der Abstimmungsprozess führt nicht zum Ergebnis.

Interessant wird es erst ab drei Beteiligten. Glücklicherweise funktioniert der Nachweis ab hier immer gleich, egal, wie viele es werden und auch egal, wie viele Abstimmungsoptionen (> 1) es gibt. Deswegen können wir uns der Übersichtlichkeit halber den einfachsten Fall zur Analyse vornehmen.

Wir haben drei Beteiligte: Papa, Mama, Berndi. Die Namensgebung ist nicht zufällig – es sollte klar sein, wem unsere Sympathien zu gelten haben, weil er Opfer des demokratischen Prozesses werden wird.

Papa, Mama und Berndi haben beschlossen, einen gemeinsamen Abend zu verbringen. Zur Auswahl stehen die Optionen: ›Eine Lesung von Bernard Craw besuchen‹ und ›Gemeinsam vegan kochen‹ – sozusagen eine blutvolle und eine blutleere Alternative.

Jeder der Stimmberechtigten kann den Optionen mehr oder weniger abgewinnen. Er zieht mehr oder weniger Genuss aus ihnen, den wir in unserem Modell mithilfe von ›Genusspunkten‹ messen können – je mehr Punkte, desto höher der Genuss. Gemäß der demokratischen Grundregel stimmt jeder nach seiner persönlichen Präferenz ab:

Papa Mama Berndi
Kochen 4 3 1
Lesung 2 2 9

Die Wahl hat ein klares Ergebnis. Bei Mama und Papa liegt die Präferenz auf dem Kochen, Berndi muss sich fügen. Zwei zu Eins. Alles klar.

Oder?

Erweitern wir die Tabelle um eine Spalte, die uns die Summe der Genusspunkte für beide Optionen zeigt, also den Gesamtnutzen betrachtet auf die Summe der Wahlberechtigten:

Papa Mama Berndi Summe
Kochen 4 3 1 8
Lesung 2 2 9 13

Schock! Schwere Not!

Wir erkennen: Die Lesung hätte Berndi rundum glücklich gemacht (9 Genusspunkte) und wäre für Mama und Papa im Vergleich zum Kochen gar nicht so übel gewesen (2 bezwiehungsweise 1 Punkt Differenz). In Summe hat das Abstimmungsverfahren die Gemeinschaft auf dem Weg zum Glücklichsein satte 5 Punkte gekostet! Dabei ist alles streng demokratisch gelaufen ...

Genug davon, schließlich ist diese aus der Spieltheorie stammende Erkenntnis beinahe so verbreitet wie das ›Gefangenendilemma‹. Nur soviel noch: Wer sich nun fragt, in welchen meiner Romane ich solchen Überlegungen nachgehe, der sollte sich im BattleTech-Bereich umschauen.

Der RatCon hat das Wochenende geprägt. Im Zentrum standen für mich ›Die Türme von Taladur‹, die wir in einer Gemeinschaftslesung vorgestellt haben. Wir haben auch die Möglichkeit genutzt, uns persönlich auszutauschen, was letztlich mehr bringt als telefonische oder elektronische Absprachen. Ich denke, wir sind da auf einem sehr guten Weg – die Steine, die wir wegräumen müssen, werden von Woche zu Woche kleiner.

Diebischen Spaß macht es natürlich, wenn man auf eine verwandte Seele trifft. Dabei meine ich nichts, was im handwerklichen oder künstlerischen Sinne mit dem Schreiben zu tun hätte, sondern eher mit der Vorliebe für eine bestimmte Art von Geschichten. Wenn der Con einen Tag länger gedauert hätte, hätten Eevie und ich wohl beschlossen, ganz Taladur bereits in Band Vier komplett und sehr gewaltsam zu entvölkern.

Eevie ist auf dem Con auch zur Redakteurin für das Rollenspiel ›Das Schwarze Auge‹ ernannt worden, das sich die Hintergrundwelt mit der Romanreihe teilt. Es würde zu lange dauern, jemandem, der nicht weiß, was ein Rollenspiel ist, zu erklären, welche Bedeutung das hat, und wer in der Szene aktiv ist, der weiß es ohnehin. Nur soviel: Es ist eine sehr positive Sache, ein solches ›Schwergewicht‹ im Autorenteam zu haben.

Ich durfte auch zwei Interviews geben. André Wiesler wird vom ersten Interview, bei dem die Themen ›Das Schwarze Auge‹ und meine schriftstellerischen Anwandlungen im Allgemeinen sind, auf seiner Webseite einen Podcast zum kostenlosen Download anbieten. Das zweite Interview führte Andreas Warnatsch von der Mechforce Germany. Es wird im Dezember in der Vereinszeitschrift ›Terra Post‹ veröffentlicht.

Auf dem Con war ich wieder einmal beeindruckt, wie viel Herzblut Fans in ihr Hobby stecken. Michael Rost hat eine Datenbank zu DSA-Fakten erstellt, die jeder Beschreibung spottet – wenn ich mich recht entsinne über fünfzigtausend Einträge und viele Algorithmen, die die Vorgaben des Regelwerkes getreu umsetzen. Auch alle namentlich erwähnten Figuren aus meinen Romanen sind erfasst. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als er sein Werk dem Redakteur Alex Spohr vorführte.

Auch die BattleTecher waren sehr rührig und veranstalteten ihre deutsche Meisterschaft.

Spontan entschloss ich mich, den Workshop der Kartenzeichnerin Hannah Möllmann zu besuchen und habe mit einer Karte von Premura dilettiert, einem Minendorf, das in den ›Türmen von Taladur‹ eine Rolle spielt und das abwechslungsreiche Motive wie Wildnis, einen Palacio, Wachtürme, einen Schiefertagebau und Gefangenenbaracken bietet. Besonders interessant war für mich, die Sichtweise einer Zeichnerin kennenzulernen. Sie muss alles erfassen, auch das unwichtigste Zimmer und das banalste Gebäude, und alles mehr oder minder mit der gleichen Aufmerksamkeit würdigen. Täte ich als Romanautor dasselbe, würde jedes meiner Manuskripte am Lektorat abprallen. Ich muss mich in meine Figuren hineinversetzen und das beschreiben, was diese bewusst wahrnehmen – und das sind Besonderheiten, nicht Alltäglichkeiten. Ich kann eine Figur gedankenversunken durch eine Palastanlage wandern lassen, ohne dass sie die Ausstattung auch nur eines Raumes bewusst wahrnimmt. Zeichnet man jedoch den Grundriss des Palastes, wird alles im Rahmen des gewählten Maßstabes getreulich erfasst.

Auf der Rückfahrt traf ich den Rollenspielautor Stefan Unteregger, der mir im Zug zwischen Dortmund un Köln mit viel Begeisterung seine Arbeit an der ›Quanionsqueste‹ näher brachte. Hier geht es um eine Serie von Abenteuern (›Abenteuer‹ ist hier ein Fachbegriff der Rollenspielszene und meint eine Art Drehbuch für ein Erzählspiel), bei denen die Protagonisten die Kirche des Gottes von Gerechtigkeit und Wahrheit bei ihrer Suche nach einem besonderen Artefakt, dem verschwundenen Ewigen Licht unterstützen werden. Obwohl ich kein Rollenspieler bin, hat mich Stefans Begeisterung so angesteckt, dass ich mir vorgenommen habe, den Band zu kaufen, sobald er erscheint.

Morgens vor der Arbeit habe ich das Treatment zu Band Drei durchgesehen und es an den Autor geschickt. Dabei zeigt sich wieder deutlich, wie groß die Unterschiede in der Arbeitsweise sind. Das Treatment ist länger als die meisten Erzählungen, die sich in Anthologien finden. Es ist so etwas wie das Gegenteil zu meinen hingepinnten yWriter-Notizen. Für mich als Redakteur ist es natürlich deutlich angenehmer, auch wenn es nicht meinem Stil entspricht, denn an einer solchen Ausarbeitung kann man die Geschichte schon sehr gut überprüfen und auch genau platzierte Tipps zur Wiederverwendung von Nebenfiguren oder Schauplätzen geben.

Abends habe ich meine zwölf Jahre alte Kurzgeschichte ›Todeskind‹ überarbeitet, die vielleicht im nichtkommerziellen Rahmen meines alten Fantasyclubs zu neuen Ehren kommen darf. Wir werden sehen.

Ansonsten scheint heute jeder auf dem RatCon zu sein – nur ich nicht. Aber das wird sich morgen ändern, denn da bestreiten wir einen Programmpunkt zu den ›Türmen von Taladur‹. Ich habe mir vorgenommen, mich zurückzunehmen und die Veranstaltung nicht zu dominieren. Schließlich werden noch vier andere Autoren des Teams dort sein, und wir wollen die Vielfalt des Projekts präsentieren.

So, das Fachlektorat für ›Die Last der Türme‹ habe ich gemacht und das Manuskript dem Autor zurückgeschickt. In einem Jahr Redaktionsarbeit war das die angenehmste Aufgabe, was natürlich damit zusammenhängt, dass mir der Roman sehr gut gefällt. Erstaunlich, was für Aspekte ein anderer Autor einem Hintergrund abgewinnen kann, den man selbst ausgedacht hat. Band Zwei ist ganz anders als Band Eins, dennoch verbindet beide eine gemeinsame Stimmung, ein Flair, das sie beide umspannt. Band Eins ist vielfältiger, Band Zwei hat einen intensiveren Fokus.

Und jetzt beende ich diesen Eintrag, bevor ich zu viel verrate.

Der heutige Tag gehörte der Redaktionsarbeit – ich mache das Fachlektorat für den zweiten Taladur-Roman. Vermutlich könnte ich bis tief in die Nacht sitzen und die Geschichte in einem Rutsch durchlesen, sie gefällt mir sehr gut. Aber das ist nicht Sinn der Sache – ich muss einigermaßen wach bei der Sache sein, um die Kleinigkeiten zu finden, die noch nicht passen und die entsprechenden Anmerkungen in die Datei zu schreiben – sonst hätte das Lektorat ja keinen Sinn.

Meine Pause dauert an. Heute habe ich nur minimal am Plan für die verbleibenden Kapitel von ›Gottes Ebenbilder‹ gefeilt.

Nach fünf Seiten Schreibarbeit ist jetzt das fünfte Kapitel von ›Gottes Ebenbilder‹ abgeschlossen. Das Manuskript steht jetzt auf Seite 442 und hat 660.443 Anschläge. Damit habe ich mir jetzt eine Pause verdient, finde ich.

Sechzehn Seiten ›Gottes Ebenbilder‹, zwei Szenen. Jetzt trennt mich nur noch eine Szene vom Ende des fünften Kapitels. Das ist auch gut so, da ich vermute, dass mich in der kommenden Woche ab Dienstag ›Die Türme von Taladur‹ und ein anderes Manuskript, das ich täglich aus dem Lektorat zurückerwarte, in Beschlag nehmen werden. Das bedeutet dann eine Pause für ›Gottes Ebenbilder‹, und dafür bietet sich der Übergang von einem Kapitel zum nächsten an.

Einer der drei Presse und Buch Ludwig-Läden im Kölner Hauptbahnhof führt traditionell die Fanpro-Romanreihen. Heute habe ich dort erstmals auch einen Ulisses DSA-Roman gesichtet, nämlich ›Der blinde Schrat‹. Offenbar liefert Ulisses seine Romane einzeln eingeschweißt aus.

Neulich habe ich in diesem Schreibtagebuch einen Artikel zu den ›Türmen von Taladur‹ erwähnt. Dieser ist nun in Ausgabe 28 des Online-Magazins ›SpielXPress‹ erschienen, die man in der Low Resolution-Variante kostenlos herunterladen kann.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute nur zwölf Seiten geschafft, etwas wenig für einen Samstag. Dafür war ich abends auf dem Kölner Science-Fiction-Stammtisch, wo ich den erfreuten Fans vom BattleTech-Relaunch berichten konnte.

Vor einigen Tagen habe ich mir die Neuverfilmung von ›Die drei Musketiere‹ angeschaut, was mich zum Nachdenken über den Umgang mit Gewalt in fiktiven Geschichten gebracht hat. Oberflächlich betrachtet findet in dem Film kaum Gewalt statt, aber bei näherem Hinsehen schreiten die Protagonisten durch ihre Gegner wie Moses durch das Rote Meer. Der Film ist voll von Degenkämpfen. Blut fließt zwar nicht, aber ständig werden Gardisten des Kardinals erstochen – in manchen Szenen dutzendweise. Reflektiert wird darüber nicht – sowohl für den Zuschauer als auch für die Figuren handelt es sich um Statisten, nicht um Menschen mit Verwandten, Freunden und einem eigenen, wertvollen Leben.

In meinen Romanen wird Gewalt inklusive ihrer Folgen oft detailliert beschrieben. Wenn bei mir jemand von einem Degen getroffen wird, dann kippt er nicht stumm um und bleibt liegen, sondern der Stahl in seinen Gedärmen reißt eine schreckliche Wunde, tut weh und nur selten ist man sofort tot. Oft quält man sich durch den Prozess des Sterbens.

Solche Darstellungen werden von manchen Lesern als der Unterhaltung abträglich empfunden. Es geht mir auch gar nicht darum, ob sie realistisch sind oder nicht – wer Romane schreibt, in denen Leute mit spitzen Hüten Feuerbälle werfen, ist ohnehin auf dünnem Eis, wenn er das Wort ›Realismus‹ bemüht. Es geht mir um das Verhältnis zur Gewalt. Ist es ›verherrlichend‹, wenn die Kamera beim Opfer bleibt und seine Qual festhält? Doch wohl nur für jemanden, der Qualen als ›herrlich‹ empfindet. Ist es ›verharmlosend‹, wenn Opfer nicht bluten und ohne Schmerzen aus dem Leben scheiden, keinerlei Trauer gezeigt wird und noch nicht einmal an der Degenklinge Blut schimmert? Ich denke, das lässt sich durchaus argumentieren.

Allerdings räume ich ein, dass ich selbst ebenfalls mindestens einmal zu solch verharmlosender Darstellung gegriffen habe, und zwar im Isenborn-Zyklus. Dort sind mit voller Absicht die Goblins gesichtslose Gegner, die der Leser nie kennenlernt, zu denen er keine Beziehung hat, für die er kein Mitleid empfindet. Hier kann ich lediglich auf die archetypische Symbolik der Fantasy hinweisen. Es sind eben keine Menschen, die hier sterben, sondern Goblins, Monster. So sehr man ihre Ziele auch verurteilen kann, kann man solches von den Gardisten des Kardinals Richelieu nicht behaupten.

Mit relativ wenig Zeiteinsatz fünf Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben, dadurch eine Szene abgeschlossen. So richtig überzeugt bin ich nicht davon, wie die Situation gelöst ist, aber es ist nur ein Nebenstrang und außerdem ist es ja nur die Rohfassung.

Heute ist eine Absage für ›Schnee des Vergessens‹ im Briefkasten gewesen – der Verlag hatte das Manuskriptangebot seit Mitte Februar 2010 vorliegen, also gut eineinhalb Jahre. In gewisser Weise spricht das dafür, ein Manuskript komplett fertigzuschreiben, bevor ich es einreiche. Im Fall einer Absage (also dem Regelfall) habe ich den Aufwand zwar vergebens investiert, aber wenn ich eine Zusage erhalte, habe ich einen lektoratsfertigen Text, den ich einreichen kann. Hätte ich damals nur das übliche Set angefertigt, also Exposé und eine kurze Leseprobe, dann hätte ich im Falle einer Zusage Schwierigkeiten, wieder in die Stimmung und die Logik der Geschichte zu kommen, um sie fertigschreiben zu können.

Heute habe ich nichts geschrieben, was natürlich ärgerlich ist, aber immerhin gab es fruchtbare Diskussionen zu ›Die Türme von Taladur‹.

Etwa eine Seite Fortschritt – heute bin ich kaum zum Schreiben gekommen.

Sechs Seiten ›Gottes Ebenbilder‹, was mich über Seite 400 trägt, auf 601.592 Anschläge. Ich bin zufrieden.

Außerdem habe ich heute die inhaltliche Entwicklung eines Taladur-Romans mit redaktionellen Vorschlägen unterstützt. Dieses Fabulieren, ohne dass ich dann die Verantwortung für die Umsetzung hätte, macht mir am meisten Spaß an dieser Aufgabe. Selbstverständlich sind das in aller Regel nur Anregungen, keine Vorgaben. Schließlich wird nicht mein Name auf dem Titel stehen.

Auch ein Telefonat mit meinem Agenten gab es heute. Ich habe Glück, dass er ebenso ein Science-Fiction-Typ ist wie ich. So konnten wir fachsimpeln, wie ein Planetensystem um den Stern Beteigeuze aussehen würde – eine ziemlich kühne Idee, wenn man bedenkt, dass es sich um einen der größten bekannten Sterne überhaupt handelt, der zudem noch für eine Sonne sehr kalt ist – schlechte Karten für bewohnte Welten. Aber mit guten Karten spielen ist sowieso langweilig.

Zwölf Seiten Gottes Ebenbilder, was in diesem Fall einer Szene entspricht. Im Moment läuft es gut, was sicher auch daran liegt, dass ich nun recht häufig eine Stunde früher aufstehe, um vor dem üblcihen Tagewerk schon ein paar Seiten zu schreiben.

Etwas Sorge hat mir bereitet, dass in den vergangenen Tagen alle Fanpro-Titel aus dem Verzeichnis Lieferbarer Bücher verschwunden waren. Das ist natürlich ungünstig, weil sie damit nicht mehr aus jeder Buchhandlung heraus bestellbar waren. Inzwischen ist aber alles wieder im grünen Bereich: Die Titel sind wieder aufgetaucht, jetzt unter dem Verlag Ulisses Spiele.

Um meine betriebswirtschaftlichen Überlegungen von gestern fortzuführen: Es gibt Geschäfte, die nur dadurch zu Stande kommen, dass die Geschäftspartner wechselseitig davon überzeugt sind, dass der jeweils andere ein Vollidiot ist, den man über den Tisch ziehen kann. Das übliche Börsengeschäft funktioniert genau so: Händler A glaubt, dass die Aktie steigt, Händler B denkt, sie wird fallen. Beide halten sich für schlauer als der andere, sonst würde die Aktie nicht gegen Geld getauscht. Das gilt natürlich unter bestimmten Prämissen (die Aktie wird als Geldanlage gesehen, der Anlagezeitraum ist gleich etc.). Selten ist es nicht.

Nun gibt es aber auch andere Geschäfte, zum Beispiel die Win-Win-Situation, also einen Handel, bei dem beide gewinnen. Das ist das Idealbild, das vom Kapitalismus (nicht zu Unrecht) propagiert wird. A ist hungrig und hat einen Herd, B ist hungrig und hat gerade ein Kaninchen erlegt. Wenn A ein Nutzungsrecht für seinen Herd einräumt oder die Dienstleistung des Kochens anbietet und B ihm etwas von seinem Braten abgibt, gewinnen beide, weil sie hinterher beide satt sind.

Heute hatte ich ein Win-Win-Geschäft, das mit dem Schreiben zusammenhängt. Meine Patentante tut sich schwer mit dem Autofahren, wollte aber gern eine Schulfreundin im Altenheim besuchen. Ich kutschierte sie hin, hatte in einer Sitzecke des Altenheims viel Ruhe und Muße, was in Verbindung mit meinem NetBook zu einer Handvoll Seiten in ›Gottes Ebenbilder‹ führte, und nach dem Besuch fuhr ich sie wieder zurück. Alle sind zufrieden.

Insgesamt habe ich heute siebzehn Seiten geschrieben, und vielleicht geht am späteren Abend noch etwas. Und ich habe eine Predigt eines Papstes in die Handlung eingebaut, was mir großen Spaß gemacht hat – inklusive Bibelrecherche.

Zu den erstaunlichsten Begebenheiten in einem Schriftstellerleben gehört es, wenn man sich mit anderen Autoren über die immer wieder gern genommene Frage »Wie schreibst du?« auseinandersetzt. Ich halte mich selbst für einen unstrukturierten Schreiber, halte ich es doch eher mit dem Schreibratgeber von Stephen King als mit dem von James Frey. Ich brauche keine Prämissen für meine Romane, ich schreibe keine Charakterisierungen für meine Figuren und meine Szenenfolge führe ich zwar in einem Tool, aber zu jeder einzelnen Szene finden sich nur einige Schlagworte darin und je weiter ihre Realisierung in der Zukunft liegt, desto ungenauer werden sie. Oft findet sich auch nur eine Überschrift, von der ich weiß, dass ich sie später zu mehreren Szenen aufdröseln werde. Bislang war es auch immer so, dass Figuren, die mir zu Beginn des Schreibens nebensächlich erschienen, später bedeutende Rollen bekamen. Insgesamt kann man also mit einiger Legitimation sagen, dass ich nicht so genau weiß, was ich tue, wenn ich schreibe. Jeder neue Roman ist eine Reise in ein unbekanntes Land.

Dennoch habe ich so etwas wie einen Plan. Ich weiß, was ich mir zutrauen kann, ich habe ein Gefühl für die Aufgabe und bislang habe ich noch jeden Termin eingehalten – und zwar, ohne dass ich beim Umfang des Werkes oder bei der Handlung Kompromisse gemacht hätte. Bei Isenborn haben wir von drei auf vier Bände erhöht, aber auch da hatte der Verlag die Wahl – ich hatte einen (dickeren) ersten Band abgabefertig. Meine Lektoren und Verleger bescheinigen mir eine für die Branche ungewöhnlich hohe Zuverlässigkeit.

Angesichts meiner Schreibmethodik sollte man meinen, dass die große Mehrzahl der Autoren, nämlich jene, die detailliertere Ausarbeitungen machen als ich, eine höhere Planungssicherheit haben. Merkwürdigerweise scheint das nicht der Fall zu sein. Wo ich von einem Plan spreche (»Ich plane, zu Weihnachten eine Rohfassung fertig zu haben«), reden meine Kollegen oft von Hoffnungen (»Ich hoffe, Weihnachten ist die Rohfassung fertig«). Wann immer ich das höre, bin ich froh, nicht in der Verlagsbranche zu arbeiten. Im echten Leben bin ich Projektmanager. In einem Verlag könnte ich meine diesbezüglichen Fertigkeiten vermutlich nicht einsetzen, denn wenn selbst diejenigen, die an der Quelle sitzen und alles zur Verfügung haben, um ihre Aufgaben zu erledigen, nur Hoffnungen äußern können, was Umfang und Zeitplan ihrer Arbeiten angeht, ist eine Planung nicht nur unsicher – sie ist schlicht unmöglich. Das betrifft dann im Falle eines Verlags alle, die hinter dem Autor hängen – Lektoren, Setzer, auch den Buchhandel, der natürlich gern wissen möchte, wann er das neue Werk ins Regal stellen kann. Und die Leserschaft, die darauf wartet. In der Konsequenz kommen die Bücher später als nötig (weil die gerissenen Termine die Folgearbeiten durcheinanderbringen wie bei einem Ruderboot, wenn einer der Sportler nicht im Takt ist) und teurer, als sie sein müssten (weil man die Arbeitsabläufe nicht optimieren kann und viel Blindleistung im Prozess hat).

Nun ja, ich kann mich also freuen, dass ich kein Verlagsmitarbeiter bin. Bei ›Gottes Ebenbilder‹ stehen diese Überlegungen ohnehin nicht an, schließlich habe ich dafür keinen Vertrag abgeschlossen und schreibe es zunächst einmal nur für micht allein. Bei diesem Projekt hatte ich heute einen guten Tag: achtzehn Seiten und ein Geistesblitz, wie ich zwei Handlungsstränge eleganter zusammenbekomme als bisher geplant.

Etwa acht Seiten habe ich heute an ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben. Genau weiß ich es nicht, weil ich nicht mehr sicher bin, an welcher Stelle ich gestern aufgehört habe. Insgesamt sind es nun 345 Seiten. Inhaltlich bin ich gut im Fluss, was aber kein Wunder ist, da die Szenen, die ich gerade schreibe, das Besondere (wenn nicht Einzigartige) an der Geschichte ausmachen – den Grund, warum ich sie erzählen (noch lieber: lesen) möchte – dieser ›Clou‹ ist eine der wenigen Sachen, die von Beginn an feststanden.

Die Seite www.battletech.de ist online, was mich sehr freut. Ich bin im BattleTech-Fieber, das ist nicht zu leugnen. Vielleicht werde ich auch den ein oder anderen Beitrag zu dieser Seite beisteuern dürfen, ich werde es jedenfalls versuchen.

In einer Frühschicht habe ich immerhin zwei Seiten zu ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben. Besser als nichts.

Ein paar Abstimmungen im Autorenteam der ›Türme von Taladur‹ zu dem nächsten Artikel und den nächsten Meilensteinen.

Gestern war ich mit meinem Schreibfortschritt unzufrieden, was mich die bei mir recht zuverlässige Taktik anwenden ließ, den Wecker heute eine Stunde früher zu stellen und schon vor der Arbeit einige Zeilen in den Computer zu tippen. Fünf Seiten, um genau zu sein. Nach der Arbeit konnte ich den Faden direkt wieder aufnehmen, sodass der heutige Tag zwei volle Szenen mit insgesamt vierzehen Seiten eingebracht hat. Das ist ein guter Fortschritt, finde ich, zumal der Tag im Wesentlichen von meinem Hauptberuf geprägt war.

Die kurze Einleitungsszene zum fünften Kapitel geschrieben – zwei Seiten.

Der Durchstich ist geschafft, zumindest in der Planung. Ich habe nun bis zum Ende hin alle Szenen für ›Gottes Ebenbilder‹ in meiner zugehörigen yWriter-Datei erfasst. Daher weiß ich jetzt auch, dass – sofern es keine weitere größere Umplanung mehr geben wird – etwa ebensoviele Szenen vor mir liegen, wie ich schon geschafft habe. Demnach dürfte das fertige Manuskript ungefähr sechshundert Seiten umfassen. Das ist mehr als bei jedem Einzelroman vorher, aber deutlich weniger als die vierstellige Seitenzahl, mit der ich geliebäugelt habe. Letztlich ist entscheidend, die optimale Form für die Geschichte zu finden, die man erzählen möchte – ob diese nun fünfzig, fünfhundert oder fünftausend Seiten umfasst. Ganz sicher bin ich mir allerdings noch nicht, ob die Kausalitäten deutlich genug werden und das Besondere meiner Geschichte stark genug im Vordergrund steht – das wird sich während des Schreibens zeigen.

Dieses Schreiben könnte sich, was ›Gottes Ebenbilder‹ angeht, langsamer gestalten, als ich es gewohnt bin – das tut es ohnehin schon, wenn man bedenkt, wie lange ich mich mit dem Manuskript bereits beschäftige. Ursache dafür sind die anderen schriftstellerischen Projekte. Türme im Nebel ist zwar praktisch abgeschlossen, allenfalls erwarte ich da noch einige wenige Rückfragen zum grafischen Beiwerk, aber es hat in den zurücklegenden Monaten natürlich Zeit beansprucht. Ebenso wie die Redaktionsarbeit für ›Die Türme von Taladur‹, in die auch künftig so manche Stunde investiert werden wird, wenn es darum gehen wird, Exposés durchzusprechen und das Fachlektorat für die weiteren Bände durchzuführen. Auch werde ich meinen Beitrag zum Begleitmaterial für die Reihe leisten, wenn auch nicht immer federführend. Heute habe ich zum Beispiel Einiges für den nächsten Artikel beigesteuert, der bereits angefragt ist.

Dann sind da Präludium und Zorn, beide noch für dieses Jahr angekündigt, sodass ich zumindest Präludium recht bald aus dem Lektorat zurückerwarte.

Insgesamt habe ich das Gefühl, gemessen an dem Aufwand, den ich in den letzten zwölf Monaten hineingesteckt habe, ziemlich wenig Ergebnis erzielt zu haben – was aber auch daran liegen kann, dass eben noch kein Buch von mir in 2011 erschienen ist, was sich aber laut Verlagsankündigung ab Oktober schlagartig ändern sollte. Dennoch macht es mich nicht gerade zufrieden.

Warum schreibt man?

Dafür gibt es sicher mehr Gründe, als man in einem Tagebucheintrag sinnvoll unterbringen kann. Ganz oben steht der therapeutische Effekt. Die Textverarbeitung hört einem zu, wenn niemand anders es tut, mit unendlicher Geduld und ohne zu widersprechen. Man kann Passagen und ganze Manuskripte löschen und damit ungeschehen machen. Natürlich kann das In-Worte-Fassen auch Dinge bewusster machen, an die Oberfläche holen.

Geld und Ruhm sind ebenfalls gute Gründe. Ich würde auch gern Millionen mit meinen Büchern verdienen, aber das rangiert in der gleichen Kategorie wie die angenehme Vorstellung, ich könne im Lotto so viel gewinnen, dass ich keine Erwerbsarbeit mehr nötig hätte. Es ist kein Ziel, dass man rational verfolgen kann. Andererseits sind Leute, die nur rationale Ziele verfolgen, selten übermäßig erfolgreich im Leben.

Manche Autoren haben auch eine Botschaft. Sie wollen der Welt etwas vermitteln und erzieherisch auf ihr Auditorium wirken.

Meine Hauptmotivation ist nach wie vor, dass ich Geschichten mag. Ich lasse sie mir gern erzählen, im Kino, im Fernsehen, von einer DVD, in einem Buch und ja, oft auch von mir selbst. Deswegen ist das Schreiben für mich immer auch eine Entdeckungsreise. Nicht in dem Sinne einer Selbstfindung, sondern viel trivialer: die Suche nach und meist auch das Finden von einer Geschichte, die ich gern hören möchte. Diese Geschichten wiederum sind inspiriert von den Stories, die ich kenne und schätze.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ ist das nicht anders. Wie prägen dominante Religionen eine Gesellschaft? Hat ›Dune‹ darauf die einzig gültige Antwort gefunden, oder gibt es noch eine ganz andere? Wie sieht die Welt in fünfzig Jahren aus? Wirklich wie in Schätzings ›Limit‹? Wie werden wir mit denkenden Maschinen umgehen? So wie bei Isaac Asimov, der mit seinen ›Robotergesetzen‹ die Science-Fiction prägte?

So ist es auch eine alte Geschichte, die den Funken gab für die heutige Weiterplanung der Handlung. Ich stehe auf Seite 318, habe 476.532 Anschläge geschrieben und im Hinterkopf noch den vor einigen Wochen gefassten Entschluss, an dieser Stelle radikal vom ursprünglichen Entwurf abzuweichen. Bilder entstehen, werden in eine Reihenfolge gebracht, neue Motive docken an, andere schweben aus der Tiefe des Unterbewussten herauf. Dort in der Tiefe liegt auch die Erinnerung an einen Film, der mich in den Achtzigern beeindruckte: War Games. »Wollen wir ›weltweiter thermonuklearer Krieg‹ spielen?« ist eine Frage, die mir nicht aus dem Kopf geht – und die deswegen nun (beinahe bis zur Unkenntlichkeit abgewandelt) Eingang in meinen Roman finden wird. Ich weiß auch schon, welche Figur sie stellen wird. Und zu meiner Überraschung scheint sich die Figur, die bisher die Antagonistin gab, gegen Ende zu einer echten Heldin zu wandeln.

Von diesen Überlegungen unabhängig wurde heute ein Meilenstein bei den ›Türmen von Taladur‹ erreicht, wie man auch auf André Wieslers Facebook-Seite nachlesen kann.

Zehn Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute geschrieben. Jetzt trennt mich nur noch eine Szene vom Ende des Kapitels.

Die BattleTech-Verträge sind unterschrieben und in der Post.

Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn Autorenverträge ins Haus flattern. Heute waren es diejenigen für Präludium und für Zorn, meine beiden aktuellen BattleTech-Romane, die im Übrigen in der Rohfassung bereits fertig sind, wie ich hier berichtete. Dieser Eintrag wird bis zum Erscheinen auch der letzte sein, in dem ich direkt auf diese Bücher Bezug nehmen darf, denn Ulisses bittet sich eine weitreichende Vertraulichkeit für alle Produkte aus, die bei diesem Verlag unter Vertrag sind – sobald meine Unterschrift auf dem Papier ist, herrscht hier in dieser Hinsicht also erst einmal Sendepause. Was aber keinesfalls bedeutet, dass es nicht an anderer Stelle Neuigkeiten zu den Büchern geben wird, denn Ulisses betreibt selbst einige Webseiten, auf denen man künftig fündig werden mag. Überhaupt ist man in diesem Hause stark strukturiert. Auch den Autorenverträgen merkt man an, dass man sich gründlich Gedanken gemacht hat.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute zwei Seiten geschrieben. Meine Hauptfigur benimmt sich unlogisch, aber das muss nicht schlecht sein. Unlogisches Handeln ist oft auch menschliches Handeln. Wichtig ist nur, dass die Figur ihrer inneren Logik treu oder, wie die Amerikaner sagen, ›in character‹ bleibt. Schlecht ist, wenn die Unlogik gebraucht wird, um ein Problem in der Handlung zu lösen. Das ist in der aktuellen Szene aber nicht der Fall, die Irrationalität gibt ihr lediglich etwas mehr Pfiff. Ich denke, das geht in Ordnung. Wenn nicht, werde ich es bei der Überarbeitung ändern.

Heute habe ich nur eine knappe Seite geschrieben.

Manchmal macht man Entdeckungen, da ist man überrascht und gerührt. Mir ging es gestern Abend so, als ich auf Sarna.net, der vermutlich bedeutendsten BattleTech-Wiki, eine ausführliche Zusammenfassung meines Romans Karma fand. Nicht nur, dass sich vermutlich noch nie jemand so eingehend mit einem meiner Bücher befasst hat – der Artikel ist auch noch auf Englisch verfasst, obwohl der Roman niemals in dieser Sprache erschienen ist. Das stellt einen weiteren Mehrwert dar, erweitert er doch die potenzielle Leserschaft (zumindest, was die im Roman entwickelten Ideen angeht) ganz erheblich. Zwar gibt es keine Rezension, aber eine Würdigung verschiedener Figuren des Romans mit ihren Motiven und der Rolle, die sie in der Geschichte und damit ein Stück weit auch im BattleTech-Universum spielen. In der Trivia-Sektion hat der Verfasser sogar herausgefunden, dass Bram-Ze eine Verballhornung meiner Geburtsstadt Bramsche ist und Wa-L-Sum von Walsum kommt, wo meine damalige Herzensdame lebte. Nur der Raumhafen E-Pe (mein Heimatdorf Epe) ist ihm entgangen.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich heute nur eine Szene geschrieben, die aber immerhin sieben Seiten lang ist. Das ist ganz ordentlich für einen Tag, der primär meinem Hauptberuf gehört. Dadurch habe ich nun die 300-Seiten-Marke erreicht. Und ich habe der Antagonistin einen Erfolg gegönnt. Durch kluge Analyse und ein wenig Glück landet sie mit ihrer Spekulation einen intellektuellen Volltreffer. Interessant bleibt die Frage, ob der Leser das erkennen oder ihre These als abwegig abtun wird. Schließlich ist sie nicht die einzige, die geäußert wird.

Vom nur noch wenige Szenen entfernten Knalleffekt kann aber auch meine Antagonistin noch nichts ahnen – ebensowenig wie der Leser. Nur der Autor sitzt kalt lächelnd vor seiner Tastatur, denn in der selbst erdachten Welt läuft alles so, wie er es vorhergesehen hat.

Na ja, manchmal jedenfalls.

Sechzehn Seiten habe ich heute an ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben, ganz in Ordnung, wie ich finde. Ich frage mich allerdings, wie lang das Buch wohl in der Endfassung sein wird. Ich steuere nun auf Seite 300 zu und, so blöd es klingt, bin mit der Einleitung noch nicht fertig. Es ist nicht so, dass nichts passiert wäre – im Gegenteil, die ganze Welt ist in Aufruhr und persönlich-existenzielle Dramen entfalten sich. Aber das eigentliche Thema, der Knalleffekt, der die Geschichte einmalig macht, ist noch nicht aufgedeckt. Das kommt erst am Ende des Kapitels, in etwa zwanzig Seiten. Danach ist meine Planung noch nicht sehr genau. Ein Kapitel lang möchte ich das Thema ausschlachten und beleuchten, um dann einen zweiten Knaller, einen großen Wendepunkt, zu zünden. Daran soll sich dann eine Phase mit viel Action anschließen, auf die dann die Auflösung folgt. Aber wie schnell wird das gehen? – Unter fünfhundert Seiten werden es sicher nicht werden. Ob es eintausend werden? Mein Ehrgeiz ist geweckt, denn einen so langen Roman habe ich noch nie geschrieben, aber oft lese ich solch epische Geschichten sehr gern, deswegen würde ich auch gern selbst eine solche verfassen.

Mein Agent würde mir vermutlich vorwerfen, ich sei nicht ganz dicht, so ein Mammutprojekt durchzuziehen, ohne einen Vertrag in Aussicht zu haben. Damit hätte er auch recht, wenn ich vom Schreiben leben müsste. Aber wie die Dinge liegen, kann ich mir einen solchen Luxus gönnen – und ich bin gespannt, wohin mich diese Geschichte noch tragen wird.

Ich habe meine Szenenplanung für das vierte Kapitel von ›Gottes Ebenbilder‹ vervollständigt, also alle Szenen betitelt, verortet und mit Schlagwörtern skizziert. Nach dem Durchsehen der verbliebenen Seiten habe ich dann eine neue Szene geschrieben, sechs Seiten. Nicht schlecht dafür, dass ich erst am Abend damit begonnen habe. Science-Fiction macht mir derzeit viel Freude.

Die Klappentexte und Titel zu ›Die Türme von Taladur‹ zusammengestellt. Es ist wie verhext – gerade hat man alles zusammen, da kippt wieder ein Titel um. Ich hoffe, wir finden bald etwas Passendes, damit ich diese grundlegenden Sachen endlich zum Verlag schicken kann.

Ich tröste mich mit ›Gottes Ebenbilder‹. Dort trennen mich noch etwa fünfzig Seiten von der ›Schreibkante‹, und ich genieße es, die bisherige Geschichte zu lesen.

Einen hervorragenden Film mit einem Schriftsteller als Hauptfigur angeschaut: ›Midnight in Paris‹ von Woody Allen. Eine ungewöhnliche Zeitreisegeschichte, in der man einen erfrischenden Hemingway mit Belmonte durch die Bars ziehen sehen kann.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ bin ich auf der Hälfte des bisher vorliegenden Textes angekommen.

Abgerundet wurde der schriftstellerische Tag durch ein längeres Telefonat zu den ›Türmen von Taladur‹. Es macht Spaß, zu beobachten, wie die Reihe immer konkreter wird, sozusagen die Türme aus dem Nebel treten.

Ein paar weitere Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ durchgesehen, ich habe jetzt gut ein Drittel des bisher Geschriebenen geschafft. Später dann Covervorschläge und Klappentextentwürfe zu einem weiteren Band aus der Reihe ›Die Türme von Taladur‹ erhalten und kommentiert. Zudem ist per Mail die Anfrage nach einem weiteren Artikel zum Zyklus gekommen. Es wird.

Vielleicht auch, weil ich die Beschäftigung mit ›Gottes Ebenbilder‹ wieder aufnehme, denke ich momentan viel über Science-Fiction nach. Die Anthologie, die ich gerade lese, wirkt, wie gestern berichtet, veraltet. Meine Vermutung, dass das am Genre liegt, erhärtet sich. So habe ich die Buddenbrooks ebenso gern gelesen wie das Werk von H.P.Lovecraft, und beides ist sicher nicht als modern oder auch nur zeitgemäß zu bezeichnen. Aber es hat Charme, einen Blick an den Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts zu werfen. Bei der Retro-Science-Fiction ist das nicht so. Dazu wirkt sie einfach zu ›falsch‹. Aus unserer heutigen Sicht sind die überholten Entwürfe von damals einfach nicht glaubwürdig, was es schwierig macht, sich auf die Stimmung dieser Geschichten einzulassen.

Es sieht so aus, als ließe sich mein gestern erwähnter geografischer Fehler noch in der Druckfahne zu Türme im Nebel abfangen – Glück gehabt.

Da Präludium frühestens nächste Woche, eher später, aus dem Lektorat kommen wird, mache ich mich wieder an die Arbeit zu ›Gottes Ebenbilder‹. Mit viel schlechtem Gewissen, weil ich es so lange habe liegen lassen. Ich beginne damit, das bisher Geschriebene noch einmal zu lesen und dabei zu überarbeiten, um wieder in den Fluss zu kommen. Da bereits 270 Seiten vorliegen, wird das ein paar Tage dauern. Mir ist auch aufgefallen, dass mein kurz vor der Schreibpause getroffener Entschluss zu einer actionbetonteren Handlung in der zweiten Hälfte noch nicht in meine yWriter-Planungen eingeflossen ist. Das ist aber nicht tragisch, die Idee für den Konflikt steht mir noch deutlich vor Augen. Ich werde die Szenenplanung also in Ruhe nachholen können, wenn ich wieder zur ›Schreibkante‹ vorgedrungen sein werde.

Ein bisschen Drumherum-Material an den Verlag geschickt – mein Porträtfoto (ich könnte mal ein neues machen lassen ...) und die gewünschten Details zum Motiv des Präludium-Covers. Außerdem ein paar Textentwürfe zur Verwendung auf der Verlagswebseite.

Bei Türme im Nebel habe ich noch eine geografische Unschärfe entdeckt; ich hoffe, man kann die Druckfahne in dieser Hinsicht noch ändern. Daumen drücken ...

Derzeit lese ich viel Science-Fiction. Dabei stelle ich fest, dass diese Art von Geschichten Gefahr läuft, zu veralten. Ein bisschen seltsam ist es schon, dass gerade die Literatur, die sich oftmals mit der Zukunft beschäftigt, schnell gestrig wird. Dieser Effekt betrifft vor allem solche Szenarien, die eine starke Verbindung zur erfahrbaren Realität des Lesers haben. Wenn bei Dune etwa 10.000 Jahre in die Zukunft geschaut wird und auch örtlich nichts wiederzuerkennen ist, weil der Planet Erde keine Rolle spielt, dann ist schlicht alles möglich. Frank Herbert ersinnt neue Schlüsseltechnologien, die mit unserer Art der Lösung naturwissenschaftlicher Aufgabenstellung nichts mehr zu tun haben. Wo wir Antriebe verwenden, die letztlich auf Schub basieren und Widerstände überwinden müssen, springen bei ihm die Trägerschiffe (vermutlich) in Nullzeit über gigantische Distanzen, ermöglicht von der Vorstellungskraft der Navigatoren. Allerdings ist hier die Trennlinie zur Fantasy dünn – die Technik ist ebenso unerklärbar wie die Magie in Fantasy-Geschichten.

Anders ist das zum Beispiel bei Shadowrun. Als dieses Universum entworfen wurde, waren klobige Satellitentelefone der Stand der Technik, so dass ein 1-kg-schweres Handy als großer, in den nächsten fünfzig Jahren erreichbarer Fortschritt galt. Inzwischen ist es ein Running Gag.

Mit meiner aktuellen Lektüre ergeht es mir ähnlich. Es handelt sich um eine Anthologie mit Kurzgeschichten eines Autors, die teilweise aus den Sechzigern stammen. Sie haben eine unübersehbare Patina, wirken nicht wie eine mögliche Zukunft, sondern, nun ja, wie eine veraltete Vorstellung von der Zukunft. Das geht stark zu Lasten des Sense of Wonder.

Ich habe gerade den Roman ›Wiege der Basilisken‹ von Reinhold Mai beendet und finde, dass die BattleTech-Reihe damit einen guten Start im Ulisses-Verlag hingelegt hat. Die Geschichte hat alles, was ich mir von einem Roman in diesem Universum erhoffe:

Da ist die große Politik der herrschenden Häuser, die über Billionen von Menschen gebieten, von denen die meisten auf Planeten leben, deren Sonnen nicht mehr als farbige Punkte auf Sternenkarten zu sein scheinen, und auf deren Befehl an Fronten gekämpft wird, die sich hunderte Lichtjahre erstrecken. Zudem typisch für BattleTech sind die BattleMechs, die riesigen Kampfmaschinen, die üblicherweise auf zwei Beinen gehen, mit Panzerung gerüstet und einem Arsenal aus Lasern, Raketen und allerlei mehr bestückt sind, was ihren Piloten zu einer Art futuristschem Ritter macht, der die Schwachen schützen oder sie terrorisieren kann, dessen Handlungen entscheidend für den Ausgang der Kämpfe sind. Aber ein BattleTech-Roman darf sich nicht mit dem Abhaken dieser Punkte zufrieden geben. Er braucht, was jeder Roman braucht: einen tragfähigen Spannungsbogen und interessante Figuren, und beides hat ›Wiege der Basilisken‹. Und natürlich ist BattleTech auch Science-Fiction. Ich will von Raumflug lesen, von Vakuum und Schwerelosigkeit, von exotischen Planeten mit ganz eigener Fauna und Flora, mit anderer Schwerkraft, als wir sie von der Erde her kennen. Das alles bietet mir ›Wiege der Basilisken‹ – und vieles davon habe ich leider in einigen anderen BattleTech-Romanen vermisst.

Ich bin also als Leser sehr zufrieden und als Autor ein wenig herausgefordert, denn ich möchte nicht derjenige sein, dessen Bücher das Niveau der Reihe absacken lassen.

Präludium wird ein Stück realer: Heute erreichten mich einige Fragen zur Beschreibung des Titelbilds.

Heute habe ich einen weiteren Vorschlag für einen Text geschrieben, der ›Die Türme von Taladur‹ als Reihe vorstellen wird. Und ich freue mich, dass Ulisses ankündigt, dass es bald vom Verlag aus eine BattleTech-Webseite geben wird.

Ich habe das vorhandene Material ein wenig aufbereitet, alle bislang eingetroffenen Klappentexte zusammengestellt. Sie lesen sich gut. Zudem noch ein paar kleinere Mailwechsel mit den anderen Autoren der Reihe.

Um den Rückstand aufzuarbeiten, der sich über das Wochenende angesammelt hat, habe ich das Material zu vier Taladur-Romanen gesichtet, kommentiert und zurückgeschickt. Zu jedem Roman der Reihe gibt es jetzt mindestens einen Titel – ›mindetens‹, weil es zu einigen mehrere Möglichkeiten gibt, zwischen denen noch eine Auswahl zu treffen ist. Bei Titelbildbeschreibungen und Klappentextvorschlägen steht es ähnlich, und Band Vier ist inzwischen gut unterwegs, was das Exposé angeht. Es wird.

Zurück vom Fest der Fantasie, wo ich auch eine Lesung gemacht habe. Möglich, dass ich einige neue Leser für die DSA-Romanreihe gewinnen konnte. Hauptsächlich war es für mich aber ein Wochenende mit (alten, lange nicht gesehenen) Freunden.

Die meisten Taladur-Autoren haben inzwischen das Material geschickt, um das ich gebeten hatte und das benötigt wird, um Titelbilder und Werbetexte erstellen zu können. Eigentlich wollte ich mich heute Abend damit beschäftigen, aber leider überschattet ein trauriges Ereignis mein Gemüt. Nach der Abendmesse nahm ein Geistesgestörter eine gewandelte Hostie mit nach draußen, redete wirres Zeug, steckte sie irgendwann doch in den Mund und spuckte sie auf die Steine. Ich sammelte die Teile auf und hatte danach meine liebe Not, einen Priester zu finden, der sie mir dann wieder abnahm. Dem Mann, der den Leib des Herrn so beandelte, wird die Sünde sicher nicht angerechnet, denn auf Grund seines offensichtlich verwirrten Geisteszustandes wusste er nicht was er tat. Ob das für den Domschweitzer ebenfalls gilt, an den ich mich zuerst wandte und der mir daraufhin empfahl, die konsekrierte Hostie doch bitte in einen öffentlichen Mülleimer zu werfen? Wollen wir zu seinen Gunsten annehmen, dass er vermutete, der langhaarige Typ, der ihn da ansprach, erlaube sich einen geschmacklosen Scherz und halte nicht wirklich das ausgespiene Allerheiligste in der Hand.

Wie man erkennt, kreisen meine Gedanken heute Abend nicht um literarische Fragen, auch wenn mir das lieber wäre.

Ich freue mich auf das Fest der Fantasie am Wochenende und habe heute Abend drei Texte herausgesucht, die ich dort vortragen möchte. Da ich zu meinem alten Fantasyclub zu Besuch komme, sind es Fantasy-Texte, also Passagen aus meinen Das Schwarze Auge-Büchern. Mit einer Stelle aus Im Schatten der Dornrose möchte ich eröffnen, dann folgt Todesstille und am Schluss noch ein paar Zeilen aus Erz stellvertretend für den Isenborn-Zyklus.

Ich habe heute also kreativ gesehen nichts geschafft, war aber dennoch schriftstellerisch ein wenig aktiv.

Weiter mit geringer Intensität. Lesen statt Schreiben. Am ehesten lässt sich noch der Mailverkehr zu den ›Türmen von Taladur‹ als schriftstellerische Tätigkeit bezeichnen.

Ein paar Diskussionen zu Titelbild und Titel von Band Vier. Ich hätte gern gesehen, wenn alle Titel das Wort ›Turm‹ oder ›Türme‹ beinhaltet hätten, um die Zusammengehörigkeit der Reihe darzustellen, aber nun gibt es bereits zwei Wünsche, die das nicht aufgreifen, also wird das wohl nichts werden. Wir werden uns auf die Kennzeichnung ›Die Türme von Taladur‹ verlassen müssen, die über den Bichtiteln stehen wird, so wie bei Isenborn.

Das Exposé zu Band Drei ist zwar noch nicht ganz fertig, aber in weit fortgeschrittenem Stadium, sodass ich heute mit Autorin Eevie in die Diskussion zum Exposé zu Band Vier eintreten konnte.

Außerdem habe ich die Lektüre eines spannenden Romans beendet. Wer eine Geschichte mit einer wirklich überraschenden, um nicht zu sagen: halsbrecherischen Wendung in der Mitte lesen möchte, dem empfehle ich ›Pesadillas‹ von Maike Hallmann.

Die FeenCon an diesem Wochenende war für mich eine gute Mischung aus Schriftstellerarbeit und Spaß als Conbesucher. Ich habe aus Türme im Nebel und aus Präludium gelesen, Letzteres war eine Weltpremiere. Natürlich habe ich bei der Signierstunde am Ulisses-Stand die Gelegenheit genutzt, mit den Verantwortlichen des Verlags zu sprechen. Das Marketing für ›Die Türme von Taladur‹ ist bereits gut unterwegs, im Programmheft der FeenCon gibt es zum Beispiel eine schöne ganzseitige Anzeige für die DSA-Romane, bei der das Titelbild zu Türme im Nebel den Hintergrund ausfüllt. Abends habe ich dann eine Frage- und Antwortstunde gemeinsam mit André Wiesler bestritten, die hoffentlich für das Publikum ebenso interessant war wie für uns.

Auf der Besucherseite stand der Kauf einiger Romane, primär alte Shadowruns, aber auch der Brandneue BattleTech von Reinhold Mai. Die Neue Gestaltung der Cover mit den Era-Logos gefällt mir gut. Mit André Wiesler habe ich mich im BattleTech duelliert. Da sein Raven ein wahrer Stolpervogel war und mehrmals unmotiviert hinfiel, konnte ich ihn tatsächlich zu Klump schießen, ohne dass mein Commando auch nur einen einzigen Treffer kassiert hätte. Dafür ging ich allerdings später bei der AeroTech-Einführungsrunde sang- und klanglos unter, weil mein Warship gleich zu Beginn mehrere Sensortreffer einstecken musste. Die Abendshow mit den von mir sehr geschätzten Tribal Dances entschädigte dann aber.

Als Redakteur versuche ich gerade, die für die Markteinführung von ›Die Türme von Taladur‹ vom Verlag benötigten Materialien zusamenzubekommen. Mit vereinten Kräften sollte das zu schaffen sein.

Heute habe ich Leseproben aus Präludium und Türme im Nebel ausgesucht und Handouts für den Workshop ausgedruckt, den ich gemeinsam mit André Wiesler halten darf. Anders ausgedrückt: FeenCon – ich bin bereit!

In den vergangenen Tagen lief schriftstellerisch nicht viel, aber heute habe ich die Korrekturwünsche des Verlags zu meinem Artikel bekommen, sie eingearbeitet und den Text directamente an die Redakteurin des Blattes geschickt. Da es sich um ein Online-Magazin handelt, hoffe ich, dass er bald zu lesen sein wird.

Heute stand bei mir die Technik im Hintergrund, und zwar in Form eines neuen Computers, der abgeholt, aufgebaut und betriebsbereit gemacht werden wollte. Ich denke, alles hat soweit geklappt. Soweit ich sehe, bin ich wieder arbeitsfähig.

Dieses Wochenende habe ich auf dem YaquirienCon verbracht. Das ist ein Treffen von Leuten, die das Briefspiel zu ›Das Schwarze Auge‹ spielen. Kern des Treffens ist ein Liverollenspiel (eine Art Theaterstück ohne Drehbuch), ergänzt um einige Runden traditionelles Tischrollenspiel (ein Erzählspiel). Nachem ich beim Liverollenspielteil schon einen ›Ambiente-Charakter‹ verkörperte, habe ich mich überzeugen lassen, bei einer dieser Gruppen mitzuspielen – mein erstes DSA-Tischrollenspiel seit etwa zwanzig Jahren. Ich hatte Bedenken, weil ich zwar die Welt recht gut kenne, aber nicht das aktuelle Regelwerk. Zu meiner Erleichterung brauchte man das aber auch gar nicht – in der gesamten Sitzung wurde nur einmal gewürfelt, und daran war ich nicht beteiligt. So war es eine spaßige Runde auf der Suche nach den Insignien des zu krönenden Fürsten.

Auf dem Con bespielter Schauplatz war die Stadt Taladur, in der auch ›Die Türme von Taladur‹ spielt. Aus diesem Grunde habe ich eine Stunde aus meinem Roman Türme im Nebel gelesen und mit dem fachkundigen Publikum diskutiert. Interessant ist, wie ähnlich die Vorstellung der Briefspieler von Almada im Allgemeinen und Taladur in Speziellen derjenigen ist, die sich in der Gruppe der Autorinnen und Autoren von ›Die Türme von Taladur‹ herausgebildet hat. Und ich war überrascht, wie viele der Anwesenden mehr oder minder häufig einen DSA-Roman lesen – eigentlich neige ich der Annahme zu, dass die DSA-Romanleser eine spezielle Sorte von DSA-Fans sind, die mit den Rollenspielern und den Computerspielern wenig zu tun haben. Vielleicht täusche ich mich, vielleicht sind die Briefspieler auch eine Ausnahme. Eine Vermutung, die durchaus naheliegt, da das Briefspiel, soweit ich es begriffen habe, zu einem Großteil aus dem gemeinsamen Schreiben von (Fortsetzungs-)Kurzgeschichten besteht.

Wieder daheim habe ich meinen Artikel zur Redaktionsarbeit bei den ›Türmen von Taladur‹ überarbeitet und mit der Bitte um Freigabe an den Verlag Ulisses geschickt.

Manchmal ärgert man sich über das Ergebnis seiner schriftstellerischen Bemühungen. Dann steht man als seriöser Autor vor der Wahl: ›überarbeiten oder löschen‹. Bei mir hieß es heute: löschen. Opfer meines gerechten Zorns war der Artikel zur Entstehung von ›Die Türme von Taladur‹, den ich für ein Magazin schreibe. Nach drei Tagen Herumärgern über diesen schlappen Text war heute das Motto ohne die Gnade einer neuerlichen Sichtung: ›Mülleimer auf und schwupp!‹

Eine Weise Entscheidung, denn der neue Artikel, der mit dem alten nur mehr die Überschrift gemein hat, ist deutlich flotter. Okay, weniger sachlich, weniger ›erst haben wir dies gemacht und dann das‹, aber er transportiert die Begeisterung für die Sache besser, und das halte ich für entscheidend.

Seit heute ist auch das fertig gelayoutete Titelbild zu Türme im Nebel im F-Shop zu sehen. Und die nächste Version des Exposés zu Band Drei ist mir auf den Redaktionstisch geflattert. Es ist noch nicht fertig, noch nicht alle Handlungsstränge sind ausgearbeitet – aber unter denen, die ich mir anschauen konnte, ist einer, den ich so oder so ähnlich in der Fantasy noch nicht gesehen habe. Und ich lese viel Fantasy.

Dem Vernehmen nach kommt André bei Taladur 2 gut voran. Ich bin schon gespannt auf das Manuskript.

Im F-Shop kann man nun wohl meine beiden nächsten BattleTech-Romane Präludium und Zorn vorbestellen. Mit BattleTech habe ich mich heute auch einige Stunden beschäftigt, indem ich meine Aufzeichnungen aufbereitet habe. Ich rechne mir nämlich gute Chancen aus, dem Verlag weitere Manuskripte zu den Andurien-Kriegen verkaufen zu können, weswegen ich mein etwas eingestaubtes Wissen über das Universum wieder aufmöbeln möchte. Außerdem macht BattleTech einfach Spaß.

Kleinere Abstimmungen zum Drumherum von Türme im Nebel gab es heute zu tun, aber vor allem habe ich mich mit BattleTech beschäftigt. Es macht Spaß, in dieses Universum zurückzukehren.

Zurück im Klein-Klein des Autorendaseins. Heute ist Montag, der Hauptberuf hat mich wieder, die Schriftstellerei hat sich mit den Randlagen zu begnügen. Die werden von Marginalien ausgefüllt. Das Coverlayout ist angekommen, sehr hübsch, der Klappentext passt, zwei Minuten freuen, weglegen. Die Mitfahrgelegenheit zum YaquirienCon ist geklärt, dito. Der erste Entwurf zum Artikel über die Entstehung von ›Die Türme von Taladur‹ ist fertig, allerdings nicht wirklich schmissig und außerdem sprengt er die vorgegebene Zeichenzahl. Ich habe mich zum Fest der Fantasie in drei Wochen angemeldet und dort auch eine Lesung positioniert. Das taugt noch am ehesten zur ›Meldung des Tages‹, zumindest, was mein emotionales Engagement angeht. Allerdings dann auch wieder nicht, denn meine Vorfreude richtet sich primär darauf, dass ich hoffe, eine Menge alter Freunde wiederzusehen, mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr habe. FOLLOW, der veranstaltende Verein, hat mich bei meinen ersten literarischen Versuchen unterstützt, indem er mir eine Plattform bot. Damals gab es noch keine Webseiten für Normalsterbliche, und in FOLLOW hatten wir ein Vereinsmagazin, das meine Geschichten gedruckt hat. Nicht, dass man stundenlang darüber diskutiert hätte, aber schon allein das Wissen, nicht für den Mülleimer zu schreiben, kann motivieren, und irgendwie fanden die Autoren auch immer wieder zusammen. Manchmal ganz radikal, mit einer Art Schreiblabor am Wochenende, bei dem man auf Luftmatratzen in einer ganz normalen Wohnung mit einem Dutzend Teilnehmern übernachtete, manchmal auch nur für ein Gespräch zum Thema ›was schreibst du eigentlich gerade?‹ am Lagerfeuer. Wahrscheinlich verklärt zudem der Blick zurück. FOLLOW ist eben stark mit der Zeit verbunden, als ich erwachsen wurde, ein Alter, in dem alles möglich scheint und vieles wohl auch tatsächlich möglich ist. Nicht umsonst sind viele Heldenfiguren in Romanen in diesem Alter.

Manche Ereignisse fühlen sich spektakulär an, lassen sich aber nicht besonders mitreißend beschreiben. Heute habe ich die Türme im Nebel-Druckfahne mit meinen Korrekturwünschen an den Verlag zurückgeschickt. Diese Aussage liest sich etwa so aufregend wie: »Ich habe meinen Kugelschreiber von der linken Tischkante an die rechte verschoben.« Dabei ist es ein ungewöhnlich befriedigendes Gefühl, die Arbeit an einem Text abzuschließen. Ich werde nun keinen Buchstaben, kein Komma mehr ändern. Er gehört jetzt den Handwerkern, den Leuten, die physisch etwas damit machen, den Druckern und Bindern, den Spediteuren und danach den Buchhändlern, schlussendlich den Lesern. Ich werde ihn nur noch aus der Ferne, so fühlt es sich an, beobachten. Ich bin aus dem Text herausgetreten, forme ihn nicht mehr, er ist nun etwas Eigenständiges.

Liebgewonnen habe ich die Statistik der vorgenommenen Korrekturen:

Insgesamt hatte ich gefühlt noch nie so wenig an einer Druckfahne auszusetzen wie dieses Mal.

Eventuell kommt nun die Frage auf, wann das Buch auf dem Markt erscheinen wird. Ein wenig grafisches Zusatzmaterial fehlt noch. Wenn auch das da ist und in die Druckfahne integriert wurde, kann das Buch zwei Wochen später im Handel sein. Das wird aber vermutlich nicht so kommen, weil vorher andere Titel im Programm sind. Dadurch wird sich vermutlich auch der ursprünglich anvisierte Termin ›zur RatCon im September‹ schieben – dennoch werde ich dort natürlich wie geplant eine Szene vortragen.

Zum Abschluss des Tages freut mich noch, dass ich den nächsten BattleTech-Roman (nach ›Wiege der Basilisken‹) erspäht habe. Diesmal ist es eine Übersetzung aus dem Amerikanischen, ein DarkAge-Roman, der bislang noch nicht auf Deutsch erhältlich war.

Bei der Durchsicht der Druckfahne von Türme im Nebel bin ich auf Seite 266 von 384 angelangt. Diese Arbeit ist immer ein bittersüßes Gefühl. Einerseits hoffe ich, dass ich vor Manuskriptabgabe so sorgfältig war, dass jetzt keine Fehler mehr drin sind. Andererseits ist es auch unbefriedigend, fünfzig Seiten zu lesen und keine Anmerkung zu schreiben. Wenn man dann doch eine Stilkorrektur vornimmt, muss man sich fragen, ob es den Text wirklich besser macht oder doch nur dem Bestreben geschuldet ist, ›etwas zu machen‹. Zudem verabschiedet man sich gewissermaßen beim Lesen von jedem Satz. Die Korrekturen, die ich jetzt mache, sind die letzte Hilfe, die ich meinem Text mitgeben kann – danach geht er in den Druck, und dann ist nichts mehr zu ändern und er muss sich allein der großen Welt dort draußen stellen – wie ein erwachsen gewordenes Kind.

Die Mucken meines Computers besorgen mich inzwischen genug, damit ich mir einen neuen zulege. Heute habe ich ihn bestellt. Der erste Rechner (von meinem NetBook abgesehen), auf dem ich kein Microsoft Office haben werde. Der Pilotversuch mit dem NetBook hat gezeigt, dass ich vermutlich mit dem kostenfreien Libre Office werde auskommen können.

Es verspricht, ein arbeitsames Wochenende zu werden. Ich möchte den erwähnten Artikel schreiben, das finale Exposé zu Band Zwei prüfen und das zu Band Drei diskutieren, die Druckfahne zu Türme im Nebel ist vom Setzer zurück und will durchgesehen werden. Aus dem Lektorat kommt die Nachricht, dass Präludium schon dreiviertel durch ist, da zieht also auch schon der nächste Korrekturgang herauf.

Zu den ›Türmen von Taladur‹ wird es auch Zusatzmaterial geben, das nicht direkt innerhalb der Reihe erscheint. Diese Woche habe ich in dieser Richtung einige Texte gesichtet. Außerdem werde ich wohl einen Artikel zu meiner Redationsarbeit in der Reihe schreiben, der in einem Onlinemagazin erscheinen soll.

Bei den ›Türmen von Taladur‹ bewegt sich meine Arbeit derzeit am Übergang zwischen Band Zwei und Band Drei; beim Exposé zu Band Zwei sind nun alle Punkte geklärt, bei Band Drei nimmt die Geschichte deutlich Gestalt an. Die Exposés werden von den jeweiligen Autoren geschrieben, ich berate aus Redaktionssicht.

Nach langer Zeit lese ich mal wieder einen BattleTech-Roman, auch, um in das Universum einzutauchen, bevor meine dort spielenden Manuskripte aus dem Lektorat zurückkommen. Es fühlt sich ein wenig an wie ›nach Hause kommen‹ – wohl auch, weil mir der Stil von Michael Stackpole von früher her bekannt ist.

Diskussionen zu ›Die Türme von Taladur‹ prägten in schriftstellerischer Hinsicht die vergangenen Tage. Wir haben uns über die Zusammenarbeit im Team ausgetauscht und das Exposé zu Band Zwei ist praktisch final.

Fast vergessen: meinen eigenen Band Türme im Nebel habe ich jetzt in einer Version an den Verlag geschickt, in der er aus meiner Sicht zum Setzer kann.

Ein paar Maildiskussionen zum Exposé von Band Drei.

Technische Spielereien machen mir Spaß, vor allem, wenn sie ein glückliches Ende nehmen, also zum gewünschten Erfolg führen. Heute habe ich es geschafft, meine mit Abstand umfangreichste Recherchematerial-Datei von meinem stationären PC (der leider zunehmend Alterserscheinungen zeigt, nicht mehr richtig hochfährt und solche Scherze) auf mein neues NetBook zu kopieren. Das war für meine Verhältnisse ein schwieriges Unterfangen, weil sich die Datenbank nur mit einer speziellen Software lesen lässt, die ich erst in der neuesten Version installieren musste (auf dem NetBook läuft Windows 7, auf meinem Veteranen-PC Windows XP). Ich hatte es schwieriger in Erinnerung, ich glaube, Anno Dazumal musste ich noch verschiedene Pakete installieren und über Kommandozeile miteinander verbinden. Die Übernahme auf meinen jetzigen Alt-PC gelang per Kopie ganzer Verzeichnisse, das ließ sich dieses Mal nicht machen. Auch der Weg über die systemnahen (Middleware-)Tools führte leider nicht zum Erfolg. Erst recht spät fand ich im WWW den Hinweis, dass man den Datenbestand über eine Spezialfunktion exportieren und wieder importieren kann. Das gelang dann auch trotz Versionsunterschied – eine feine Sache! Der Nebeneffekt ist, dass ich nun vergleichsweise sorglos einen neuen stationären PC mit modernem Betriebssystem anschaffen kann – der Verlust dieser Recherchedatenbank war meine größte dem entgegenstehende Sorge ...

In der Nacht eine Sichtung des ersten Exposés zu Band Drei vorgenommen. Es hat im Kern einen für eine Fantasygeschichte recht innovativen Aufhänger, denke ich. Später mit Marco darüber diskutiert.

Neue Rezensionen zu Eisen und Stahl aufgestöbert und auf der entsprechenden Seite verlinkt.

Ein bisschen über den großen Teich zu BattleTech kommuniziert. Nach dem Vorgespräch (per Chat) bin ich zuversichtlich, dass mein geplanter Zyklus auf Wohlwollen stoßen wird.

Das Material zu meinen Projekten liegt nun bei meinem Agenten. Es ist ein unbestimmt gutes Gefühl zu wissen, dass sich nun jemand anderes darum kümmert als ich. Ich bin das Klinkenputzen bei diversen Verlagen ein wenig leid geworden.

Eine Projektübersicht für Utoprop zusammenzustellen fühlt sich gänzlich anders an als alles andere, was ich während meiner Schriftstellerlaufbahn gemacht habe. Es gab nur ein ähnliches Ereignis, ganz am Anfang, 2005. Ich hatte an der Corine-Fernsehgala teilgenommen, als Laudator für Kai Meyer, der einen Preis für sein sehr lohnendes Buch ›Frostfeuer‹ gewonnen hatte. Auf dem anschließenden Empfang wurde ich von Klaus Kluge angesprochen, damals und vielleicht auch noch heute Vertriebsleiter bei Droemer Knaur. »Selbst schreiben Sie aber nicht, oder?«, fragte er mich. Doch, tat ich, auch damals schon, und ich hatte drei fertige Romanmanuskripte in der Schublade. Daraus stellte ich eine Art Bewerbungsmappe zusammen und schickte sie ihm, zusammen mit einigen Entwürfen, die noch nicht fertig waren. Seine nette Antwort habe ich aufbewahrt, darin heißt es: »... Eines vorweg: Schreiben können Sie. Aber: Ich denke, wir sind nicht der richtige Verlag für Sie. ...« Es war eine der aufbauendsten Absagen, die ich erhalten habe.

Aber darum geht es mir heute nicht. Normalerweise hatte ich immer ein aktuelles Projekt, in dem ich sozusagen gelebt habe. Meine Gedanken kreisten mal mehr, mal weniger intensiv darum, manche Sachen waren nur Ideen, von denen ich einige später wieder hervorholte, andere habe ich in einem Zug heruntergeschrieben. Jedenfalls gehörte meine schriftstellerische Aufmerksamkeit immer einem Projekt. Gut, bei den DSA-Romanen musste ich schon mal ein Manuskript zur Seite legen, weil ein anderes aus dem Lektorat kam, aber auch da schwenkte dann der Fokus für eine komplette Woche und danach wieder zurück.

Anders bei der Projektübersicht. Darauf sind elf Projekte verzeichnet, zehn davon Romane, eines eine Trilogie. Drei Romane sind in den Rohfassungen fertig, zwei weitere haben die 100-Seiten-Marke passiert. Ich weiß nicht, was mit dieser Projektliste passiert, wohin sie gehen wird, aber ich weiß: Sie wird auf einer ganzen Menge von Schreibtischen landen, in der einen oder der anderen Form. Und an diesen Schreibtischen werden Leute sitzen, die entscheiden können und müssen, ob eines und wenn ja welches dieser Projekte die Realisierung lohnt, ob ihr Verlagshaus Geld in die Hand nehmen sollte, um auf dieses Pferd zu wetten. Mit all der Verantwortung für Mitarbeiter und Leser, die dahinter steht. Diese Entscheidung wird primär von dem sehr kurzen Text, meist nur ein Absatz und dazu einige Stichworte, abhängen, den ich pro Projekt spendiere. Solche Sachen heißen beim Film ›Pitch‹. Natürlich wird mir niemand allein wegen eines Pitches einen Vertrag schicken, aber wenn der Pitch nicht zündet, wird mein weiteres Material, die Exposés bezwiehungsweise die Synopsen oder die Leseproben, gar nicht erst gesichtet. Der Pitch muss also sitzen. Und zwar jeder Pitch. Das wiederum bedeutet: Ich muss vollkommen davon überzeugt sein, dass mein Vampirzyklus etwas ganz Besonderes ist. Etwas später muss ich der größte Verfechter von Dark Fantasy sein, und danach von philosophischer Science-Fiction, anschließend von historischen Romanen. Denn wenn ich selbst nicht vollkommen überzeugt bin, werde ich wohl niemanden begeistern können.

Zum Glück habe ich das Material, das hinter den Pitches steht, also die Exposés etc., schon fertig und brauche mich darum nicht mehr zu kümmern, jedenfalls bei den Sachen, die über das reine Ideenstadium hinaus sind. Und wenn zukünftig etwas dazukommt, ist es ja immer nur ein Projekt auf einmal, das ich meiner Liste hinzufüge. Daher hoffe ich, dass es sich um einen Initialaufwand handelt – Aufwand hier im Sinne von Wechselbad, blitzlichtartig wechselnden Kontexten, nicht im Sinne von Schreibarbeit – denn die ist auf Grund der Kürze der Pitches minimal. Wie erwähnt: Es ist nicht so sehr Schriftstellerei, was ich gerade tue. Es ist Verkäufertätigkeit. Ich mache das mit Geschichten, aber mit verschiedenen Getreidesorten würde es wohl genauso funktionieren.

Für ›Die Türme von Taladur‹ die neueste Version des Exposés für Band Zwei durchgesehen. Aus meiner Sicht ist es fertig, aber vielleicht finden die Kolleginnen und Kollegen ja noch etwas, was man verbessern kann.

Ein wenig an meiner Projektliste gefeilt und ein paar Mails zu den ›Türmen von Taladur‹ ausgetauscht. Und mir Gedanken gemacht, warum ich überhaupt schreibe.

Es gibt nun den ersten Eintrag im Ulisses-Blog zu den ›Türmen von Taladur‹.

Ich habe mit meinem Agenten (immer noch eine ungewohnte Formulierung für mich – ›mein Agent‹) gesprochen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Als nächstes liegt an, das ›Teaser-Material‹ für meine Projekte aufzubereiten und elektronisch zur Verfügung zu stellen. Dabei werde ich natürlich gleich meine neueste Idee ›Conquistadora‹ integrieren.

Türme im Nebel ist nun soweit, dass ich das Manuskript für satzfertig halte. Ich habe die mit André besprochenen Anker für die Handlung von Band Zwei eingebaut und er hat sie für gut befunden. Nun haben die anderen Teammitglieder noch eine Woche die Möglichkeit, ›Last Orders‹ aufzugeben.

Mit Ulisses habe ich ein wenig gechattet, um die grafische Aufmachung zu klären. Wenn es so kommt, wie wir es planen, werden die Bände des Zyklus ein Augenschmaus.

Auch mit Randall Bills habe ich gechattet, um die Klärung meiner Pläne für Classic BattleTech anzustoßen. Randall Bills ist einer der Entscheidungsträger für BattleTech in den USA. Meine kurz skizzierte Grundidee mit den Andurienkriegen sagt ihm zu.

Ich bin zurück in Deutschland und reiche nun auf einen Schwung die Tagebucheinträge seit dem 20. Juni nach, denn untätig war ich auch während meines Urlaubs in Sevilla nicht. Es ist auch an der Zeit, zu verraten, welche Veränderung sich in der Riege der Autorinnen und Autoren von ›Die Türme von Taladur‹ ergeben hat. Carolina Möbis hat sich aus dem Projekt zurückgezogen, André Wiesler konnte gewonnen werden. Das ist eine große Herausforderung, denn André übernimmt direkt den zweiten Band, der damit wohl auch einen anderen Titel bekommen wird. Sein Exposé habe ich heute en detail mit ihm diskutiert, es ist hochinteressant und hat auch Implikationen für Band Eins.

Eine davon kann ich hier verraten, ohne das Lesevergnügen zu gefährden. André führt einen Hellsichtmagier als Bürger Taladurs ein, in meinem Buch geschieht ein Mord an einer hochstehenden Persönlichkeit an einem repräsentativen Ort. Nun stellt sich die Frage, warum der Magier nicht auf seine arkanen Künste zurückgreift, um das Verbrechen aufzuklären. Noch grundsätzlicher gefragt gibt es die Option, dass er genau das tut, was den Verlauf meines Romans und der kompletten Serie grundsätzlich ändern würde. Natürlich wollen wir das vermeiden, aber die Geschichte um den Magier ist so gut, dass wir auch sie behalten wollen. Wir wollen also beides möglich machen – die ursprüngliche Handlungslinie und den Magier als Figur. Nun besteht bei so etwas immer die Gefahr, einen Kompromiss zu schließen. Das Verbrechen ist nicht ganz so schlimm, der Magier nicht ganz so engagiert, die Zauberei nicht so wirksam. Mit anderen Worten: Man macht die Geschichte kleiner. Im Ergebnis staunt der Leser weniger, und da Staunen ein Qualitätsmerkmal der fantastischen Literatur ist, wird die Geschichte schlechter. Das ist keine gute Lösung. Also machen wir es anders. Wir gehen in die Geschichte hinein, reisen gedanklich nach Taladur, nehmen die neuen Setzungen, zu denen auch der Magier gehört, und denken aus der Situation heraus, fühlen uns in die Welt hinein:

Es gibt Hellsichtmagie.

Es gibt einen Hellsichtmagier in der Stadt.

Aber in Taladur sind sich nicht alle gut Freund – eher im Gegenteil. Also wird kaum jemand wollen, dass der Magier alles über ihn weiß.

Das einfache Volk wird da kaum eine Wahl haben, aber die Mächtigen, die Soberani und die Ratsherren, die werden sich wehren. Nicht nur gegen diesen speziellen Magier, sondern gegen Magie allgemein – für sie ist Zauberei einfach eine weitere Waffe, die gegen sie gewendet werden könnte.

Wo ein Schwert ist, da ist eine Rüstung nicht weit. Wo Zauberei ist, da gibt es auch Bannsprüche.

Als hätten wir es von Beginn an so geplant, drängt sich die Lösung auf: Der repräsentative Ort, an dem der Mord geschieht, wird häufig von den Mächtigen der Stadt frequentiert. Sie wollen dabei sicher sein vor magischen Störungen – also sind in die Architektur des Ortes Bannzeichen integriert, die die Anwendung von Magie unterbinden. So kann der Hellsichtmagier am Tatort nichts ausrichten.

Im Ergebnis wird die Geschichte somit nicht kleiner, sondern größer, farbiger, detailreicher – fantastischer, ohne, und das ist eine Gefahr der Fantastik, ins Willkürliche abzugleiten.

Eine gute Lösung.

Am Flughafen vervollständige ich mein Sevilla-Tagebuch. Schön war es in Andalusien. So viel Stolz, wie ich hier in einer Woche gesehen habe, habe ich vorher in einem ganzen Leben nicht kennengelernt.

Auf dem Weg von Sevilla heim nach Köln gab es eine Zwischenlandung auf Mallorca. Dort schloss ich den Überarbeitungslauf an Türme im Nebel ab.

André hat sein Konzept für Band Zwei bereitgestellt. Es liest sich spannend, beinahe wie eine Kurzgeschichte. Ich bin beeindruckt.

Nun gibt es wenigstens zwei Foren, in denen man zu ›Die Türme von Taladur‹ diskutieren kann. Zum Vinsalt-Forum hat sich jetzt auch das Ulisses-Forum gesellt.

Am Abend saß ich auf dem Platz vor der Kathedrale von Sevilla und stellte mir vor, wie es hier wohl zu den Zeiten zuging, als noch die mit Gold und Silber beladenen Galeonen aus der Neuen Welt die Stadt anliefen. Meine Gedanken schweiften, und dann war sie da: vielleicht nicht die beste Geschichte seit Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (obwohl: Wer weiß?), aber sicher eine der besten Romanideen, die ich jemals hatte. Arbeitstitel: ›Conquistadora‹. Natürlich musste ich dann schnurstracks ins Hotel zurück, um die wesentlichen Eckpunkte zu notieren.

Mit meiner Überarbeitung zu Türme im Nebel bin ich zu Dreivierteln durch. Die meisten Änderungen, die sich aus der neuen Situation mit Band Zwei ergeben, müsste ich jetzt erfasst haben.

Gut die Hälfte von Türme im Nebel ist geschafft. Zwei Tippfehler habe ich bisher gefunden, beim Inhalt beschränke ich mich darauf, die Sachen wieder herauszunehmen, die ich als Anker für Band Zwei vorgesehen hatte. Wenn André eine andere Geschichte erzählen möchte, als Carolina es vorhatte, und davon gehe ich aus, wäre es unschön, diese unbearbeiteten Enden in der Luft hängen zu lassen. Stattdessen werde ich nächste Woche mit André sprechen und neue Elemente einfügen, die seine Geschichte vorbereiten werden.

Bei Türme im Nebel das erste Viertel geschafft. Kaum etwas verändert, noch bin ich nicht bei den Stellen angekommen, an denen ich den zweiten Band vorbereitet hatte. Das werden die interessanten werden, denn Carolina, die Autorin von Band Zwei, hat unser Team verlassen, weswegen sich das Exposé für den auf meinen folgenden Band ändern wird und die Geschichte dort anders vorbereitet werden muss. Die übergreifenden Handlungsfäden, die den gesamten Zyklus durchziehen, bleiben natürlich gleich, aber auch die Spezialitäten sollen nicht vom Himmel fallen.

Ein wenig weiter durch Türme im Nebel gegangen.

Auch im Urlaub packt mich der Drang zum Schreiben, früh am Morgen und während der Siesta. Diesmal ist es ein Tagebuch meines Urlaubs in Sevilla, das neben erkenntnisreichen durchaus auch ein paar maßvoll abenteuerliche Züge zu tragen verspricht.

Das NetBook hat sich bei seinem ersten Praxiseinsatz bewährt. Während ich auf den Check-In nach Sevilla wartete, habe ich im Flughafen ein wenig am Manuskript von Türme im Nebel gedaddelt. Einige Kleinigkeiten möchte ich noch schleifen und irgendwie habe ich auch Lust, die Geschichte ein weiteres Mal zu lesen und dabei die letzten Splitter zu glätten. Erwartungsgemäß finde ich aber kaum noch etwas.

Ein freundlicher Leser hat mir heute einen Link auf einen Spiegel-Artikel zu eBooks geschickt. Quintessenz: Noch ist der Markt sehr klein, aber selbst Berühmtheiten wie Akif Pirinçci probieren die Möglichkeiten des Selbstverlags auf diesem Wege aus. Wobei ich vermute, dass auch hier das Prinzip ›Winner Takes It All‹ gilt, das das Autoren-Biotop ohnehin prägt. Wer etabliert und bekannt ist, wird es vergleichsweise leicht haben, seine Stoffe zu verkaufen, in welcher Form sie auch immer dargeboten werden, während der Neuling Schwierigkeiten hat, im medialen Rauschen Aufmerksamkeit auf sein Werk zu lenken.

Bei den ›Türmen von Taladur‹ wird derzeit der neue Autor ins Team integriert und legt mit höchst erfreulichem Chuzpe los. Derzeit sieht es so aus, dass wir auch mit veränderter Mannschaftszusammensetzung die Ziele werden halten können, die wir uns gesteckt haben.

Mein NetBook habe ich jetzt so eingerichtet, dass ich nun auch dort die wichtigsten Tastenbelegungen zur Verfügung habe. Das sind die französischen Anführungszeichen, also » und «, mit ihren einstrichigen Varianten › und ‹. Die liegen bei mir auf der 2 und der 3, kombiniert mit Strg beziehungsweise Alt. Ich habe mich so an ihre Benutzung gewöhnt, dass ich nicht mehr nachdenke, wenn ich wörtliche Reden oder Zitate schreibe.

Das Beste zum Schluss: Im aktuellen F-Shop Newsletter wird mit dem 21. Juli ein konkretes Erscheinungsdatum für den BattleTech-Roman genannt, der den Neustart der Serie einleiten wird, ›Wiege der Basilisken‹ von Reinhold Mai. Damit wird die Rückkehr dieser von mir sehr geschätzten Serie ein Stück greifbarer, etwas mehr Realität.

Ein bewegter Tag lässt mich erschöpft zurück. Im Ergebnis ist unser Autorenteam für ›Die Türme von Taladur‹ wieder vollzählig, ein Kollege ist zu uns gestoßen. Der Name ist kein Geheimnis, aber wenn man immer alles sofort verrät, verdirbt man den Leuten in der Weite des Landes den Spaß am Raten und Spekulieren. Daher nur eine Andeutung: Der neue Autor der Reihe ist im Bereich DSA sowohl was die Romane, aber auch was das Rollenspiel angeht wohlbekannt, hat aber durch andere Veröffentlichungen ein größeres Publikum als die DSA-Freunde überzeugt.

Wo ich schon an die Welt dort draußen denke – heute hat mich eine Kollegin mit dem Hinweis geschockt, dass (angeblich!) eine erkleckliche Anzahl von Menschen dieses Schreibtagebuch regelmäßig liest, und konnte zur Untermauerung ihrer These gleich mehrere Namen aufzählen. Wie soll man denn mit diesem Wissen im Hintergrund befreit seinen autotherapeutischen Bedürfnissen beim Verfassen der Einträge gerecht werden? – Nein, im Ernst, ich freue mich, wenn es Leute gibt, die hier gern vorbeischauen.

Meine Begeisterung für Technikspielereien im weiteren Sinne hält an, heute habe ich mir ein NetBook gekauft (und bin erstmal eine Stunde lang an der Frage gescheitert, wie man ein Windows 7-System herunterfährt). Damit beabsichtige ich, demnächst unabhängig vom unzeitgemäß wuchtigen Laptop und mit einer Akkulaufzeit von sieben Stunden auf dem Balkon oder im Park schriftstellerisch tätig zu werden.

Einzig unerfreulicher, dafür aber umso schwerwiegenderer Punkt ist eine ausgesprochen traurige Nachricht zum Gesundheitszustand eines Freundes. Ich habe überlegt, ob ich das hier erwähnen soll, aber es wäre mir unredlich vorgekommen, es nicht zu tun, denn diesem Mann verdanke ich in meiner schriftstellerischen Karriere (wenn man es denn so nennen möchte) sehr viel. Er hat an mich geglaubt, als es wirklich niemand sonst tat, und das ist keine Floskel. In seinen Fanzines durfte ich immer meine Geschichten unterbringen, egal wie lang sie waren und wieviel ihn die Kopien gekostet haben, und er war immer mit einem aufbauenden und freundlichen Wort zur Stelle, war leicht entflammbar für viele Arten von Enthusiasmus. Er war für mich – nicht, was Schreibtechniken, sondern was das Leben angeht – ein Lehrer im besten Sinne des Wortes. Er hat mich nie wie den jungen Schnösel behandelt, der ich damals war, und ich ihn nie wie einen alten Mann. Aber jetzt hat das Alter zugeschlagen. Und ich habe den Punkt erreicht, an dem ich diesen Eintrag beenden möchte – Redlichkeit hin oder her.

Manche Tage lassen einen mit einem Gefühl zurück, als würde man schlafwandeln. Heute ist ein solcher Tag.

Bei ›Die Türme von Taladur‹ sind wir mit einem Team von sechs Autorinnen und Autoren an den Start gegangen. Nun sind wir noch fünf, eine Mitstreiterin hat heute das Projekt verlassen. Obwohl ich als Redakteur in besonderem Maße betroffen bin, bin ich seltsam unberührt. Vielleicht, weil ich nach der Diskussion der Gründe überzeugt bin, dass der Ausstieg tatsächlich die beste Lösung ist. Nun gilt es, die Lücke zu füllen, aber auch dieser Aufgabe sehe ich ohne Unruhe entgegen.

Inzwischen kann man wohl sagen, dass Utoprop meine literarische Agentur ist. Nach dem Tod von HaJo Alpers besteht Utoprop nur noch aus Werner Fuchs. Der prominenteste Kunde ist George R. R. Martin, der von Utoprop in Deutschland vertreten wird. Gegen diesen Giganten der kontemporären Fantasy bin ich natürlich ein winziges Licht. Jedenfalls traf ich mich heute mit Werner, meinem Agenten (ein ungewohntes Wort für mich), um zu diskutieren, was meine Schublade füllt, welche Dinge ich gern schreiben möchte und natürlich: was davon Potenzial haben könnte. Werners Ausführungen und Tipps waren ausgesprochen hilfreich. So plane ich eine Geschichte über ein Generationenraumschiff, und Werner wies mich auf Elemente und Motive hin, die diese Geschichte unverwechselbar machen könnten. ›Gottes Ebenbilder‹ könnte philosophisch zu anspruchsvoll für einen Publikumsverlag sein. Die größte Überraschung für mich war, dass Werner einem allgemein belletristischen Werk, das ich seit längerer Zeit im Hinterkopf, aber nie mit Emphase verfolgt habe, die größten Chancen einräumt. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet, da ich dort ja nicht meine jahrelange Erfahrung in der Fantastik einbringen kann. Dennoch scheint die Idee (zumindest für einen Außenstehenden und nach schlaglichtartiger Darstellung) interessanter als all die Aliens und exotischen Kulturen, die ich mir ausgedacht habe.

Mein Kindle-Buch kann nun für 99 Euro-Cents (das scheint der niedrigste Preis zu sein) erworben werden. Man kann auch eine Leseprobe kostlos von der Amazon-Seite herunterladen.

Ich habe auch noch einen interessanten Artikel gefunden, einen Bericht über eine 16-jährige eBook-Millionärin. Das heißt noch immer nicht, dass das eBook das Buch der Zukunft ist. Es beweist aber, dass man damit reich werden kann. Es ist möglich, der Beweis ist geführt. Ob es wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher ist als über den traditionellen Weg, weiß ich nicht zu sagen.

Mir ist noch ein Vorteil beim elektronischen Format aufgefallen: die Suchfunktion. Warum sollte man in einem Roman suchen? – Aus mindestens vier Gründen. Vielleicht möchte ich zitieren, erinnere mich noch an die Formulierung, aber nicht mehr an die Seite oder das Kapitel. Oder ich möchte eine bestimmte Stelle noch einmal lesen. Das geht mir gerade so bei Elric von Melniboné; irgendwo in diesem Roman gibt es einen Satz, der mir im Gedächtnis geblieben ist. Arioch, ein Gott der Urkraft des Chaos, sagt zu Elric, der gegen seine Herrschaft aufbegehrt: »Und du wirst mir dienen, Elric!« Die Szene drumherum ist mir nicht mehr präsent, gerade deswegen würde ich sie gern noch einmal nachlesen. Aber wo in diesem Wälzer sie zu finden ist – keine Ahnung. Grund drei: Recherche. Gerade interessant für Leute, die in Shared Worlds wie DSA unterwegs sind. Wo in der ›Mühle der Tränen‹ wird noch einmal Praiodan von Bregelsaum erwähnt und wie wird er da beschrieben? Oder der Planet Xanthe III bei BattleTech – was wurde dazu schon geschildert? Sicher, es gibt Quellenbücher, aber abgesehen davon, dass auch diesen die Suchfunktion guttun würde, möchte man auch gern bei der Primärquelle nachschauen. Vierter Grund für die Suchfunktion: fremdsprachige Bücher (oder auch Zeitungen). Hier kann man als fortgeschrittener Lernender dieser Sprache gezielt nach Vokabeln suchen, um deren Verwendung im Satzgebilde und in Redewendungen zu studieren.

Ich kann mir auch vorstellen, dass die künftigen Reader weitere Gimmicks erlauben werden. Warum sollen sie nicht die Werbeclips und Hintergrundberichte im Videoformat abspielen können, die heute bei YouTube herumgeistern? Oder Begleitmusik, wie die Isenborn-Melody, die Orkpack vor einiger Zeit komponiert hat?

Wie mehrfach erwähnt bin ich nicht der große eBook-Advokat – aber man braucht nicht besonders viel Fantasie, um sich die Möglichkeiten dieser Technologie auszumalen.

Bei den ›Türmen von Taladur‹ gab es heute ein langes Gespräch mit der Autorin über die von mir vorgeschlagenen Korrekturen.

Pioniergeist hat mich gepackt, denn mit dem eBook-Zeug betrete ich eine für mich bislang unbekannte Welt. Heute habe ich entdeckt, dass man bei Amazon eine Kindle-Emulation für den PC kostenlos bekommt – bezahlen muss man nur, wenn man das praktische Gerät haben möchte. Ich kann nun also Kindle-eBooks auf meinem PC lesen. Mehr noch: Ich habe ein Essay bei Amazon hochgeladen und gehe davon aus, dass er bald dort zu kaufen sein wird, der Freigabeprozess dauert laut Webseite etwa zwei Tage. Natürlich ist auch das ein Testballon, der Artikel ist nicht besonders lang, ein paar linkisch-eigenhändige Zeichnungen kommen dazu. Ich habe den niedrigsten Preis dafür angesetzt, der möglich war, einen US-Dollar. Okay, beinahe den niedrigsten, neunundneunzig Cents hätte ich auch noch einstellen können. Der Dollarpreis ist der Leitpreis, der Europreis wird dann daraus errechnet. Verblüffenderweise war der Erstellungsprozess deutlich einfacher als beim ePub – man kann nämlich einfach eine MS Word-Datei hochladen und die Amazon-Maschinerie macht den Rest, inklusive eingebetteter Zeichnungen und Kopierschutz. Wobei die Einschränkung darin besteht, dass man ein Kindle (beziehungsweise die Kindle-Software) zum Lesen braucht.

Auch einen interessanten Artikel von Dr. Cora Stephan zum eBook-Phänomen habe ich gefunden.

Trotz alledem habe ich noch keine abschließende Meinung, nur viele Gedanken. Vielleicht ist das für solche Pionier-Tage typisch.

Als Autor bin ich neudeutsch ein ›Content-Provider‹, ich liefere also Inhalte. Diese fließen in das Gesamtkunstwerk Buch ein. In Rezensionen wird meist ausschließlich auf eben diesen Inhalt eingegangen, nicht auf das Drumherum. Die Frage ist also erlaubt, wieviel das Drumherum ausmacht. Denn dieses Drumherum unterscheidet das Buch vom eBook.

Da ist die Aufmachung. Ein Buch ist irgendwie mehr ›sexy‹ als ein Laptop. Aber ein eBook-Reader ist kein Laptop. Er ist viel handlicher und es gibt so etwas wie Schutzumschläge dafür, Lederetuis, ähnlich, wie es sie für Handys gibt. Haptik und Optik lassen sich damit dem Geschmack des Besitzers anpassen. Und kriegsentscheidend kann die Aufmachung auch nicht sein, sonst hätten Taschenbücher keinen solchen Siegeszug gegenüber dem Hardcover angetreten. Ursprünglich waren Taschenbücher nur als Ergänzung zum Hardcover gedacht. Man hatte eine sehr kleine Zielgruppe im Auge: den eiligen Reisenden etwa, der nicht viel Gewicht schleppen wollte und sich im Zug mit dem Taschenbuch begnügte, um dann später für das heimische Regal das ›richtige Buch‹ (gemeint ist das Hardcover) zu erstehen und das Taschenbuch in den Müll zu werfen. Richtig gelesen: Das Taschenbuch war als Wegwerfbuch gedacht. Wenn ich in meine Regale schaue, muss ich feststellen, dass zumindest bei mir diese Prognose nicht eingetreten ist.

Nun gibt es aber durchaus Leute, die gezielt Hardcover kaufen. Mit Schmuckumschlag und Lesebändchen ausgestattet, werden diese Liebhaberstücke vermutlich leichter gegen die eBooks bestehen als ihre kleinen Vettern, denn die Fallhöhe zum reinen Inhalt, zum nackten Text ist größer.

Beim Text an sich muss der Leser im eBook auf den kunstvollen Satz verzichten (im Sinne von: ›den kunstvoll gesetzten Text‹). Der Setzer ist in den Chipsatz gewandert, sprich: Die Elektronik übernimmt den Satz. Für besondere Kapriolen bleibt da kein Platz, wie etwa für das stilisierte schwarze Auge, das in den DSA-Romanen die Überschriften unterstreicht. Der Text wird so dargestellt, wie es zwischen Software und Benutzer verhandelt wurde. Beispielsweise gibt es keine festen Seitenaufteilungen mehr (eine interessante Nebenfrage tut sich dahingehend auf, wie in wissenschaftlichen Texten nun zitiert werden wird – Seitenangaben verweisen ja in der Ebook-Welt auf den Limbus). Das hat auch Vorteile. In einem Nutzerbericht habe ich erfahren, dass eine Dame mit Sehschwäche froh ist, die Schriftgröße ihren Sehfähigkeiten anpassen zu können – besonders schön, wenn sie ihre Lesebrille einmal nicht dabei hat. Eine feine Sache. Man hat also zugleich die Ausgabe im Normaldruck und im Large Print.

Man hat auch kürzere Lieferzeiten. Das war bislang ein Nachteil des BoD gegenüber dem traditionell gedruckten Buch: Das BoD hatte zwei Wochen Lieferzeit, das traditionell gedruckte Buch einen oder zwei Tage. Das eBook ist in zwei Minuten da – höchstens.

Also auf in die schöne neue eBook-Welt?

Ich weiß nicht. Aber es würde mich wundern, wenn ich in einem halben Jahr noch keinen eBook-Reader besäße.

Über meine elektronischen Sandkastenspiele wollen wir den Redaktionsalltag nicht vergessen. Ich habe mich heute den 50.000 Anschlägen gewidment, die mir von Band Zwei vorliegen, sie redigiert, mit Anmerkungen und Tipps versehen und an die Autorin zurückgeschickt. Die Arbeit am Text hat also nun auch für Band Zwei begonnen.

Mit Bezug auf meine Schriftstellerei habe ich heute einige Telefonate geführt. Nichts Weltbewegendes.

Eine Freundin hat mein eBook auf einem Reader getestet. Verschiedene Lesesoftwareprodukte scheinen sich leicht unterschiedlich zu verhalten, was man an der Anzeige der Titelseite sieht. Vielleicht habe ich noch einen Fehler drin, der von der einen Software toleriert wird und von der anderen eben nicht. Grundsätzlich scheint es zu funktionieren.

Am späten Abend sind dann die ersten 50.000 Anschläge von ›Die Türme von Taladur Zwei‹ von Autorin Carolina gekommen. Größtenteils gefällt es mir gut, vor allem die lebendigen Figuren werden die Leserschaft sicher freuen. Über ein paar Sachen werden wir in Dialog treten, etwa dazu, wie viele aventurienspezifische Begriffe der Geschichte gut tun. Ich weiß, dass ›Praiosschild‹ die lyrische Bezeichnung der Sonne ist, benannt nach dem Sonnengott – aber wie groß ist die Zahl der Leser, die das nicht wissen und dann im Fluss stocken, wenn ein solches Wort unvermittelt im Text auftaucht?

Zur Lage der Nation:

In der Belletristik bewegen wir uns im Bereich des Entertainment, damit im gleichen Fahrwasser wie die Musikbranche. Jemand kann seine Zeit damit verbringen, sich an einem Roman zu erfreuen, er kann ins Theater gehen oder auf ein Konzert. Das Lesen ist eine Freizeittätigkeit. Das ist nicht abwertend gemeint, es kann durchaus über die Unterhaltung hinaus zu einem Erkenntnisgewinn führen. Wenn ich auch vermute, dass das selten passiert (wobei ich hier nicht von mir auf andere schließen sollte – ich bin Westfale und demenstsprechend schwer zu beeinflussen, an unseren Dickschädeln sind schon die Legionen des römischen Weltreichs zerbröselt), will ich diesen potenziellen Effekt nicht generell verneinen. Ich möchte auf etwas anderes hinaus.

Durch die elektronischen Medien hat sich die Musikindustrie stark gewandelt. Das ist ausgesprochen zurückhaltend formuliert, man sollte wohl ohne falsche Dämpfung sagen: Sie liegt platt am Boden. Wer heute noch einen Plattenladen (okay, CD-Laden) eröffnet, dessen Geschäftsfähigkeit sollte man hinterfragen. In einem Interview in einer Musikzeitschrift las ich schon vor Jahren die bittere Klage eines Musikers: »Meine Stücke werden in den Szene-Discos rauf und runter gespielt, jeder kennt sie, jeder hat sie. Die meisten haben aber nichts dafür bezahlt, ich habe keine Öre dafür gesehen. Diese ›Fans‹ haben meinen Traum zerstört. Ich wollte immer als Musiker und von der Musik leben, aber das kann ich nun nicht, weil so viele meine CDs brennen.« Heute würde er angesichts der Verbreitung von MP3 wohl noch bitterer klagen. Er hatte übrigens recht: Ich war noch nie ein großer Musikkenner, aber seine Band und seine Hits waren mir durchaus geläufig.

Fluch und Segen der digitalen Datenverarbeitung liegen darin, dass Kopie und Original einander exakt entsprechen. Ein kopierter MP3-File und auch ein kopiertes eBook sind genauso gut, genauso haltbar, genauso gestochen scharf wie die jeweilige Vorlage. Wenn sich dieses Format durchsetzt, ist fraglich, ob die Copyright-Schützer auf technischer und legislativer Ebene mithalten können. Letzteres deswegen, weil sich ein gesellschaftlicher Konsens dahingehend anzudeuten scheint, dass geistiges Eigentum nichts wert ist, zumindest kein Geld, und dass es frei kopierbar sein sollte (... weil man nicht kriminalisieren sollte, was ohnehin jeder tut). Ich habe eine ganze Zeit gebraucht, um zu der strikten Position zu gelangen, die ich mittlerweile in dieser Frage einnehme. Zu C64-Zeiten habe ich auch kopierte Software gehabt. Erst Jahre später habe ich mir Originale der Spiele gekauft, die ich als Teenager häufig gespielt hatte. Zum Zeitpunkt des Kaufs waren sie bei mir nicht mehr aktuell, einige werden wohl immer eingeschweißt bleiben, aber ich war es mir schuldig, den Leuten, denen ich so viele durchgezockte Stunden verdankte, wenn auch spät, den Lohn für ihre Mühen zu geben. Und ja, auch ich habe mir damals einen Schwung Videokassetten mit meiner Lieblingsserie im amerikanischen Original kopieren lassen. Inzwischen habe ich sie komplett auf (Kauf-)DVD.

Man kann die Position vertreten, dass geistiges Eigentum ein Illusion ist, zudem die Gedanken heutiger Kreativer ohne die sie umgebende Gesellschaft gar nicht möglich gewesen wären und sie daher der Gesellschaft frei zugänglich zu machen seien. Auf den ersten Blick ist dies (wie nahezu jede kommunistisch-sozialistische Ideologie) eine gute Idee für ›die Masse‹ und nur für ein paar Wenige von Nachteil, in diesem Falle für die Autoren. Man sollte jedoch zuende denken und kommt dann schnell zu dem Punkt, wo die implizite Aussage lautet: »Wir wollen keine hauptberuflichen Autoren mehr.« Der eingangs erwähnte Musiker kann und wird selbstverständlich weiter in seiner Freizeit Musik machen. Könnte er von der Musik leben, dann würde er vermutlich mehr davon machen, als es ihm jetzt neben seinem Brotberuf möglich ist. Vielleicht würde er auch noch bessere Stücke aufnehmen, da er dann seinen Lebensrhythmus an seiner Inspiration ausrichten könnte. Ein Musiker muss nicht soviel verdienen wie Madonna und ein Autor nicht so viel wie Rowling, auch wenn ich das nicht verwerflich finde (schließlich verdienen sie nur so viel, weil so viele Menschen gern ihre Werke konsumieren), aber es ist ein Unterschied, ob er sich die Zeit für seine künstlerischer Tätigkeit an den Rändern des Tages abknapsen muss oder ob sie den Mittelpunkt seiner Tagesplanung darstellt. Ich bin davon überzeugt, dass bei kostenfreier Literatur das Niveau deutlich sinken wird. Es ist gut, wenn jeder schreiben kann und darf, aber sich verständlich auszudrücken ist nun einmal etwas anderes, als die Finger nach Zufallsprinzip über die Tastatur zu bewegen. Man beachte den sprachlichen Unterschied zwischen einem Roman und den Beiträgen in diversen Internet-Foren.

Die Literatur ist zudem noch anfälliger als die Musik. In Russland etwa war der Markt für Tonträger schon immer sehr schwach ausgeprägt. Die Bands, die dort von der Musik leben, tun das, weil sie mit ihren Konzerten Arenen füllen und sich ihre Merchandise-Artikel gut verkaufen. Welcher Autor aber hat ein Showtalent wie Frank Schätzing? Und steht dieses Showtalent in Beziehung zur literarischen Qualität? Nichts gegen Frank Schätzing, ich lese ihn gern, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass viele Autoren intravertierte Menschen sind, die am liebsten allein vor dem Computer der Beschäftigung mit ihrem Text nachgehen und dabei sehr gute Literatur erschaffen. Ein Roman ist bei weitem nicht so expressionistisch wie ein Rocksong.

Wenn man die großen Spieler des Literaturbetriebs betrachtet, dann kommt man auf die Autoren, die Lektoren, den Buchhandel, die Druckereien, die Cover-Künstler, die Verlage. Der Wandel zum eBook wird, so er denn eintritt, die verschiedenen Sektoren unterschiedlich hart treffen. Die Druckereien haben nichts mehr zu lachen, ihr Geschäftsmodell wird obsolet. Die Cover-Künstler haben schon heute nichts zu lachen. Manche Verlage verzichten ganz auf Titelbilder, andere haben riesige Archive, aus denen sie sich bedienen, wieder andere benutzen frei verfügbare Bilder und die, die noch zeichnen lassen, können auf eine große Auswahl an grafischen Künstlern zugreifen und so die Preise in den Keller drücken. Wer keine elektronischen Druckvorlagen liefert, sondern auf Papier abgeben möchte, ist vermutlich sowieso schon im Hobbybereich angelangt.

In meinem Berufleben habe ich als Unternehmensberater und Projektleiter nicht nur verschiedene Länder, sonder auch viele Branchen von Innen kennengelernt: die Gastronomie, Banken, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Telekommunikationsindustrie, die IT-Branche und der Automobilsektor fallen mir spontan ein. Diejenige Branche, bei der die Professionalisierung am wenigsten fortgeschritten ist, ist nach meiner Erfahrung die Verlagsbranche. Vermutlich liegt das an der Zusammenarbeit mit so vielen (freigeistigen) Künstlern. Mit wieviel Herzblut hier ökonomisch nicht nur fragwürdige, sondern bei Lichte betrachtet hoffnungslose Projekte verfolgt werden, kann Steine erweichen. Es ist kein Gerücht, dass viele Verlage die persönlichen Liebhabernischen von Verlegern oder Lektoren haben, die durch die besser laufenden Bücher querfinanziert werden. Man denke nur an die Pfeifenraucher-Reihe des Heyne-Verlags. Sicher kann man argumentieren, dass diese Ineffizienzen letztlich dazu führen, dass die Bücher für den Verbraucher teurer sind, als sie es sein müssten, zumal die Buchpreisbindung das Ihrige dazutut. Andererseits gibt es in keiner Sprache der Welt so viele Buchtitel wie ... auf Deutsch! Der deutschsprachige Literaturfreund hat (natürlich auch dank der Arbeit der Übersetzer) so viel Auswahl wie kein anderer.

Zurück zum Thema: Haben die Verlage im eBook-Bereich eine Zukunft? – Ich glaube: ja. Nach wie vor wird man jemanden brauchen, der die verschiedenen Spieler zusammenbringt, das Marketing übernimmt und Vertriebsplattformen erschließt.

Damit wären wir auch schon bei den Buchhandlungen. Im Gegensatz zu den Verlagen scheinen sich diese in den letzten Jahrzehnten durchrationalisiert und betriebswirtschaftlich sinnvoll aufgestellt zu haben. Das kann man mögen oder auch nicht. Ich mag es, aber das ist Geschmackssache und ein anderes Thema. Hier soll es um ein Schlaglicht der Auswirkungen der eBooks gehen. Regalfläche wird man nicht mehr brauchen, an die Stelle des Durchblätterns von Büchern tritt die elektronische Leseprobe, die man zu Hause herunterladen kann oder die künftig sicher auch gern im Bündel verschickt wird – im Zweifelsfall vom Verlag, der seine Romane positionieren möchte. Wenn dieser heute 1.000 Vorabexemplare an den Buchhandel schickt, kann er mit deutlich geringeren Kosten künftig 100.000 Probekapitel an interessierte Endkunden schicken. Was bleibt für den Buchhandel? Vielleicht die Beratungsleistung, aber die kann ich mir ebenfalls gut online vorstellen, in Chats und Videostreams. Dann noch Events wie Lesungen, aber die haben im Literaturbetrieb schon immer eine untergeordnete Rolle gespielt. Falls das Papierbuch verschwindet, wird es also vermutlich auch für den Präsenzbuchhandel eng.

Die Lektoren könnten vielleicht sogar Gewinner des Wandels sein, vorausgesetzt, der Markt für Qualitätsprodukte bleibt groß genug. In diesem Fall erhalten sie nämlich leichteren Zugang zu einer breiteren Basis von Kunden für ihre Dienstleistung. Da die Texte ohnehin elektronisch erfasst sind, können sie nicht nur wie bisher für Verlage arbeiten, sondern auch direkt für Autoren, die ihre Werke selbst publizieren und die Geschäftsbeziehung komplett per eMail abwickeln.

Das ist nämlich der Punkt, der im Bereich eBook immer mitschwingt: der Eigenverlag. Der Autor nimmt nach den Druckereien auch noch einen weitere Spieler vom Spielfeld, nämlich den Verlag. Der Buchhandel könnte Plattformen bereitstellen, auf denen man die eBooks erwerben und sich die Leser austauschen könnten, oder der Autor stellt auch noch eine Shopfunktionalität auf seiner Webseite zur Verfügung. So oder so muss das Buch weniger Leute ernähren, weil weniger in der Kette sind, und der Gewinn beziehungsweise die Ersparnis wird zwischen Autor und Leser geteilt. Immer unter der Annahme, dass für eBooks überhaupt Geld gezahlt wird und sie nicht (legal oder illegal) als freie Kopien verbreitet werden. Als ich mit der Schriftstellerei begann, um die Jahrtausendwende, war eine Veröffentlichung ohne Verlag ein Abenteuer. Inzwischen habe ich es mit Bei Regen und bei Sonnenschein selbst gemacht und dabei sogar ein wenig Gewinn erzielt. Zur Erläuterung: Ja, Bei Regen und bei Sonnenschein hat einen Verlag, nämlich p.machinery, aber der Verlag ist sehr klein und das Buch war für den Verleger wie auch für mich unser erstes Book on Demand-Projekt. Inzwischen ist die physische Herstellung eines Buches also nichts mehr, was zwingend einen Verlag erfordert. Die Platzierung im Buchhandel allerdings scheint nur über Verlage machbar und ist der Show Stopper auf dem Weg zum Bestseller. Ebendiese Platzierung aber könnte in der Wichtigkeit abnehmen, wenn Regalplatz (und Auslage auf Bestsellertischen) weniger Gewicht bekommt.

Für den Autor sehe ich zwei Möglichkeiten. Entweder, er bleibt weiter Teil eines Teams. Je nach seiner Popularität ist er dann hochbezahlter Mittelstürmer oder der Tropf von der Ersatzbank, der ab und zu für ein paar Minuten zum Einsatz kommt, wenn der Star eine Formschwäche hat, aber immer hat er andere Spieler, einen Masseur, einen Trainer und annähernd so etwas wie ein kalkulierbares Gehalt, Trainingszeiten und Spieltermine. Sprich: Er bleibt an einen Verlag gebunden, in Stackpolescher Nomenklatur ein House Slave. Dann wird sich für ihn wenig ändern außer dem Umstand, dass sein Produkt noch ein bisschen immaterieller wird, als es heute schon ist. Der zweite Weg ist der des einsamen Wolfs, der diejenigen Dienstleistungen, die auch in der eBook-Welt noch gebraucht werden, selbst erbringt oder zukauft, also selbst Verträge mit Titelbildzeichnern und Lektoren schließt, Werbeanzeigen schaltet und so weiter. Im BoD-Bereich kann man, denke ich, sagen, dass dieser Ansatz weitgehend gefloppt ist (mit wenigen Ausnahmen). In der digitalen Welt mag das anders aussehen, bedeutet dann aber auch, dass der Autor als Nur-Schreiber nichts werden kann. Was in meinen Augen schade wäre, denn ich möchte ein Buch, das von einen Topp-Autor geschrieben, von einem Topp-Setzer gesetzt und dessen Titelbild von einem Topp-Zeichner gemalt wurde und nicht eines von einem Menschen, der in allen drei Bereichen mittelmäßig ist.

Und das alles, wie mehrfach erwähnt, unter der Prämisse, dass die Raubkopierer nicht das gleiche mit der Buchindustrie machen, was der Musikindustrie schon widerfahren ist.

Abschließend noch die Bemerkung, dass ich mir nach wie vor nicht sicher bin, dass das eBook das traditionelle Buch verdrängen wird. Schließlich gibt es trotz Farbfernseher noch Kinos – und der Cinedom macht nicht den Eindruck, kurz vor der Pleite zu stehen.

Heute habe ich ein wenig gedaddelt, um mein erstes eBook zu erstellen. Mein Eindruck von gestern hat sich bestätigt: Es ist nicht besonders schwierig, vor allem, wenn man HTML-Kenntnisse einbringen kann. Einschränkend wirkt sich aus, dass ich keinen eBook-Reader besitze, ich habe eine Freeware benutzt, um das Ergebnis auf meinem PC zu überprüfen. Deswegen wäre es nett, wenn jemand, der dieses Schreibtagebuch liest und ein Gerät besitzt, das mit dem ePub-Format umgehen kann, mein eBook einmal aufriefe und mir eine kurze eMail schriebe, um mir mitzuteilen, ob es sich fehlerfrei anzeigen lässt.

Die Einfachheit der Erstellung rührt auch daher, dass ich vermutlich die einfachste Variante des Formats nutze. Insbesondere ist mein eBook völlig ungeschützt und deswegen ist diese Art der Publikation nur für Dinge geeignet, die ich auch bedenkenlos kostenlos in einer Zeitung abdrucken lassen würde. Nicht nur kann diese Datei beliebig kopiert und weiterverteilt werden (man müsste also auf ein utopisch ehrliches Publikum vertrauen, würde man Geld damit einnehmen wollen) – man kann sie auch mit Windows-Bordmitteln leicht editieren. Beispielsweise kann man die Angaben zu Copyright und Autor ändern, womit dem Plagiat der rote Teppich ausgerollt ist.

Am Abend habe ich die ersten Erkenntnisse aus dem zweiten Band von ›Die Türme von Taladur‹ in mein Manuskript aufgenommen. Es gibt jetzt einige Kadetten mehr in der Fechtschule von San Cardasso, sie haben mehr Persönlichkeit gewonnen und die Rolle des Klassenprimus wurde neu besetzt.

Der Tag hat für mich mit dem Verfassen eines Leserbriefs begonnen. Ich mache das selten, aber wenn ich es tue, dann recht ausführlich und auf Papier. Das ist eine Stilfrage.

Seit ein paar Wochen lese ich interessiert die Artikel auf Michael Stackpoles Seite, der beinahe schon fanatisch die Sache des e-Publishing vertritt. Grundsätzlich bedeutet das nur, seine Werke in elektronischer Form zur Verfügung zu stellen. Ich tue das in sehr begrenztem Umfang auf dieser Homepage, indem ich einige Texte als PDF-Download anbiete. Wirklich interessant wird es aber erst, wenn man die Geschichten so aufbereitet, dass sie in einem eBook-Reader lesbar sind. Dort gibt es verschiedene Formate, unter anderem ein proprietäres für Amazons Kindle. Heute habe ich mich darüber informiert, wie man ein eBook erstellt. Rick Novy hat dazu auf seiner Seite eine kurze Anleitung bereitgestellt. Es liest sich verblüffend einfach – anscheinend ist es deutlich leichter, als eine simple Homepage wie meine zu erstellen. Wenn ich auch wenig Begeisterung dafür aufbringen kann, in Buch in diesem Format zu lesen, reizt es mich doch, einen Text auf diese Weise dem interessierten Publikum zur Vefügung zu stellen. Ich kann mir gut vorstellen, mich in Kürze daran zu versuchen.

Am Nachmittag kam dann die Szenenfolge des zweiten Bandes von ›Die Türme von Taladur‹. In meiner Rolle als Redakteur der Reihe habe ich sie mit Kommentaren versehen und an die Autorin zurückgeschickt, die diese Anmerkungen bei der Bearbeitung des bisher Geschriebenen verwenden wird. Ich meinerseits werde die gewonnenen Erkenntnisse in eine Feinpolitur von Band Eins einbringen, bevor ich das Manuskript in den Satz gebe, denn ich möchte den zweiten Band mit einigen Andeutungen vorbereiten.

Zum Ausklang des Tages sah ich mir ein Internet-Video an, in dem einige Autoren über handwerkliche Aspekte des Schreibens referieren. Das hat seine Tücken. Wie ich bereits einmal erwähnte, entwickle ich einen Gefühlscocktail aus Aggression, Begeisterung und Verzweiflung, wenn ich zum Thema Schreiben belehrt werde – und zwar mit für mich ansonsten ganz untypischen Skalenausschlägen. Bei einem Schreibratgeber in Buchform ist das nicht schlimm. Wenn ich ihn einige Male während der Lektüre in die Ecke pfeffere, nimmt er es nicht übel. Bei einer Liveveranstaltung bin ich zu gut erzogen, um meinen Emotionen handfesten Ausdruck zu verleihen (zudem würde das geneigte Publikum den Kollegen sicher in Schutz nehmen). Bei einem Internetvideo aber ist mein Computermonitor gefährdet – und die Passanten, die unter dem Fenster spazieren gehen, während das Gerät hinaussegelt. Es ist schon eine amüsante Selbstbeobachtung, dass bereits ein paar Minuten nach Ende des Videos mein grundloser Zorn nicht nur verraucht ist, sondern einer gewissen Dankbarkeit über das Gelernte weicht. So sehr, dass ich mir gleich das nächste Video der Reihe anschauen werde. Zuvor lade ich aber diesen Tagebucheintrag hoch – für den Fall, dass ich in einer halben Stunde ohne Monitor dastehe, ist dann wenigstens das noch geschafft.

Die Kamera liebt mich:

Das Interview wurde von Orkenspalter.TV geführt.

Ein bisschen habe ich heute mit Ulisses telefoniert und eine Minimalanpassung am Manuskript von Türme im Nebel durchgeführt, nämlich einer Figur einen Namen gegeben, die in Band Zwei eine größere Rolle spielen wird.

Der nächste Korrekturgang ist durch – wieder ein wenig Statistik, diesmal der Korrekturen, die ich selbst vorgenommen habe, nachdem die Rückmeldungen aus dem Lektorat eingearbeitet waren:

Die Anzahl der gefundenen Fehler ist für mich ein Indikator für den Reifegrad des Manuskripts. In diesem Fall habe ich (ohne Angleichungen im Dramatis Personae und inhaltliche Erweiterungen und Änderungen) noch 85 Modifikationen vorgenommen. Erfahrungsgemäß finde ich etwa 50 Prozent, das bedeutet: In Summe waren noch 170 Stellen drin, die der Überarbeitung würdig gewesen wären, und von denen sind noch 85 übrig, von denen ich, würde ich nochmals komplett durch den Text gehen, noch gut 40 fände. Echte Fehler (jenseits von Stilfragen) sind aber vermutlich nur noch 10 drin (also alle 40 Seiten einer), von denen ich mit einem weiteren Durchgang noch 5 finden könnte. Das sind wenige genug, um das Manuskript mit ruhigem Gewissen in den Satz zu geben, zumal keiner davon verständnismindernd für den Text sein dürfte. Die Druckfahne wird dann noch von der Endkorrektorin und von mir selbst durchgeschaut – danach sollte kaum noch etwas übrig sein. Allerdings sind Stilkorrekturen an der Druckfahne nur noch in begrenztem Umfang möglich.

Bevor es soweit ist, werde ich aber noch die ›Lieferung‹ des ersten Teils des Manuskripts von Band Zwei abwarten. Wenn ich disese in meiner Rolle als Redakteur der Reihe durchgesehen habe, werde ich vermutlich noch letzte Ergänzungen im Manuskript von Band Eins vornehmen, um Dinge im Folgeband vorzubereiten.

Wegen der vorgestrigen Feststellung habe ich mir nun ›Das Königreich Almada‹ zugelegt und stelle amüsiert fest, dass die maskierte Dame auf dem weißen Ross frappierende Ähnlichkeit mit einer Figur der Romanserie hat.

Der Tag war vom Korrekturlesen geprägt. Ich habe jetzt beinahe Dreiviertel geschafft.

Heute kam Türme im Nebel zurück aus dem Lektorat. Das geschieht heutzutage alles elektronisch; ich schicke eine Datei per Mail, und sie kommt mit Korrekturvorschlägen (›Überarbeiten-Modus‹) zurück. Ein bisschen Statistik:

Insgesamt kommt mir das nicht viel an Korrekturen vor, wenn man bedenkt, dass wir von gut 590.000 Anschlägen sprechen. Wer wissen möchte, wie ein unlektorierter Text von mir aussieht, kann dieses Schreibtagebuch anschauen. Die Beiträge hier lese ich in der Regel noch einmal durch, bevor ich sie online stelle. Bevor ein Manuskript ins Lektorat geht, lese ich es wenigstens dreimal.

Jetzt werde ich Türme im Nebel noch einmal komplett lesen und dabei ›abschleifen‹. Ich werde zwei kleine inhaltliche Ergänzungen vornehmen, die der Diskussion mit den anderen Autoren der Reihe entspringen. Ende nächster Woche erwarte ich die erste Hälfte des Manuskripts von Band Zwei; das werde ich durchsehen und dabei vielleicht auch noch Elemente finden, die ich in Band Eins schon vorbereiten kann. Wenn das getan ist, geht das Manuskript wieder zu Werner und von dort vermutlich ohne viel Verzug zum Setzer. Ich gehe davon aus, dass das noch diesen Monat passieren wird, auch wenn das Buch wohl erst im September erscheinen dürfte (so ist jedenfalls der Plan).

Im Laufe des Nachmittags habe ich die Vorschläge aus dem Lektorat eingearbeitet und mich an den nächsten Korrekturgang gemacht. Dabei bin ich heute bis Seite 115 vorgedrungen, was etwas mehr als einem Viertel der Gesamtlänge entspricht.

Bevor das Manuskript aus dem Lektorat kam, also heute Vormittag, habe ich zwei Kurzszenen in ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben, sechs Seiten. Da bei mir aber immer dasjenige Projekt Vorrang hat, das am nächsten an der Fertigstellung ist, lege ich den Science-Fiction-Roman zugunsten von Türme im Nebel zur Seite.

Und dann bin ich heute noch zufällig auf den Rollenspielladen Hiveworld gestoßen, habe mich nett mit dem Besitzer unterhalten und verabredet, dass ich dort bald eine Lesung machen werde. Aktuell gibt es dort übrigens signierte DSA-Romane von mir zu kaufen.

Beim heutigen Telefonat mit Carolina, die Band Zwei von ›Die Türme von Taladur‹ schreibt, ist uns aufgefallen, dass die Beschreibungen, die ›Das Königreich Almada‹ zu Taladur anbietet, nicht vollständig in die Folgepublikation ›Herz des Reiches‹ übernommen wurden. Das ist aus Sicht der Rollenspielredaktion auch das sinnvolle Vorgehen, schließlich entwickelt sich die Spielwelt weiter und man stellt jeweils den aktuellen Stand dar. Jedenfalls haben wir entdeckt, dass in ›Das Königreich Almada‹ erwähnt wird, dass die Zinnen des Tandori-Streitturms erst ›seit Kurzem‹ mit Kupfer beschlagen sind. Da unsere Handlung Jahrzehnte in der Vergangenheit spielt, sind sie bei uns also noch nicht kupfern. Ich habe das bei mir in Band Eins aber schon erwähnt. Zum Glück ist die Druckfahne noch nicht fertig, denn Carolina und ich haben eine Idee, wie wir mit minimaler Änderung an meinem Manuskript und einer Szene in Band Zwei eine nette, kleine Geschichte um die Metallverkleidung der Zinnen machen können.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ hat es heute für sechs Seiten gereicht – eine magere Ausbeute für einen freien Tag, aber immerhin.

Auf mehrfachen Wunsch hier das Titelbild zu Türme im Nebel – die Schriftzüge und Logos kommen später dazu:

Titelbild Türme im Nebel

Das Breitschwert des Kämpfers im Vordergrund ist ein bewusster Bruch mit den almadanischen Konventionen, der im Buch erklärt wird.

Es ist schon interessant, wie manchmal Ideen in der Luft liegen. Offenbar trifft das nicht nur auf die Belletristik zu, sondern auch auf den Sachbuchbereich. Vor etwa einem Jahr hatte ich die Idee, ein Buch mit dem Titel ›Abenteuer Katholozismus‹ zu schreiben. Zum Glück habe ich das nicht gemacht. Matthias Matussek, ein sicherlich fähigerer Autor, hatte wohl den gleichen Gedanken – und hat nun auch beinahe den gleichen Buchtitel: ›Das katholische Abenteuer‹.

Das Titelbild zu Türme im Nebel ist fertig und wieder einmal eine klasse Leistung von Alan Lathwell. Es ist das erste Titelbild, bei dem Melanie Meier von Ulisses ihr Know How hat einfließen lassen. Ich weiß nicht, wie die Besprechungen zwischen Art Director und Künstlern ablaufen, aber das Ergebnis kann in seiner Komposition überzeugen. Im Hintergrund sieht man die Stadt Taladur mit ihren charakteristischen Streittürmen, die ja auch zum Titel der Reihe ›Die Türme von Taladur‹ gut passen.

Nach dem Wochenende hat mein Hauptberuf mich wieder voll im Griff, in Sachen Schreiben läuft deswegen so gut wie nichts.

Gestern Nacht habe ich noch ein paar Seiten zusammengedaddelt, heute einige mehr nachgelegt, insgesamt ist das Manuskript zu ›Gottes Ebenbilder‹ nun zehn Seiten länger.

Mein Hauptberuf forderte sein Recht, mit Schreiben war in den vergangenen Tagen nichts. Heute ist Schützenfest auf dem Gelände der Dorfgaststätte, die meine Mutter betreibt. Das hat insofern eine Spur von Relevanz in Bezug auf meine Schriftstellerei, als ein Gast erwähnte, dass seine Töchter meine Romane läsen. Meine Bücher sind damit in der Würdigung durch meine Mutter raketenhaft gestiegen. Dennoch findet sie ›irgendwie unnormal‹, was ich mache.

Bei den ›Türmen von Taladur‹ kann man derzeit merken, wie sehr man als Autor oder Autorengruppe bestrebt ist, in die Logik einer Fantasiewelt einzutauchen. In Taladur gibt es einen kleinen Tempel der Göttin Travia, der die Familie heilig ist. Ihre einfachen Priester tragen den Titel ›Bruder‹ beziehungsweise ›Schwester‹, der nächsthöhere Rang, der im Regelwerk für das Würfel-Rollenspiel steht, ist ›Vater‹ beziehungsweise ›Mutter‹ und ist mit ›Tempelvorsteher‹ umschrieben. Nun ist Taladur ein kleiner Tempel und der Posten dort kommt einer Strafversetzung nahe, daher ist plausibel, dass dort einfache Priester Dienst tun. Nun kommt die Frage, die in unserem internen Forum diskutiert wird: Werden sie von den einfachen Leuten mit ihrem korrekten Rang angesprochen, oder mit ›Vater‹/ ›Mutter‹; und wenn sie mit ›Vater‹/ ›Mutter‹ angesprochen würden – aus welchem Grund? Weil die einfachen Leute ihren Rang falsch einordnen? Oder weil das die normale Anrede für Kleriker aller Art ist? – Und selbst wenn die falsche Anrede aus der Sicht der geschilderten Welt plausibel wäre – sollte man sie als Autor verwenden, oder wäre der Preis, den man in Form der Verwirrung des Lesers zahlen würde, dafür zu hoch? Schließlich würde die gleiche Figur manchmal als ›Mutter‹ angeredet, während sie von sich selbst als ›Schwester‹ dächte und auch so im Dramatis Personae aufgeführt wäre.

Ich bin schon gespannt, wie die verschiedenen Autorinnen und Autoren der Reihe mit dieser und anderen Fragestellungen umgehen werden. Jedenfalls merkt man daran, wie tief man als Schriftsteller in die Logik einer erdachten Welt eintaucht.

Wie vorausgesehen zieht die Arbeitswoche kräftig an. Immerhin habe ich es geschafft, mich zum diesjährigen YaquirienCon anzumelden, der vor dem Hintergrund Taladurs spielen wird – ein Glücksfall!

Google Earth ist sicher vielen ein Begriff, schließlich stammt die Wetterkarte aus dieser Quelle und es gab viel Aufhebens um die Anreicherung durch StreetView. Vermutlich nicht so viele wissen, dass es ein Add-On dazu gibt, mit dem man die bekannten Funktionalitäten nutzen kann, um sich Dere, die Welt des Schwarzen Auges, anzuschauen. Dieses engagierte Fan-Projekt trägt den Namen Dere Globus. Heute habe ich entdeckt, dass man dort inzwischen auch Gwerrat, Isenborn und andere Lokalitäten eingezeichnet hat, die den Lesern meiner Romane bekannt sind.

Mit großem Interesse verfolge ich die aktuellen Artikel von Michael Stackpole zur Zukunft des Buchmarkts. Michael Stackpole wird allen BattleTech-Fans etwas sagen, begann er seine Karriere doch als Hauptautor dieser Reihe. Inzwischen sind dies seine kleineren Veröffentlichungen, er schrieb für StarWars und brachte auch eine Vielzahl eigenständiger Werke auf den Markt, unter anderem einen Military Fantasy-Zyklus. Ähnlich wie Greg Bear oder Katheryne Rusch, die ich vor nicht allzu langer Zeit in Leipzig traf, ist er ein Advokat des ePublishing und prophezeit das Ende der traditionellen Buchverlage. Es liest sich interessant, wenn er die Entwicklung in den USA beschreibt. Vermutlich bin ich selbst zu ›buchverliebt‹, um ihm enthusiastisch auf diesem Weg zu folgen, und damit meine ich durchaus zu einem nicht unerheblichen Teil das physische Buch, das Werk, das man ins Regal stellen und betrachten kann. Für mich ist es ungeheuer befriedigend, zu sehen, wie sich die Arbeit am Text in etwas Greifbarem materialisiert. Das Beste am Autorendasein ist für mich der erste Korrekturlauf, aber danach kommt das Eintreffen der Belegexemplare. Dennoch scheinen die Zahlen in den USA die Thesen Michael Stackpoles zu stützen, und da in vielerlei Hinsicht die USA die Trends gebären, die sich etwas später auch in Europa durchsetzen, ist hier wohl mit Ähnlichem zu rechnen. Das würde bedeuten, dass man sich als Autor die üblichen Verlagsdienstleistungen wie Lektorat, Marketing, Design selbst ›zusammenkaufen‹ oder gleich selbst übernehmen müsste, dafür aber auch einen Spieler weniger auf dem Feld hätte, der bezahlt werden müsste. Eigentlich sogar zwei Spieler, denn noch härter als die Verlage wird es die Druckereien treffen. Kein Gedanke, der mir sympathisch ist, aber auch nichts, was mich in Panik ausbrechen ließe.

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ beobachte ich wieder den Effekt des ›Hineinschreibens‹: Nach den fünfzehn Seiten gestern sind mir heute vierundzwanzig gelungen. Hätte ich morgen einen arbeitsfreien Tag, würde ich sicher wieder zwanzig oder mehr schaffen. Habe ich aber nicht, im Gegenteil: Eine knallharte Arbeitswoche liegt vor mir. Allerdings vorerst nur diese eine, danach wird es in meinem Hauptberuf wieder ruhiger werden, ein Kollege kehrt aus dem Urlaub zurück, die Last sollte sich verteilen – und ein Freiraum für ›Gottes Ebenbilder‹ sollte sich finden lassen.

Vor einigen Jahren unternahm ich eine Bildungsreise nach Griechenland. Die Gruppe besuchte die klassischen Stätten auf dem Peloponnes, also dem Festland, die Inseln ließen wir aus. Der Veranstalter bot an, jedem Teilnehmer vor Beginn ein Buch zuzuschicken, das aus einer thematisch orientierten Liste ausgewählt werden durfte. Ich nahm ›Mani‹ von Patrick Leigh Fermor, einem zeitgenössischen Reiseschriftsteller. Es beschäftigt sich mit einem Finger des Peloponnes, nämlich demjenigen, der den Messenischen und den Lakonischen Golf trennt. An diesem Finger fuhren wir später nur vorbei und die Reiseleiterin erklärte lapidar: »Dorthin sind die Spartaner ausgewandert, ihre Nachfahren wohnen heute in Mani.«

Für die Reise hat mir die Lektüre also lediglich ein wenig Einstimmung gebracht. In Erinnerung geblieben ist mir das Buch dennoch, vor allem seine Schilderung der ›Geschlechtertürme‹. In Mani galt die Ehre der Familie alles, die Blutrache war weit verbreitet. Schenkte eine Frau einem Sohn das Leben, sagte man: »Freut euch – in die Familie wurde ein neues Gewehr geboren!« In dieser kriegerischen Umgebung verschanzten sich die Familien (›Geschlechter‹) in Türmen, die teilweise wortwörtlich mitten im Kugelhagel ausgebaut wurden. Das Bild des grimmigen Griechen, der sich mit der Mörtelkelle in der einen, der Pistole in der anderen Hand hinter eine Zinne duckt, steht mir noch heute lebhaft vor Augen.

Es war auch sofort wieder da, als ich in der DSA-Spielhilfe ›Herz des Reiches‹ von Taladur las, der Stadt der Streittürme. Diese sind nämlich eben solche Geschlechtertürme, die es nicht nur in Mani, sondern auch in Italien und Spanien gab, Regionen, die für das aventurische Almada Pate standen. Die Verbindung der feinen Sitten, von Samt und Fächern mit den wuchtigen Mauern der Streittürme ist eines der Motive, die für mich die Faszination von ›Die Türme von Taladur‹ ausmachen.

Momentan schreibe ich aber an einem anderen Projekt, nämlich ›Gottes Ebenbilder‹. Dazu habe ich heute fünfzehn Seiten geschafft. Mit zwanzig wäre ich restlos zufrieden gewesen, aber ich will nicht klagen.

Es macht Spaß, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von ›Die Türme von Taladur‹ ein paar Spuren durch das Netz zu legen. Die nächste Andeutung ist ein Bild auf der Seite von Stefan Schweikert. Als Entwarnung: Nein, wir sind nicht der letzte Waggon im langen Zug der Vampirromane.

Mit einer Kollegin habe ich ein Stück unserer ›Tourenplanung‹ besprochen; schließlich wollen wir einige Gelegenheiten nutzen, den Zyklus vorzustellen.

Auf der FeenCon werde ich die Gelegenheit nutzen, eine Lesung am Samstag Morgen zu veranstalten. Ich werde aus meinen anstehenden Veröffentlichungen im Bereich ›Das Schwarze Auge‹ und ›BattleTech‹ vortragen und mit dem Publikum diskutieren.

Meine Kollegin Dorothea Bergermann hat in Ihrem Blog einige Erklärungen zum Handlungszeitraum von ›Die Türme von Taladur‹ veröffentlicht.

›Gottes Ebenbilder‹ hat heute, nachdem ich mit fünf weiteren Seiten die Szene abgeschlossen habe, die Marke von zweihundert Normseiten überschritten. Die Textverarbeitung zählt 303.883 Anschläge inklusive Leerzeichen. Ich merke einmal mehr: Der beste Weg, (wieder) in eine Geschichte zu finden, ist das Schreiben selbst.

Fünf Seiten habe ich heute an ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben. Das ist in Ordnung für einen Tag, an dem ich erst abends zum Schreiben komme.

Außerdem habe ich mit André Helfers von Horchposten telefoniert. Zu meiner Freude hat er mir erzählt, dass man dort Bücher immer ungekürzt übernimmt, wenn man die Hörbücher produziert. Das wird im Falle von Isenborn zwar ein großer Brocken werden, aber Horchposten hat mit ›Das zerbrochene Rad‹ und ›Das Jahr des Greifen‹ bereits solche Kaliber bewältigt. Ich bin jedenfalls sehr gespannt.

Dann hat mir Arndt Drechsler noch bestätigt, dass er die Titelbilder für meine BattleTech-Romane zeichnen wird. Das freut mich, schließlich ist das erstklassige Cover von ›Karma‹ ebenfalls von ihm.

Die Leute von Exodus sind flott unterwegs, heute haben wir ›Prüfung‹ finalisiert und ich habe eine Vita beigesteuert, die auch ein wenig meinen Werdegang im Fandom beleuchtet. Ich hoffe, sie ist ein bisschen witzig geraten.

Mit Ulisses habe ich telefoniert und auch mit Werner, der nun nicht mehr mein Verleger, aber noch immer mein Lektor ist. Heute ging es weniger um konkrete Projekte als um die Science-Fiction und die Fantasy im Allgemeinen. Diese Gespräche könnten als Vorlagen für die Dialoge der beiden Opas aus der Muppet-Show herhalten.

FaRoRe ist kein passender Name mehr für den kommenden DSA-Sechsteiler. Ich könnte nun auf ›UlRoRe‹ umschwenken, weil er nach den neuen Entwicklungen bei dem Verlag Ulisses (statt FanPro) erscheinen wird, aber da es nicht mehr lange hin ist, nehme ich gleich den Reihentitel, der voraussichtlich auf den Buchcovern stehen wird: ›Die Türme von Taladur‹.

Die Romane werden von folgenden Autorinnen und Autoren verfasst:

Wir haben verabredet, nun auf unseren Webseiten und – sofern deren Betreiber daran Interesse haben – auch über verschiedene einschlägige Nachrichtenportale Informationen zum Zyklus zu veröffentlichen. Falls jemanden etwas besonders interessiert, freuen wir uns über Fragen.

Aus dem Lektorat des Magazins Exodus kam heute eine korrigierte Version meiner Science-Fiction-Kurzgeschichte ›Prüfung‹ zurück. Da ich inzwischen auf längere Texte eingeschossen bin, sind Kurzgeschichten für mich etwas Besonderes geworden. Für den Leser sind sie das ohnehin, gibt es in Deutschland dafür doch kaum Publikationsmöglichkeiten. Das ist ein Umstand, den ich nicht recht verstehe. Wenn ich von mir auf andere schließe, sind kurze Texte durchaus willkommen, um Bahnfahrten, einen einzelnen Abend im Hotel oder auch eine Pause auf der Arbeit zu überbrücken. Gerade die Science-Fiction gilt als kurzgeschichtenfreundlich, stehen bei ihren Geschichten doch häufig interessante Ideen im Mittelpunkt (Kurzgeschichten sind um Ideen herum aufgebaut, das unterscheidet sie von Romanen, die um Figuren herum aufgebaut sind). Dennoch werden entsprechende Anthologien kaum angeboten.

Geehrt fühle ich mich, weil mein Kollege André Wiesler an mich gedacht hat, als er einen Programmpunkt auf der nächsten FeenCon in Bonn geplant hat. Ich werde ihn mit ihm gemeinsam bestreiten dürfen. Vielleicht darf ich zudem eine Lesung machen, dazu habe ich bei den Veranstaltern angefragt.

Das für mich Wichtigste zum Schluss: ›Gottes Ebenbilder‹ ist ein paar Seiten gewachsen. Das Schöne daran, in der nahen Zukunft spielende Science-Fiction zu schreiben, besteht darin, dass man die Gegenwart weiterdenken kann. Kürzlich hat Prinz William seine Kate geheiratet, bei mir ist er inzwischen König und hat gerade seinen neunundsiebzigsten Geburtstag gefeiert.

Um meine musikalische Inspiration zu optimieren, habe ich mir heute neue Kopfhörer gekauft. Die stellen eine wirkliche Verbesserung dar – in Sachen Schall bin ich nun völlig abgeschottet, wenn ich sie trage.

Für ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich die Szenenfolge in meinem yWriter aktualisiert und eine halbe Seite geschrieben. Immerhin.

Marilyn Manson hat zwar einen Lebensstil, den man kaum zur Nachahmung empfehlen mag, produziert aber neben gefälligen Musikstücken zuweilen auch kluge Äußerungen. Eine davon ist die, dass er an Musik schätze, dass sie ihn immer nur aufgebaut habe. Er habe sich von einer Schallplatte oder CD nie kritisiert oder fertig gemacht gefühlt, immer nur bestärkt in dem, was er war und machen wollte.

Vielleicht ist da etwas dran, und vielleicht höre ich deswegen gern Musik beim Schreiben, meist recht laut und mit Kopfhörer. Manche Autoren legen sich aufs Bett und starren die Decke an, um Inspiration zu finden. Ich gehe in eine Metal-Kneipe.

Heute hat das nicht so recht funktioniert. Ich bin abgelenkt. Titelbilder, Verträge, Kolleginnen und Kollegen, Planungen zu künftigen Projekten, die Vermarktung von vergangenen, Rezensionen, Interviews, Hörbücher, Filme, das Schreibtagebuch, meine Facebook-Seite. Das alles ist interessant, es ist abwechslungsreich, ich beschäftige mich gern damit. Es macht mir Spaß.

Aber es erschöpft mich, lässt mich leerer zurück. Und ich verliere darüber den Kontakt mit meiner Geschichte, aktuell ›Gottes Ebenbilder‹. Die besten Sachen schreibe ich, wenn ich morgens mit dem Gedanken an die aktuelle Szene aufwache, unter der Dusche Dialogfetzen meiner Figuren vor mich hin murmele, mich beim Essen frage, wie der Reis meinem Protagonisten schmecken würde, und abends erst nach dem Erlöschen des Bildschirms merke, dass meine Augen brennen. Kurz: wenn ich mich voll auf die Geschichte konzentrieren kann und darin eintauche. Deswegen bin ich auch ein ›Quartalsschreiber‹. Wenn man zufällig irgendeinen Tag im Jahr herausgreift, schreibe ich an diesem nur wenige Seiten oder gar nichts. Demgegenüber gibt es intensive Schreibphasen mit zwanzig Seiten am Tag, manchmal mehr als dreißig. In dieser Hinsicht leide ich derzeit unter Entzug.

Wie kann ich diese Trockenzeit überwinden?

Wohl indem ich meinen eigenen Rat befolge: aufhören mit dem Jammern, anfangen mit dem Schreiben!

Nichts geschrieben, schon seit etwa einer Woche nicht mehr. Es wird wieder Zeit.

Etwas, was von der RPC nachhallt, sind mehrere Gespräche mit Leuten, die dieses Schreibtagebuch lesen. Es mag überraschen, aber mich überrascht es tatsächlich, dass es davon anscheinend gar nicht so wenige gibt. Es ist auch ein paradoxes Gefühl, diese Überlegung hier zu notieren, ist doch gewiss, dass diese Zeilen von eben jenen gelesen werden, über die ich mich wundere. Allerdings erfreut wundere – es ist ja eine feine Sache, wenn mein Schreibtagebuch nicht nur einen autotherapeutischen Zweck erfüllt, sondern tatsächlich jemanden interessiert, der es nicht selbst schreibt.

Nach meinem begrenzten Einblick scheinen neben den Berichten von meinem Tagesgeschäft auch philosophische Betrachtungen zur Lage der schreibenden Nation Beachtung zu finden. Aus diesem Grunde thematisiere ich heute die Begriffe ›Fan‹ und ›Kritiker‹ – Menschengruppen, zu denen sich jeder veröffentlichte Autor positionieren muss, ob er will oder nicht.

Kommen wir also zum Fan. Dass sich das Wort von ›Fanatic‹, also ›Fanatiker‹ herleitet, ist ebenso ein alter Hut wie irreführend. Wortbedeutungen verschieben sich mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten, in denen Begriffe verwendet werden. Das englische ›Breakfast‹ wird kaum noch jemand mit dem Brechen eines nächtlichen Fastens in Verbindung bringen. Dem Fanatiker ist die Intoleranz eine Ingredienz. Ein Fanatiker der Schwarzen Auges wäre jemand, der mit einer Fackel in eine Buchhandlung rennt, um alle Bücher zu verbrennen, auf denen nicht das geliebte Logo prangt. Solchen Leuten bin ich glücklicherweise noch nicht begegnet.

Ich schlage eine andere Definition für den Begriff ›Fan‹ vor: Er ist jemand, der einer bestimmten Sache positiv gegenübersteht und die Beschäftigung mit ihr der Beschäftigung mit anderen Dingen der gleichen Kategorie vorzieht. Ein DSA-Fan liest lieber DSA-Romane als Arzt-Krimis oder Wissenschafts-Thriller. Wenn ein neues Produkt, eine neue Initiative im Bereich DSA angekündigt wird, ist seine spontane Reaktion Vorfreude. In diesem Sinne gibt es dort draußen nicht nur DSA-Fans, sondern sogar Bernard Craw-Fans, was mich sehr freut.

Nun darf man aber nicht den Fehler machen, jeden, der sich als Fan ausgibt oder vielleicht auch selbst für einen Fan hält, als Fan einzuordnen. Es gibt Pseudo-Fans, und nicht wenige. Ich habe diesen Typus über viele Jahre studiert, in Vereinen, im Fandom, auch in meiner Zeit als Autor: Leute, die sich zwar gern mit einem Thema beschäftigen und sich in diesem oft auch gut auskennen, ihm aber keinesfalls wohlwollend gegenüberstehen. In Internetzeiten tummeln sie sich in diversen Fan-Foren, aber nicht, um ihre Vorfreude und ihren Spaß mitzuteilen (die sie nicht verspüren), sondern um ihre Skepsis und Geringschätzung zu artikulieren. Jedes neu angekündigte Projekt muss unweigerlich ein Fehlschlag werden, jedes verwirklichte ist grottenschlecht, gar eine Zumutung. Ich bin sicher, viele dieser Menschen ziehen ein Gefühl der Überlegenheit aus ihrer Fähigkeit, kreative Erzeugnisse kleinzureden. Auch aktuell kann man diesen Effekt gut beobachten, und zwar bei den Diskussionen über den anstehenden DSA-Kinofilm.

Nun hört man von diesen Pseudo-Fans manchmal direkt, häufiger zwischen den Zeilen die Aussage, dass früher alles besser gewesen sei. Leider bin ich mir sicher, dass sie ganz und gar nicht zufrieden wären, gäbe man ihnen die Veröffentlichungen von vor zwanzig Jahren in die Hand. Denn, so meine Überzeugung, sie vermissen nicht die gute Zeit des Schwarzen Auges (oder welchem Produkt auch immer sie sich widmen) – sie vermissen ihre eigene gute Zeit, ihre Jugend, die eben zufällig in die Anfangszeit des Schwarzen Auges fiel, sodass sie die frühen Produkte mit sich selbst als Sechzehnjährigen verbinden, und mit Sechzehn schmeckt das Leben eben anders als mit Vierzig. Der Blick zurück verklärt. Paradoxerweise sind sie aber, obwohl sie an DSA im Grunde gar nicht interessiert sind (sie würden sich schnell davon trennen, gäbe es niemanden, der ihren Tiraden dazu lauschen würde), durchaus gut in den Foren aufgehoben, denn diese erfüllen unbestreitbar eine therapeutische Funktion.

Kann man nun diejenigen, die keine Fans sind, sich aber gut auskennen, als Kritiker bezeichnen? Was ist ein Kritiker?

Machen wir einen Ausflug zu den immer wieder gern schlampig verwendeten Begriffen ›konstruktive Kritik‹ und ›destruktive Kritik‹. Stellen wir uns einen Vater vor, der den Turm begutachtet, den sein Sohn aus Bauklötzen gebaut hat. Konstruktiv agiert er, wenn er lobt, was der Sohn geschafft hat, und Vorschläge dazu macht, welche der noch nicht verwendeten Bauklötze eingebracht werden könnten, welche sich farblich oder von der Form her besonders gut einpassen würden. Er mehrt, er sorgt dafür, dass der Turm wächst. Destruktiv ist er, wenn er den Turm umwirft. Beides kann förderlich oder hinderlich für den Sohn sein. Wenn der Turm wackelig ist, tut es vielleicht weh, wenn er umgekippt wird, aber es schafft auch Platz für einen neuen, besseren Turm.

Eine wichtige Bemerkung zu diesem Bild ist, an wen sich die Aktion des Vaters richtet: An den Sohn, der den Turm gebaut hat.

Das ist ein wesentlicher Unterschied zu der Kritik, die ein Autor über seine Werke wahrnimmt. Er ist hier höchstens ein beiläufiger Adressat. Hauptsächlich geht es dem Kritiker nicht um den Autor, sondern um andere Leser. Er empfiehlt ein Werk oder rät von der Lektüre ab. Das hat nichts mit einer Verbesserung des Werks zu tun (was bei einem bereits gedruckten Buch auch schwierig wäre); allenfalls vage kann man argumentieren, dass die Empfehlung guter Bücher zu höheren Verkaufszahlen für ebendiese und damit zum späteren Erscheinen ähnlicher Werke führe. Diese Spekulation ignoriert allerdings die Werbewirkung negativer Rezensionen (ein merkwürdiger Effekt, den ich noch nicht ergründet habe).

In der Buchkritik sind die Kategorien ›konstruktiv‹ und ›destruktiv‹ deswegen von stark nachrangiger Bedeutung. Was unterscheidet dann also eine qualitativ hochwertige von einer qualitativ minderwertigen Kritik?

Ich unterstelle nun als Ziel der Kritik, eine Orientierungshilfe für potenzielle Leser zu geben. Das macht dann die Antwort einfach: Die Meinung des Kritikers wird irrelevant, er stellt sich in den Dienst des Lesers und bietet ihm Anhaltspunkte, anhand derer er als mündiger Mensch erkennen kann, ob ein Buch ihm, dem potenziellen Leser, gefiele oder nicht. Auf Grund der gleichen Rezension kann sich daher, je nach Vorliebe, der eine Leser zur Lektüre ermutigt fühlen, der andere abgeschreckt sein. Das ist die Minimalanforderung, sozusagen der analytische Teil der Kritik. Wirklich gute Kritiker gehen über das Werk hinaus, indem sie es in einen weiteren Zusammenhang stellen. Bei DSA ist das die Bedeutung für das fiktive Universum, in dem die Romane spielen (wurde eine solche Geschichte schon einmal erzählt, oder ist sie innovativ? Ist sie im Gesamtkontext bereichernd, schließt sie eine Lücke? Setzt sie vielleicht einen Trend?), in der Literatur allgemein der Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion (gibt es Motive, die ungewöhnliche Gedanken inspirieren? Fühlt man sich nach der Lektüre satt oder angeregt?) und ähnliche Aspekte.

Noch häufiger als bei ›Fans‹, die eigentlich keine Fans sind, sind Kritiken oder Rezensionen, die ebendies nicht sind, sondern schlicht und ergreifend Lesermeinungen. Und um zu einem versöhnlichen Schluss zu kommen: Auch diese sind mir sehr lieb und ich lese sie mit Interesse.

Beinahe hätte es sich gelohnt, heute eine Standleitung nach Waldems zu schalten, dem Sitz des Verlags Ulisses. Dort ist man enthusiastisch, was den neuen DSA-Sechsteiler angeht, und entsprechend engagiert geht man an die Sache heran. Nach momentaner Planung wird es Werbematerial und eine besondere Aufmachung der Bücher geben. Über die Titelbilder haben wir heute intensiv diskutiert.

Traditionell bringe ich meine Steuererklärung zu Fuß zum Finanzamt, so auch heute. 2010 war das erste Jahr, in dem ich mehr Einnahmen als Ausgaben in der Bilanz meiner Schriftstellerei hatte. Ich konnte also für mein Arbeitszimmer, meinen Computer, die Fachliteratur und das Porto zusammengenommen weniger absetzen, als ich an Honoraren erhielt. Das ist natürlich erfreulich, auch wenn es bedeutet, dass ich Steuern zahlen muss, statt eine Erstattung zu bekommen.

Für FaRoRe Zwei hat die Autorin Titelbildvorschläge geschickt. Ich glaube, dass ein sehr guter und besonderer dabei ist. Kein typisches Fantasybuch-Cover und doch ein Bild voller Magie.

Dann habe ich noch etwas an den Verträgen gefeilt, die es mit Ulisses zu schließen gilt. Solange sich solche Tätigkeiten in begrenztem Umfang halten, machen sie mir Spaß.

Auch den zweiten Tag der RPC habe ich besucht. Begonnen hat sie für mich mit einer Lesung meiner DSA-Kollegin Judith Vogt und meines DSA-Kollegen Mike Krzywik-Groß. Anschließend habe ich mir ihre Erstlingswerke gesichert und signieren lassen.

Dann gab es noch einige inspirierende Vorträge. Aber was quassele ich von staubtrockenem Gerede? Wenn man solchen Schönheiten begegnet, bekommt der Begriff ›Inspiration‹ eine völlig neue Bedeutung:

Elfe

Der Tag auf der RPC war, von meinen nunmehr schmerzenden Füßen abgesehen, sehr angenehm.

Zum Kinofilm für ›Das Schwarze Auge‹ wurde ein zwölfminütiges Preview gezeigt, das man in Kürze auch im Internet wird anschauen können. Mir gefällt es gut, vor allem der Heshtot, der Dämon mit Schwert und Peitsche. Wenn der eigentliche Film in diesem Stil gemacht wird (die Dreharbeiten sind wohl für 2012 geplant), wird es bestimmt etwas Ordentliches werden. Da ich mehrfach gefragt wurde, in welcher Form ich in den Film involviert sei, hier die Antwort: gar nicht. Ich kenne nur Leute, die recht flott an die Informationen zum Projekt kommen.

Die Marke ›Das Schwarze Auge‹ gehört nun dem Verlag Ulisses, also nicht mehr Significant, sodass Ulisses nun auch der Ansprechpartner für die zugehörige Romanreihe wird. Ich hatte bislang kaum Berührung mit den Verantwortlichen dort und nutzte die Gelegenheit, mit ihnen zu sprechen. Ich bin optimistisch, dass sich die engere Verzahnung mit dem Rollenspiel insgesamt positiv auswirken wird. Wenn Romane und Rollenspielabenteuer mit ihren jeweiligen Stärken in der Vorausplanung der Entwicklung Aventuriens berücksichtigt werden, profitieren beide Formate und vor allem die Freunde des Schwarzen Auges.

Auch bei Horchposten bin ich vorstellig geworden, anscheinend wäre es nicht das erste Mal, dass ein Autor beim Einsprechen des Hörbuches zu seinem Roman eine kleine Gastrolle übernimmt. Ich hoffe, das klappt im Falle meines Isenborn-Zyklus.

Das Interview mit Orkenspalter.TV wurde plangemäß geführt. Es wird wohl kommende Woche online gehen. Dabei habe ich am Rande auch Ralf Kurtsiefer getroffen und konnte mich so noch einmal persönlich für die Isenborn-Melody bedanken.

Mit André Wiesler konnte ich mich ausführlich unterhalten, was mir viel Spaß gemacht hat. Es ist interessant, dass auch erfolgreiche Autoren manchmal vor ähnlichen Fragestellungen stehen wie ich.

Noch ein ganzer Sack voll weiterer Kleinigkeiten wurde besprochen, die Aufzählung wäre an dieser Stelle ermüdend. Nur soviel: Das BattleTech-Comeback wird super!

Gestern gab es einen Adrenalinschock. Natürlich sichere ich meine Dateien nur sporadisch – ich bin ja kein Weichei. Nun verlor mein PC bei jedem Neustart Datum und Uhrzeit. Diagnose: Batterie leer. So eine kleine Silberscheibe (sie ähnelt einer zu großen Uhren-Knopfbatterie) kostet nur drei Euro, aber der Tausch (eigenhändig vorgenommen – selbst ist der Mann) hatte eine Neuregistrierung des Betriebssystems, einen zeitweise ausgefallenen Monitor und ein gelöstes Kabel am zweiten Festplattenlaufwerk zur Folge. Auf diesem zweiten Laufwerk liegen unter anderem meine Manuskripte – und wenn der Link zu ›Gottes Ebenbilder‹ laut Systemmeldung ins Leere führt, steigt schon einmal der Puls ...

Aber keine Sorge, alles wieder im Lot. Sogar Datum und Uhrzeit stimmen jetzt und bleiben auch erhalten.

Heute habe ich zwar keine Zeile an ›Gottes Ebenbilder‹ geschrieben, mich aber dennoch im weiteren Sinne mit meiner Schriftstellerei beschäftigt, indem ich mich auf die morgige Role Playing Convention vorbereitet habe. Dort treffen sich primär Rollenspieler verschiedener Coleur, aber am Rande tummeln sich andere Afficionados der Fantasy- und Science-Fiction-Szene: Autoren, Agenten, Lektoren und Verleger. Für diese habe ich mein Päckchen geschnürt. Ich hoffe, André Wiesler zu treffen, um mir einige Bücher signieren zu lassen, und ich werde eine Übersicht meiner Projekte dabeihaben, um sie fachkundigen Gesprächspartnern schmackhaft zu machen. Zu verlieren habe ich schließlich nichts.

Noch eine weitere gute Nachricht gibt es: Die von mir sehr geschätzte BattleTech-Reihe wird nun auch in Frankreich Fuß fassen, nämlich beim Verlag Black Book Éditions. Das bedeutet zunächst einmal nur, dass es französischsprachige Produkte geben wird, auf denen das BattleTech-Logo prangt. Vermutlich wird es sich dabei um Übersetzungen der wichtigsten Regelwerke für das Taktikspiel handeln. Allerdings sind auch Romane angekündigt. Wieder kann ich nur vermuten und tippe hier auf die traditionellen Romane aus USA, die in Deutschland schon vor vielen Jahren erschienen sind. Ich bin also nicht unmittelbar betroffen, aber: Je lukrativer die Marke BattleTech wird, desto sicherer ist es, dass es sie lange geben wird – auch in Deutschland, auch bei Ulisses, auch mit den Romanen, die ich schreiben darf. Zudem bin ich immer ein Freund davon, wenn kreative Menschen in die gleiche Richtung arbeiten. Wenn rührige Leute aus Frankreich dazustoßen, kann das nur gut sein. Vielleicht machen sie etwas Großartiges, das wir dann auch in Deutschland sehen werden. Oder, und diese Hoffnung sei mir gegönnt, sie werfen einen Blick auf die deutschen BattleTech-Romane und geben ihnen eine Chance in der Grande Nation.

In einem inspirierenden Chat hatte ich heute einen Geistesblitz, wie ich die zweite Haupthandlung harmonisch in den Roman bekomme. Ich bin jetzt davon überzeugt, dass das eine gute Idee ist. Ich kann mit den actionbetonten Szenen eine weitere Zielgruppe ansprechen und gleichzeitig die bisherige Geschichte deutlich anreichern. Zwar habe ich nur vier Seiten geschafft, aber wegen der neuen Perspektive bin ich dennoch guter Dinge.

Wieder drei Seiten geschrieben. Außerdem habe ich mit mir gerungen, ob ich nicht doch den weiteren Handlungsfaden einweben sollte. Das gäbe der Geschichte wesentlich mehr Action und auch eine militärische Komponente. Noch sträube ich mich. Mir liegt viel am Kern der Story, ich möchte ihn scharf herausarbeiten.

Die Szene mit den vielen kleinen Schlaglichtern habe ich verworfen. In die Struktur passt es besser, wenn jedes Schlaglicht eine eigene Kurzszene wird. So soll es nun sein. Zwanzig Stück sind es nach heutiger Planung.

Die Entwurfsskizze für das FaRoRe Eins-Titelbild erreichte mich heute. Wir sehen zwei Fechter und eine Schöne in einem nächtlichen Obstgarten. Mir gefällt es sehr gut, auch die Farbwahl mit vielen Blautönen ist ansprechend. Da hat Alan Lathwell wieder gezaubert!

Bei ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich eine kleine Verbesserung an der letzten Szene des dritten Kapitels vorgenommen und die große Szene weiter strukturiert, die als nächstes ansteht. Es wird in vielen Schlaglichtern rund um die Erde gehen, denn ein Ereignis globaler Bedeutung will rezipiert werden. Dazu gibt es aber zwei Handlungsstränge, die sich durch diese Schlaglichter ziehen und sie verbinden. Das soll der Sache Stabilität verleihen.

Obwohl das Manuskript noch nicht einmal zur Hälfte fertig ist, habe ich schon Ideen für zwei Fortsetzungen. Eine könnte ich als weiteren Handlungsfaden in ›Gottes Ebenbilder‹ einweben, aber ich fürchte, das würde die Geschichte überfrachten.

In anderen Jahren hatte ich nie ein Problem damit, aber heute hat mich der Heuschnupfen im Griff. Ich habe knapp drei Seiten geschrieben, die Einleitung zu Kapitel Vier, und mir einige Gedanken zu den nächsten Szenen gemacht. Zu mehr hat es nicht gereicht.

Manche Sätze bleiben hängen. Einer davon, der mir sehr geholfen hat, war: »Wenn du veröffentlicht werden willst, musst du schreiben, was die Leute lesen wollen.« Sicher keine tiefschürfende Erkenntnis, aber manchmal dringen solche Sätze durch und lösen etwas aus. Vielleicht muss man bereit dazu sein. Jedenfalls führte dieser Tipp eines Clubkameraden (und Buchhändlers) zu meiner Exposéeinsendung bei Fanpro vor einigen Jahren.

Ein Satz, der mir diese Woche wieder in Erinnerung gekommen ist, lautet: »Jeder strebt nach Anerkennung durch Seinesgleichen.« Ich las ihn in einem Hintergrundwerk zu dem Rollenspiel ›Vampire: Die Maskerade‹. Gemeint waren die Ahnherren der Vampire, die absurde Anstrengungen unternehmen, um von anderen Ahnherren respektiert und anerkannt zu werden.

Nun bin ich zwar kein Vampir, aber ein Schriftsteller, und diese Woche bekam ich eine Mail von einem Kollegen, der deutlich erfolgreicher und bekannter ist als ich, von dem ich bereits ein Buch las, das mich begeistert hat. Er schrieb mir, die Lektüre von Stein habe ihm so zugesagt, dass er drei seiner Bücher gegen den Rest des Isenborn-Zyklus tauschen wolle. Selten hat mir eine eMail so gut getan.

Auch etwas Paradoxes hat diese »Anerkennung unter Seinesgleichen« -Geschichte. Gerade Autoren sind ein, und dieses Urteil fußt auf einer inzwischen jahrzehntelangen Beobachtung, neidzerfressenes Pack. Vielleicht liegt es daran, dass die Tätigkeit mit den endlosen einsam von dem Bildschirm zugebrachten Stunden Soziopathen anzieht. Vielleicht auch an dem Empfinden, dass der zu verteilende ›Kuchen‹ so klein ist, dass der von vielen gehegte Traum des Lebens von der Schriftstellerei oftmals in der Realität von Hartz IV mit Zuverdienst endet. Jedenfalls kenne ich viele Schriftsteller, die an den Werken der Kollegen ausschließlich Schlechtes sehen, umso mehr, wenn sie diese Kollegen persönlich kennen. Das trifft ganz besonders auf die vollkommen erfolglosen Autoren zu. Ich erinnere mich deutlich daran, dass ich einem von diesen, der mir allzusehr auf den Keks ging, weil er das Buch eines Dritten verriss, das ich wiederum recht gelungen fand, sagte: »Komm schon, du würdest doch auch gern mal eine Veröffentlichung haben!« – damals hatten wir beide noch keine. Seine Antwort: »Ja, aber nicht so eine!« – Obwohl ich mich selbst in dieser Hinsicht für einen minderschweren Fall halte, muss ich mir eingestehen, dass auch ich Ratschläge von Kollegen (im Gegensatz zu Ratschlägen von Lektoren) nur schwer annehmen kann. Bei entsprechenden Vorträgen auf Cons setze ich mich bevorzugt ganz nach hinten, damit niemand mein Stöhnen hört. Selbst, wenn ich hinterher finde, dass der Kollege ganz recht hatte und ihm im Grunde unumwunden zuzustimmen sei, ertappe ich mich dabei, dass ich ihn im 5-Minuten-Rhythmus am liebsten aus dem Fenster schmeißen würde, solange der Vortrag oder Workshop andauert. Verrückt. Jedenfalls ist es aus diesem Grund für mich angenehmer, Schreibratgeber zu lesen. Die pfeffere ich dann immer wieder in die Ecke, um sie eine Minute später wieder hervorzuholen, weiterzulesen und etwas daraus zu lernen. Eine Behandlung, die man einem Kollegen in Fleisch und Blut nicht zumuten kann.

Obwohl das also so ist, gibt es kaum Leute, deren Urteil einem mehr bedeutet als ausgerechnet das von Autorenkollegen. Sehr merkwürdig, das.

Es gibt erste offizielle Informationen zum Film zu ›Das Schwarze Auge‹. Eine längere Preview wird man auf der Role Playing Convention am 7. Mai in Köln anschauen können.

Das dritte Kapitel ist abgeschlossen, ich stehe auf Seite 173 und vor meinem nächsten Problem: Soll ich den Handlungsschauplatz Helgoland beibehalten oder nicht? Ich habe ihn im Konzept, weil er in der Nordsee liegt, eine schwer zugängliche Felseninsel in einem stürmischen Meer. Das ist perfekt. Störend dagegen ist das niedliche Image, das man gemeinhin mit Helgoland verbindet. Helgoland – Legoland. Haben nichts miteinander zu tun, sind aber emotional benachbart.

Alternative: Einen anderen Ort finden, der die gewünschten Eigenschaften hat, aber nicht ein solches Image. Das ist nicht einfach. Die deutschen Nordseeinseln sind in dieser Hinsicht alle ähnlich. Auch wenn sie in Wirklichkeit anders sind als das Bild, das von ihnen vorherrscht, gelten sie als Urlaubsziele für Rentner, ruhig, harmlos, bestenfalls idyllisch. Da die Region Nordsee sinnvoll wäre, blieben dann noch dänische oder britische Inseln. Von den faktischen Eigenschaften werden aber wohl alle schlechter abschneiden als Helgoland.

Weitere Alternative: Die Geschichte verdichten, den Schauplatz streichen und stattdessen einen anderen nutzen, der bereits eine Rolle in der Geschichte spielt. Das würde heißen: Nordsee adé. Es würde sogar heißen: Meer adé. Das wiederum wäre unschön, die Wasservorräte der Erde werden später noch eine Rolle spielen. Daher ist eine Positionierung des Bildes wünschenswert. Andererseits würde dieser Schritt die Geschichte kompakter machen, was im Zweifel immer zu empfehlen ist.

Meine Grübelei führt mich im Kreis. Im Moment denke ich wieder, ich sollte bei Helgoland bleiben.

›Gottes Ebenbilder‹ ist der erste Roman, bei dem ich das Gefühl habe, eine echte Entwurfsfassung zu schreiben. Neue Szenen kommen hinzu, bestehende werden erheblich ausgeweitet, ich spiele mit dem Gedanken, einen kompletten Handlungsstrang aus dem Konzept zu streichen oder denselben Handlungsstrang durch einen weiteren Protagonisten auszuweiten. Zudem erscheint mir der Kosmos der Handlung schwieriger zugänglich als bei meinen früheren Büchern, vielleicht, weil es sich um Science-Fiction in der nahen Zukunft handelt. Die gegenwärtigen Verhältnisse müssen berücksichtigt werden, gleichzeitig muss ich darauf achten, in den von mir ersonnenen Neuerungen konsistent zu bleiben.

Ich habe das dritte Kapitel nun beinahe beendet, stehe auf Seite 169. Den Abschluss spare ich mir für morgen auf.

Die Idee von ›Gottes Ebenbilder‹ halte ich nach wie vor für schlagend, in meinen euphorischen Momenten sogar für visionär. Beim Handlungsaufbau beschleichen mich allerdings Zweifel. Es ist keine Actiongeschichte, der Konflikt dreht sich nicht ums Überleben, zumindest nicht in Form eines physischen Kampfes, den es zu bestehen gälte. Daher ist mir nicht klar, ob es gelingt, den Leser mitzunehmen, ihn für das Geschehen zu interessieren. Bei einem amerikanischen Publikum hätte ich da vermutlich weniger Probleme als bei einem deutschen, obwohl die Geschichte in Deutschland spielt.

Heute habe ich einen Sprung in der Handlung ausgefüllt, indem ich eine zusätzliche Szene in Kapitel Zwei eingefügt habe. Dadurch holpert die Handlung weniger, aber die Ereignisse werden gestreckt, Tempo geht verloren. In diesem Fall vermute ich dennoch, dass es die richtige Entscheidung ist.

Die Einfügemarke blinkt auf Seite 154. Da das dritte Kapitel sehr kurz ausfallen wird, ist es damit schon beinahe geschafft.

Ich komme einigermaßen vorwärts, das zweite Kapitel ist abgeschlossen, das dritte begonnen, insgesamt bin ich auf Seite 144. Aber es fühlt sich mühsam an, sehr mühsam.

Immerhin sieben Seiten habe ich heute geschrieben. Damit trennt mich nur noch eine Szene vom Abschluss des zweiten Kapitels von ›Gottes Ebenbilder‹.

Eine erfreuliche Nachricht: Fanpro verhandelt mit dem Horchposten-Verlag über die Adaption des Isenborn-Zyklus' als Hörbuch.

Ein wenig an ›Gottes Ebenbilder‹ gearbeitet. Noch keinen neuen Satz geschrieben, aber die Szene überarbeitet, in der die Hauptfigur zuletzt auftaucht, die die nächste prägen wird. Außerdem habe ich mir einige Gedanken über Motivationen und den Ablauf der anstehenden Szene gemacht. Es fällt schwer, wieder in die Geschichte hineinzufinden, aber allmählich bekomme ich die Kreativität in den richtigen Kanal.

Die gestern verfassten Kurztexte habe ich heute zum Verlag geschickt. Ich hoffe, sie sind brauchbar.

Klapptentexte sind jedem Bücherfreund ein Begriff: Es handelt sich um die kurzen Texte auf der Rückseite eines Buches. Sie sollen Informationen zum Inhalt bieten und Lust auf die Geschichte machen. Bei den Fanpro- (und, was das angeht, auch bei den Ulisses-)Taschenbüchern haben sie eine Länge von etwa 650 Anschlägen.

Kürzer sind die Katalogtexte. Sie sind nicht primär für den Leser gedacht, sondern für Buchhändler, die das Verlagsprogramm studieren und überlegen, was sie in ihr Sortiment aufnehmen möchten.

Zum Drumherum gehört auch der ›Über den Autor‹-Text. Dieser ist entweder ganz vorn oder ganz hinten im Buch zu finden und hat keine Längenvorgabe.

Für FaRoRe Eins und Zorn beschäftigte ich mich heute mit diesen Texten. Zum Klappentext mache ich jeweils zwei Vorschläge, damit (Marketing-)Leute, die etwas davon verstehen, auswählen können. Die nicht gewählte Variante verwende ich meistens auf meiner Homepage als Beschreibung des Buchs.

Ich werde noch einmal über meine Vorschläge schlafen und sie dann an den Verlag schicken.

Ein bisschen Gedaddel mit Ulisses. Ansonsten gibt es (einmal mehr) eine Internet-Diskussion ob und wenn ja inwieweit die Romane der Reihe ›Das Schwarze Auge‹ kanonisch sind. Einem Nicht-Rollenspieler muss man vermutlich erstmal erklären, was das überhaupt bedeutet, kanonisch. Vielleicht mache ich das auch einmal – wenn ich nicht gerade so müde bin wie im Moment.

Endlich bin ich dazu gekommen, mein yWriter-Konzept zu ›Gottes Ebenbilder‹ anzupassen, sodass es die neue Motivation berücksichtigt. Mit dem eigentlichen Schreiben habe ich noch nicht weitergemacht.

Heute hatte ich den ersten kurzen Mailkontakt mit Ulisses, dem Verlag, in dem die neuen BattleTech-Romane erscheinen werden. Keine große Sache, nur eine sachliche Anfrage für Klappentexte.

Für einen Augenblick möchte ich mir erlauben, die realistische Skepsis beiseite zu schieben und mir vorzustellen, eines Tages wäre ich ein Erfolgsautor, dessen Bücher in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten stünden. Falls dem tatsächlich einmal so sein sollte, kann ich mir gut vorstellen, dass ich in der Rückschau den 11. April 2011 als einen Tag bewerten werde, an dem zwar nicht alles begann, an dem aber doch ein wesentlicher Meilenstein erreicht wurde.

Heute hat mich mein Verleger angerufen. Das ist immer ein gutes Zeichen, in Saure-Gurken-Zeiten ist man als Autor derjenige, der anruft. Heute allerdings prasselten die guten Nachrichten nur so auf mich ein. Es sieht ganz danach aus, dass die Marke ›Das Schwarze Auge‹ einen weiteren Mediensprung schaffen wird. Es gibt oder gab bereits das Rollenspiel, das Kartenspiel, die Romane, Computerspiele, Strategiespiele. Und jetzt: der Film. Im Gespräch war er ja schon lange, aber nun ist es wohl weniger als einen Monat hin bis zur offiziellen Preview. Von diesem Projekt darf man sich einen Schub in Bekanntheitsgrad und Popularität erhoffen (auch, wenn wir nicht von einer Hollywood-Produktion reden), von dem auch die Romane werden profitieren können. Zumal dieser Film bei einigermaßen Erfolg auch ein Pilot sein kann für ... etwas, von dem es noch zu früh ist, um hier davon zu berichten.

Weitere gute Nachrichten sind eine Änderung in den Finanzprozessen bei Fanpro, die den Autoren zugute kommen wird, und einige Ideen, die Romanreihe betreffend. Auch FaRoRe Eins weiß im Verlag zu gefallen, zumindest, soweit man im Lektorat vorgedrungen ist (»... das Erfolgversprechendste, was du je für uns geschrieben hast ...«).

Das für mich Beste zum Schluss: Ich scheine bei einem großen Publikumsverlag nun tatsächlich im Gespräch zu sein – mit mehr als einem Projekt. Natürlich kann sich das alles noch zerschlagen – aber weiter als jetzt war ich noch nie.

Geschrieben habe ich heute nichts und dennoch das Gefühl, einen kleinen Durchbruch erzielt zu haben. Ich hatte einen plötzlichen Einfall, einen Geistesblitz, die Motivation für ein Ereignis im Handlungsabriss von ›Gottes Ebenbilder‹ betreffend. Nicht nur die Figuren, die für das Ereignis verantwortlich sind, haben eine besere Motivaten – auch die Gegenspieler haben nun einen absolut zwingenden Grund, warum sie Gegenmaßnahmen ergreifen müssen, und einige Nebenfiguren können dichter in den Kern der Handlung gezogen werden. Ein guter Tag!

Meine Erwartungen zur Publikumsbeteiligung an meinen Programmpunkten beim DortCon war eher gering, da alle in der Nebenschiene lagen. In der Folge wurde ich freudig überrascht. Direkt im Anschluss an die Eröffnungsveranstaltung begann mein Schreib-WorkShop, bei dem sich fünf Teilnehmer einfanden. Nachdem wir die Präsentationstechnik gezähmt hatten, verquasselte ich mich zunächst in der Erläuterung verschiedener Textformen und der ›Romanstruktur nach Craw‹. Dadurch wurden die zwei Stunden wider Erwarten doch noch knapp und beim Plotting unseres Romans kamen wir nicht so weit, wie ich es gern gehabt hätte. Das ist aber nicht so schlimm, wie es sich nun vielleicht liest – anders betrachtet hatten wir nämlich zwei prall gefüllte Stunden mit viel Information und intensiver Beschäftigung mit dem Schreiben und der Plotstruktur. Die Vorstellung der Software yWriter kam gut an. Das ist eine feine Sache, denn der Programmierer der Software scheint mit viel Idealismus bei der Sache zu sein, etwas, das ich gern fördere.

Kurz darauf präsentierte ich meinen Vortrag zum Thema Terraforming unter bersonderer Beachtung von BioSphere 2. Vor einem Dreivierteljahr war die Idee zu diesem Programmpunkt der Grund dafür, dass ich als Referent eingeladen wurde. Ich hatte ein interessiertes und fachkundiges Publikum – in Teilen zweifellos fachkundiger als ich selbst. Da ich den Vortrag aber breit angelegt hatte – von ›Aliens‹ über BioSphere 2 und den Mars bis hin zu den Amish People – hoffe ich, dass trotzdem jeder etwas Neues erfahren hat. Bewährt hat sich, dass ich den Vortrag auf vierzig Minuten konzipert hatte – am Ende war mit Aufbau der Technik und Diskussion am Schluss die Stunde bis auf zwei Minuten gefüllt, die gut für den Umbau zum nächsten Programmpunkt genutzt werden konnten.

Die größte Überraschung war meine Lesung. Da sie parallel zur Abendshow lag, hatte ich mich schon mit dem Gedanken angefreundet, dass sie ausfiele. Stattdessen hatte ich zehn Zuhörer, eine für mich beachtliche Zahl. Noch besser: Diese zehn waren ausgesprochen begeisterungsfähig, diskutierfreudig und ausdauernd. Die längste Leseprobe habe ich Präludium entnommen, dem BattleTech-Roman, von dem ich hoffe, dass er im Sommer erscheinen kann. Wie schon bei den Lesungen aus Karma gab es hier wieder den Effekt: »Was – sowas ist BattleTech?« – Ich glaube, Karma ist mein unterschätztester Roman. Das BattleTech-Logo scheint den Eindruck zu vermitteln, als Autor protokolliere man ein Ballerspiel, das auf einer Konsole flimmert, mit Fokus auf Explosionen und Laserstrahlen. Natürlich kommen Explosionen und Laserstrahlen bei BattleTech vor, es sind actionreiche Romane. Aber ein Roman bleibt ein Roman, und Romane leben von ihren Figuren. Und Science-Fiction bleibt Science-Fiction – sie braucht den ›Sense of Wonder‹, das Staunen des Lesers über die Wunder einer unbekannten Welt. All das hat BattleTech – und die Action hat es zusätzlich. Mich hat gefreut, dass eine Zuhörerin sagte, sie würde bald den Weg an den Bücherschrank ihres Mannes finden und einem der dort reichlich vorhandenen BattleTech-Romane eine Chance geben.

Mit meinen Beiträgen bin ich also zufrieden, wobei mein starkes Engagement in diesem Jahr den Nachteil mit sich brachte, dass ich vom übrigen Programm wenig mitbekam. Immerhin konnte ich mich in der Cafeterie eine halbe Stunde mit dem Ehrengast Robert Charles Wilson unterhalten. Mich freut, dass er deutsche Science-Fiction kennt, nämlich die amerikanische Ausgabe von ›Die Haarteppichknüpfer‹ von Andreas Eschbach, einen Roman, den ich selbst sehr schätze und gern als Aushängeschild gelten lasse für das, was wir hierzulange zustande bringen. Anstelle einer Lesung aus einem seiner Bücher trug Robert Charles Wilson einen Artikel über seine Sicht auf die Science-Fiction vor, den man auch auf seiner Homepage nachlesen kann.

Fazit? – Sollte ich noch einmal einen Schreibworkshop machen, brauche ich ein angepasstes Konzept oder mehr Zeit, vielleicht einen halben Tag. Der Gedanke, mich bei der Volkshochschule um die Leitung eines entsprechenden Kurses zu bewerben, ist mir noch sympathischer geworden. Was meine Beteiligung an Cons angeht ... Ich habe es gern gemacht, aber künftig werde ich darauf achten, auch genug Zeit zu behalten, um selbst mehr vom Programm mitzubekommen. Mit André Wiesler etwa konnte ich nur einige kurze Worte wechseln, dabei hätte ich ihm gern vermittelt, wie sehr mir sein Roman ›Hexenmacher‹ gefällt. Immerhin konnte ich den Abend mit dem SF-Kurzgeschichten-Slam ausklingen lassen, den er mit David Grashoff (gemeinsam sind sie die Wuppertaler Wortpiraten) moderierte.

Letzte Vorbereitungen für den DortCon: Heute habe ich die Handouts für meinen Schreibworkshop ausgedruckt, die Bücher und Leseproben zusammengesucht, aus denen ich vortragen möchte, überprüft, dass auch alles auf meinem Stick ist, was ich benötige. Gemäß der Alte-Männer-Weisheit ›irgendwas ist immer‹ wird es dennoch Dinge geben, die schiefgehen, egal, wie gründlich man vorbereitet ist – aber nach meiner Erfahrung hilft gute Vorbereitung auch dabei, zu improvisieren. Ich freue mich auf den Con.

Mit kleinen Überarbeitungen habe ich heute die englischen Zusammenfassungen zu meinen BattleTech-Romanen an den Verlag geschickt.

Man sollte öfter mit seinem Verleger telefonieren, es gibt immer wieder interessante Neuigkeiten. Künftig wird die BattleTech-Reihe wohl weiter unterteilt, nicht nur in ›Classic‹ und ›Dark Age‹, sondern innerhalb von ›Classic‹ noch in die ›Äras‹. Für mich interessant sind die ›Succession Wars‹, also die Nachfolgekriege.

Darüberhinaus scheint man sich jenseits des Atlantiks verstärkt dafür zu interessieren, was sich die Kreativen hierzulande für BattleTech ausdenken – ich wurde gebeten, Zusammenfassungen meiner BattleTech-Romane in englischer Sprache anzufertigen, was ein sehr gutes Zeichen ist. Es könnte bedeuten, dass die von mir ersonnenen Inhalte kanonisiert werden, also als Grundlage für künftige BattleTech-Publikationen nicht nur in Deutschland herangezogen werden.

Und dann gibt es heute Abend noch ein Verleger-Treffen, bei dem vermutlich auch mein Name genannt werden wird. Daumen drücken ...

Der guten Neuigkeiten nicht genug, ist heute auch noch ein Belegexemplar des Magazins ›Zunftblatt‹ eingetroffen – in der Ausgabe 4.1/2010 findet sich ein eineinhalbseitiger Artikel über mich, der sich angenehm liest.

Nun sind auch die Texte ausgewählt, die ich bei meiner Lesung auf dem DortCon vortragen möchte. Mehr als die Hälfte der Zeit wird ein Kapitel aus dem nächsten BattleTech-Roman Präludium einnehmen. Der Prolog aus ›Gottes Ebenbilder‹ dagegen wird keine fünf Minuten beanspruchen. Dazu gibt es noch eine Kurzgeschichte, damit ich auch einen abgeschlossenen Text dabeihabe.

Allerdings ist es gut möglich, dass die Lesung mangels Publikum ausfallen wird, da sie parallel zur Abendshow liegt, die sich die meisten, wenn nicht alle, werden anschauen wollen.

Heute habe ich mich um den Schreibworkshop gekümmert, den ich kommende Woche auf dem DortCon halten möchte. Zum Warmwerden werde ich mit den Teilnehmern über verschiedene Textformen wie Kurzgeschichte und Novelle diskutieren, dann recht schnell zum Schwerpunkt kommen, dem Plotting, also der Planung eines Handlungsverlaufs. Damit das gelingt, gebe ich ein Thema und einen Hintergrund für den Roman vor, die ich beim Publikum eines Science-Fiction-Treffens als bekannt voraussetzen kann: Die Handlung soll im StarWars-Universum spielen, und zwar zwischen ›Das Imperium schlägt zurück‹ und ›Die Rückkehr der Jedi-Ritter‹. So werden wir uns auf das Skizzieren von Figuren, Szenen und Schauplätzen konzentrieren können, hoffe ich. Das werden wir live mit der Software yWriter machen – diese Methode sollte auch in der Gruppe gut funktionieren.

In den vergangenen Wochen habe ich mich nur mäßig als Schriftsteller betätigt. Ich lese derzeit lieber, als dass ich schreibe. Ein wenig habe ich aber doch gemacht: eine weitere Isenborn-Rezension im Netz aufgestöbert, am Terraforming-Vortrag für den DortCon gefeilt, ein bisschen für FaRoRe koordiniert. Dazu gibt es inzwischen auch eine weitere Pressemeldung im DSA-Nachrichtenportal Nandurion. Mit meiner Steuererklärung für 2010 bin ich beinahe fertig. Ich kann schon sagen, dass 2010 das erste Jahr ist, an dem die Einnahmen als Autor meine Ausgaben übertreffen. Das ist weniger dramatisch, als es klingt – ich zahle keine Druckkostenzuschüsse oder dergleichen. In der steuerlichen Betrachtung werden aber größere Posten von meinem Einkommen abgezogen – zu meinem Vorteil, denn es mindert meine Steuerlast. Dazu zählen beispielsweise die Miete für mein Arbeitszimmer, die Abschreibung für den Computer, auf dem ich diese Zeilen tippe, Internetgebühren und nicht zu vergessen Fachliteratur, worunter auch Recherchematerial fällt. So kommt eine nicht unwesentliche Summe zusammen – aber 2010 waren meine Einnahmen höher. Das ist gut so, denn wenn man zu lange nur Steuern absetzt, statt welche zu bezahlen, kann es passieren, dass das Finanzamt die Schriftstellerei als Hobby deklariert, eine Tätigkeit ohne Gewinnerzielungsabsicht. Und dann ist es mit dem Steuern Sparen ganz schnell vorbei. Diese Gefahr ist bei mir nun wohl gebannt.

Die Überarbeitung von FaRoRe Eins ist durch, das Manuskript an das Lektorat geschickt. Dazu gibt es noch eine angereicherte Version für die anderen Autoren der Serie. In dieser finden sich einundachtzig Anmerkungen zur Verdeutlichung von Elementen, die in den Folgebänden aufgegriffen werden können und sollen.

Ich bin zu Dreivierteln mit der Überarbeitung durch. Dabei habe ich mich entschlossen, auch erklärende Kommentare zu vermerken, als Vorschlag für die Autoren der nachfolgenden Bände zur Weiterführung einiger Elemente, für die ich in Band Eins die Grundlagen schaffe.

Karneval ist vorbei, damit ist der Ausnahmezustand auch für meine schriftstellerischen Aktivitäten beendet.

Für meine Rolle auf dem DortCon Anfang April haben sich einige Änderungen ergeben. Der Vortrag zum Terraforming/ BioSphere 2 ist davon nicht betroffen, diesen habe ich vor ein paar Tagen zusammengebastelt. Zudem werde ich die gemeinsam mit Charlotte Engmann, die leider ausfällt, geplante Lesung nun allein bestreiten, primär mit unveröffentlichten Science-Fiction-Texten, die ich noch auswählen muss. Hinzu kommt ein Schreibworkshop, der auf zwei Stunden angesetzt ist und den ich leiten darf. Das Schreiben ist natürlich ein weites Feld. Ich werde mich dem Thema ›Handlungsentwicklung‹ widmen. Ich hoffe, es wird mir gelingen, die Teilnehmer aktiv einzubeziehen, sodass wir gemeinsam den ersten Wurf für eine Romanhandlung zusammendängeln können.

Gestern habe ich mit der letzten Überarbeitung zu FaRoRe Eins vor dem Lektorat begonnen, damit bin ich nun halb durch. Diese Version werde ich an FanPro schicken, danach stehen erfahrungsgemäß noch zwei Durchgänge an: einer basierend auf den Anmerkungen des Lektorats und einer für die Druckfahne.

Die Überarbeitung beinhaltet auch die Veränderung des Charakters einer Figur auf Wunsch der Autorin von Band Zwei. Wohl ist mir dabei nicht, ich glaube, dass es die Figur schwächer macht. Besser gesagt: Wenn ich Band Zwei schriebe, könnte ich aus dem ursprünglichen Charakterkonzept mehr herausholen. Tue ich aber nicht, und die Kollegin scheint sicher, dass sie das neue Konzept mit mehr Gewinn nutzen kann. Da es sich in FaRoRe Eins um eine Nebenfigur handelt, habe ich kein rationales Argument gegen die Änderung. Solche Kompromisse gehören vermutlich dazu, wenn man im Team ein Romanprojekt angeht.

Abgesehen von dieser Änderung finde ich nicht mehr viel zu überarbeiten – das hätte mich auch gewundert. Eine Formulierung hier, eine Wortwahl dort, noch immer ein paar Rechtschreibfehler.

Ich habe die gestern begonnene Szene für ›Gottes Ebenbilder‹ zuende gebracht.

Ein ganz sachter Wiedereinstieg bei ›Gottes Ebenbilder‹: Eine Seite.

Und ein paar Fragen zu FaRoRe beantwortet, die, wenn ich es recht verstehe, in eine offizielle News-Meldung einfließen werden.

Meine beiden neuen BattleTech-Manuskripte haben die Arbeitstitel Präludium und Zorn. Für beide und für FaRoRe Eins habe ich jetzt die Beschreibungen zu Titelbildern und Illustrationen fertig und an den Verlag geschickt. Es tut gut, diesen ›Nebenkram‹ los zu sein. Mir fehlt das Schreiben.

Beim DortCon im April waren eigentlich zwei Programmpunkte für mich geplant, ein Vortrag über Terraforming und eine Lesung aus Sanguis B., letztere gemeinsam mit der Autorin Charlotte Engmann, die viel im Vampirthema tätig ist. Nun wurde die Lesung abgesagt, weil der Main Act abgesagt hat (ich wäre nur ›Writer in a Supporting Role› gewesen) was natürlich betrüblich ist. dennoch wird es sicher ein interessanter Con.

In der vergangenen Woche ist Einiges passiert, aber ich hatte nicht die Muße, dieses Schreibtagebuch aktuell zu halten. Deswegen führe ich das nun nach.

Am Montag gab es ein Telefonat mit der Autorin von FaRoRe Zwei. Wir haben über ihren Handlungsentwurf gesprochen, ein paar Sachen angepasst, einen Strang herausgenommen. Zur besseren Vorbereitung ihrer Geschichte werde ich auch in Band Eins eine Anpassung vornehmen. Dadurch bekommt eine der Hauptfiguren einen kleinen Drall. Bislang ist sie so ehrenhaft, dass sie kaum gehen kann. Jetzt bekommt sie einen dunklen Fleck.

Dienstag habe ich die offizielle Meldung aus dem Netz gefischt, dass es nun wieder eine deutsche BattleTech-Lizenz gibt. Catalyst, die die Rechte halten, haben sich dazu mit Ulisses verständigt. Ulisses ist beinahe so etwas wie ein Schwesterverlag von Fanpro, die beiden Häuser arbeiten eng zusammen, vor allem bei ›Das Schwarze Auge‹. Über meine Kontakte bei Fanpro wusste ich schon eine Weile von den Verhandlungen. Nun freut mich, dass der Abschluss zustande kam, zumal das auch ein Wiederaufleben der deutschen BattleTech-Romanreihe bedeutet. Auf meiner Festplatte und auch als Vermerk in der Schublade auf dieser Homepage schlummern seit Jahren zwei lektoratsreife Manuskripte under dem Zyklentitel ›Turm, Sterne, Asche‹. Ich habe sie nun dem Verlag vorgelegt und bin optimistisch, dass ich wieder mit dabeisein darf.

Mittwoch fand eine weitere Veranstaltung des Literaturhauses Hannover statt, diesmal allerdings in Zusammenarbeit mit dem NDR. Der Kleine Sendesaal im Landesfunkhaus war dann auch mit mindestens 300 Besuchern gut gefüllt, als Margriet de Moor aus ›Der Maler und das Mädchen‹ las. Die Autorin wirkte auf mich recht zufrieden, nicht nur mit der Zuhörerzahl, sondern auch allgemein, wie eine etwas verträumte, aber in sich ruhende und mit ihrem Leben einverstandene Frau. Diesen Eindruck habe ich bei wenigen Autoren, denen ich persönlich begegne. Ich habe mir ein signiertes Exemplar des Romans gesichert.

Für zwei Bücher habe ich jetzt die Titelbildvorschläge beim Verlag. Außerdem mal wieder mit Werner gequatscht. Der Tod von HaJo Alpers ist natürlich – zusätzlich zum persönlichen Verlust – auch ein Schlag für Fanpro.

Zum Drumherum des Autorendaseins gehört es, sich auch Gedanken um Klappentexte und Titelbilder zu machen, zumindest, wenn der Verlag so aufgestellt ist, dass er den Autor in solche Überlegungen einbezieht. Bei Fanpro ist das der Fall. Deswegen habe ich heute zwei Vorschläge zu Titelbildern für FaRoRe Eins gemacht. Ich schreibe dabei immer eine möglichste prägnante Beschreibung sowohl in Englisch als auch in Deutsch, weil ich nicht weiß, welche Sprache der Künstler spricht, der mit der Ausführung betraut werden wird. Das scheint sich immer sehr kurzfristig zu entscheiden und außer vom Motiv auch entscheidend von der jeweiligen Auftragslage des Künstlers abzuhängen. Zu meinen Beschreibungen füge ich dann noch eine kurze Skizze hinzu. Diesmal habe ich auch eine Bilddatei mit einem Stadtwappen eingebaut. Da Fanpro (oder genauer: Significant) ja das Copyright an allem hält, was mit DSA zu tun hat, habe ich keine Schwierigkeiten, solches Material aus dem Internet zu fischen und zu verwenden, zumal es hier ja auch nur als Vorlage dient.

Heute Abend habe ich Post bekommen, den ersten Entwurf zu den Nebenhandlungen in FaRoRe Zwei. Viele interessante Gedanken hat sich die Autorin da gemacht. Ich bin nun damit beschäftigt, gegen meine Berufskrankheit ›Wie-hätte-ich-es-denn-gemacht-Syndrom‹ anzukämpfen, mich als Autor zurückzunehmen und als Redakteur zu überlegen, wie man die Geschichte, die die Autorin schreiben möchte, noch schärfer in den Fokus bekommt. Jedenfalls bin ich sicher, dass es eine spannende Sache werden wird – ich freue mich schon auf die erste Version des vollständigen Manuskripts. Meine Anmerkungen und Vorschläge zu den Konzeptüberlegungen habe ich schon einmal zurückgeschickt.

Viele Kreative, ob Hollywood-Schauspieler oder Autoren, betonen, dass sie auf den Schultern von Giganten stehen. Für ›Das Schwarze Auge‹ sind das die Leute, die in den Achtzigern die Fantasie und den Mut hatten, um aus Nichts eine Welt zu schaffen, die bis heute das erfolgreichste Fantasy-Rollenspiel Deutschlands trägt und die vermutlich ›bandstärkste‹ deutsche Fantasy-Taschenbuchreihe hervorgebracht hat. Wenn man in das Impressum schaut, sieht man, dass dazu auch Hans-Joachim Alpers gehörte. Stimmen die Pressemeldungen, die durch das Internet geistern, muss man das nun in der Vergangenheitsform setzen, denn Hans-Joachim Alpers ist gestern verstorben. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, was aber nichts daran ändert, dass ich ihm einen guten Teil des Hintergrunds verdanke, vor dem die meisten meiner veröffentlichten Romane spielen.

Fünfzehn Besucher sind für eine Lesung von mir schon eine beachtliche Zahl. Das finde ich nun umso mehr, als ich gerade von einer Lesung von Jana Hensel und Thomas Hettche im Literaturhaus Hannover komme und dort auch nicht mehr Interessierte zugegen waren. Das verwundert mich, denn Hannover ist keine Kleinstadt und beides sind bekannte Autoren. Jana Hensel landete mit ›Zonenkinder‹ (einem Buch, das ich sogar gelesen habe, nur war mir der Name der Autorin nicht präsent, sodass ich überrascht von diesem Umstand war, als ich bei der Veranstaltung eintraf) einen Bestseller, der sich laut Moderatorin mehr als 350.000mal verkaufte. Zwei von Thomas Hettches Bücher wurden im Fernsehen vorgestellt, wenn ich mich recht entsinne in der Sendung ›Druckfrisch‹. Dazu Berge von Preisen und Stipendien. Dennoch: Fünfzehn Zuhörer, vielleicht ein paar mehr, aber ganz sicher keine zwanzig. Merkwürdig, aber mir soll es recht sein. Mir haben die beiden Autoren einen schönen Abend bereitet.

Manchmal schreibe ich noch echte Briefe, also Botschaften an andere Leute, die ausgedruckt auf Papier in einem Umschlag landen und dann mit einer Briefmarke versehen von der Post transportiert werden. Insbesondere mache ich das gern, wenn ich Leserbriefe verfasse. Heute war es wieder soweit. Ich wollte dem Autor meine Meinung zu seinem Buch mitteilen und nun liegt ebendiese Meinung im Briefkasten und wartet auf Beförderung. Allerdings bleibe ich bei meiner Auffassung, dass Autoren so ziemlich die schlechtesten Kritiker sind, die man sich vorstellen lassen. Sie fragen sich nämlich ständig, wie sie selbst etwas geschrieben hätten und legen es dann oftmals als Mangel aus, wenn der geschätzte Kollege es anders (meist noch nicht einmal schlechter) gelöst hat. Einen solchen Fehler zu kennen bedeutet nicht, ihn auch vermeiden zu können ...

Zudem hatte ich heute ein Telefonat zu einem Buchprojekt, das nun einen deutlichen Schritt in Richtung Realisierung gemacht hat, auch wenn der Vertrag noch nicht da ist. Es ist kein Durchbruch in einem großen Publikumsverlag, sondern bleibt ziemlich genau auf der Ebene, auf der ich mich seit 2007 bewege, aber ich freue mich darauf.

Heute habe ich mich nochmals mit Iris Kammerer getroffen. Eigentlich wollte ich sie beim Mittagessen dazu befragen, dass sie gestern bei ihrer Lesung erzählte, dass es derzeit schwierig sei, Manuskripte zu Historischen Romanen bei Verlagen zu platzieren. Das erhärtet meine Befürchtung nach meiner Kurzrecherche in einigen Buchhandlungen, dass es bei den historischen Romanen auch nicht besser läuft als bei der Fantasy. Unter uns Fantastik-Autoren gilt der Historische Roman ja als gelobtes Land, ein immer hungriger Markt, wo man leicht etwas unterbringen kann. In Wahrheit ist das wohl auch nur das berühmte Gras auf der anderen Seite des Zauns, das vom eigenen Standort aus betrachtet immer leckerer aussieht als das, was man in direkter Reichweite hat. Dennoch hätte ich erwartet, dass es bei einer in den Großverlagen etablierten Autorin wie Iris leicht sein sollte, weitere Buchprojekte zu realisieren. – Wie man sieht, habe ich mir meine Überlegungen selbst zusammengereimt, denn beim gemeinsamen Mittagessen hatten wir eine angeregte Unterhaltung, bei der das Gespräch gar nicht erst auf die Schriftstellerei kam.

Die Autorin Iris Kammerer kenne ich seit Jahren durch einen sporadischen Mailkontakt und was im Internet-Zeitalter so damit zusammenhängt. Heute hat sie im Restautant PURiNO ihren neuen Roman ›Die Blutsäule‹ vorgestellt. Die dreiteilige Lesung wurde von einem Menü eingerahmt.

Da im Moment so ziemlich alles schwierig ist, wundert es mich wenig, dass ich die U-Bahn verpasste und somit erst nach der Start-Uhrzeit eintraf (glücklicherweise hatte Iris noch nicht angefangen), um dann festzustellen, dass der Akku meines Fotoapparats leer war. Damit war es aber auch genug Pech für heute. Die gelesenen Textpassagen waren interessant, das Essen lecker und ich habe ein paar Büchereulen kennenlernen dürfen, die ich zuvor nur von ihren Beiträgen im entsprechenden Forum kannte. Das ist schon eine merkwürdige Erfahrung: Wenn man die Leute aus dem Netz kennt, kommen einem die dazugehörigen Menschen aus Fleisch und Blut manchmal irreal vor. Man ertappt sich bei dem Versuche, Gestik und Tonfall mit den Postings in Verbindung zu bringen, die man von ihnen kennt, und es gelingt nicht recht. Ausnahme war an diesem Abend Iris Kammerer selbst, die ich mir tatsächlich so vorgestellt habe, wie sie auch ist.

Nachdem nun die zweite Überarbeitung durch ist, mache ich mir Gedanken über das Titelbild. Ich habe die Szenen in meinem yWriter durchgesehen und mir überlegt, welche davon als ›Standbild‹ gut wirken würde. Im Rennen sind:

Mein Favorit ist im Moment der Gastgeber, eine einladende Geste zu Beginn eines Zyklus' ist passend, finde ich. Ich werde noch ein paarmal darüber schlafen.

Die zweite Überarbeitung von FaRoRe Eins ist abgeschlossen. Erstaunlich, wie viel man noch findet. Ich werde den Text jetzt wieder ein paar Wochen liegen lassen und dann Anfang März die finale Überarbeitung vor dem Lektorat machen. Gut möglich, dass die Autorin von Band Zwei bis dahin Wünsche vorbringt, etwa, eine weitere Figur einzuführen oder Ähnliches. Dazu habe ich dann noch Gelegenheit. Ich bin froh, so zeitig vor meinem Abgabetermin mit der Rohfassung fertig gewesen zu sein.

Ich bin fast fertig mit dem Korrekturdurchgang. Jetzt liegt nur noch das Finale der Geschichte vor mir. Das möchte ich morgen angehen, wenn ich wieder frisch bin.

›Man tanzte‹ ist etwas anderes als ›Die Leute tanzten‹, ›Die Adligen tanzten‹ oder ähnlich. Es ist unpersönlicher und meines Erachtens deswegen gut geeignet, eine gesellschaftliche Konvention auszudrücken. Da in FaRoRe Eins auf Etikette geachtet wird, halte ich die ›man‹-Formulierung vielfach für geeignet, auch wenn eine Kollegin mir davon abrät. Vielleicht ist das auch einfach nur ein Stilfrage, sodass man (!) in meinem Buch viele mans finden wird und in den anderen fünf nicht. Auch das soll mir recht sein. Wir wollen eine abwechslungsreiche Reihe schreiben.

Ich stehe jetzt auf Seite 325 und hoffe, bis Freitag mit dem Korrekturgang durchzukommen.

Ein gemächlicher Anfang: Die ersten dreißig Seiten habe ich durchgesehen. Mit den meisten Anmerkungen meiner Kollegen bin ich einverstanden. Zwölf Augen sehen eben mehr als zwei.

Eine Dreiviertelstunde habe ich mit der Autorin von FaRoRe Zwei telefoniert. Ein inspirierendes Gespräch – auch für mich, der ich am Wochenende die nächste Überarbeitung angehen möchte.

Die Arbeit an FaRoRe Zwei beginnt nun, darüber hat mich die Autorin mit einer eMail informiert. Ich freue mich schon darauf, ihre Ideen telefonisch mit ihr zu diskutieren.

PS: Vor einiger Zeit berichtete ich, dass ein befreundeter Autor nun verdientermaßen einen Vertrag bei einem großen Verlag ergattern konnte. Da er dies nun auch auf seiner Webseite verkündet, kann ich auch schreiben, um wen es sich handelt: Lucien Deprijck wird seine Anthologie ›Die Inseln, auf denen ich strande‹ im Mare-Verlag veröffentlichen. Ich bin schon gespannt darauf.

Das Literaturhaus Hannover ist ganz nett. Heute war ich dort auf einer Lesung des Autors Giwi Margwelaschwili, dem Begründer und bis heute einzigen Vertreter der philosophischen Richtung der Ontotextologie. Schon strange ...

Ein Vorzug, wenn man bei einem Shared World-Projekt wie ›Das Schwarze Auge‹ mitmacht, liegt darin, dass auch viele andere kreative Menschen etwas zu der gemeinsamen Fantasiewelt beitragen. Heute habe ich nichts geschrieben und mir stattdessen ein sehr gelungenes Fanprojekt angeschaut, nämlich den Film Leuenklinge, dessen vier Teile man kostenlos herunterladen kann. Leser des dritten Isenborn-Bandes Eisen werden einige Schauplätze und Motive wiedererkennen.

Trotz Konzept ist es schwierig, in eine Geschichte zurückzukehren, die man einmal liegengelassen hat. Das ist beinahe so wie mit den Revolutionsfahnen in ›Sansibar oder der letzte Grund‹: Sie wehen nicht mehr so prächtig, wenn sie einmal eingerollt und in den Schrank gestellt wurden. Bei ›Gottes Ebenbilder‹ wusste ich natürlich um den dramaturgischen Gehalt der nächsten Szene und auch, dass ich dort eine neue Figur einzuführen hatte, einen Kardinal. Um die Persönlichkeit des Kardinals hatte ich mir aber ebensowenig Gedanken gemacht wie um den Schauplatz der Szene. Seit gestern Abend grübelte ich herum, wie ich beides interessant gestalten könne.

Mit anderen Worten: Ich falle immer wieder darauf herein, obwohl ich es mittlerweile besser wissen sollte. Wenn man ratlos ist, wie es weitergeht, sollte man nicht grübeln, sondern anfangen zu schreiben. Notfalls steht ja die Löschtaste zur Verfügung. Meist aber, so auch heute, sind die Figuren begierig, ihre Geschichte zu erzählen. Dazu muss man sie nur zu Wort kommen lassen. Man muss die Tasten drücken, dann sprechen sie. Der Kardinal stand mir nach dem ersten Absatz plastisch vor Augen, mit seiner Obsession, mit seinen Zweifeln, mit der Last der Verantwortung, die ihn auszehrt, mit seiner trotzigen Entschlossenheit, ja Gnadenlosigkeit, vor allem sich selbst gegenüber. Auch mit seiner physischen Präsenz, der ausgemergelten Gestalt, den stechenden Augen, dem Granitstein in seinem Bischofsring. Erzbischof Lukas Kardinal Wenner, Vorsteher des Erzbistums Köln im Jahre des Herrn 2061. Da ist er.

Den Schreibratgebern der Creative Writer folgend sollte ich ihn spätestens jetzt auf die Couch legen und einen Steckbrief zu seiner Person füllen.

Das werde ich nicht tun. Der Weg der Creative Writer ist nicht der meinige. Ich werde Lukas nicht mehr verlieren. Er steht mir jetzt so plastisch vor Augen, als könnte ich ihn anfassen. Und wenn ich etwas über ihn wissen will – dann werde ich ihn fragen, wenn es soweit ist.

Ich bin mit der Korrektur der bisherigen 100 Seiten ›Gottes Ebenbilder‹ durch. Außerdem habe ich mich heute mit einer wesentlichen Einkommensquelle meiner Schriftstellerei beschäftigt: Dem Sortieren der Belege für meine Einkommensteuererklärung.

Ideenfindung hat für mich viel mit Stimmung zu tun und auch mit Fokus. Für Ersteres ist bei mir laute Musik hilfreich, für den Fokus paradoxerweise stupide Beschäftigung. Nur selten kann ich ›mit voller Prozessorlast‹ plotten. Es gibt sozusagen immer Lücken zwischen den Ideen. Wenn sich in diese Lücken Sachen drängen, die den Verstand fordern, wie das Surfen im Netz oder ein Gespräch, verschwindet das Plotten aus den Gedanken wie eine beleidigte Dame, die sich ungenügend beachtet fühlt. Wenn ich dagegen die Lücken mit geistig Anspruchslosem wie Aufräumen, Zeichnungen kritzeln oder Headbangen fülle, passiert das nicht. Der Gedankenstrom wird soweit gedrosselt, dass die Ideen kontinuierlich fließen. Deswegen finde ich Diskothekenbesuche meistens inspirierend. So auch heute.

Wegen der Arbeitsbelastung in meinem Hauptberuf geht es nur langsam vorwärts. Etwa fünfzig Seiten von ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich korrekturgelesen. Merkwürdigerweise erscheinen mir gerade jene Szenen, die in einem militärischen Setting spielen, in diesem Fall auf einem Atom-U-Boot, am schwächsten.

Die DSA-Nachrichtenseite Nandurion nimmt die Berichterstattung zu Farore auf, was natürlich eine feine Sache ist. Ich bin mir sicher, dass dort bald weitere Neuigkeiten folgen werden.

Zudem habe ich heute eine recht ausführliche Rezension zum Isenborn-Zyklus erspäht und gleich der entsprechenden Rezensionsseite einverleibt.

Die ersten dreißig Seiten von ›Gottes Ebenbilder‹ habe ich durchgesehen. Auf mich übt der Beginn der Geschichte einen starken Sog aus. Ich hoffe, dass es den Lesern ebenso gehen wird.

Unruhe regt sich. Bei einem Sportler, der nicht trainiert, sorgt das überschüssige Adrenalien schnell für Nervosität. Ich weiß wovon ich spreche, ein paar Jahre lang habe ich wenigstens zwei Stunden täglich trainiert. Es ist ein Gefühl, als müsse man Fesseln sprengen.

Bei mir meldet sich nun der Kreativmuskel. Seit drei Wochen habe ich nichts Schriftstellerisches mehr gemacht. Die Motive für den historischen Romen, der jetzt den Arbeitstitel ›Natterngezücht‹ trägt, steigen aus dem Unterbewusstsein auf und drängen sich in den Verstand, bis ich sie in mein neues Notizbuch banne, immer nur in Stichworten.

Ich möchte mich nicht verzetteln. FaRoRe Eins will überarbeitet werden, den nächsten Durchgang möchte ich Anfang Februar machen, wenn die Kolleginnen und Kollegen genügend Zeit für Anmerkungen hatten. ›Gottes Ebenbilder‹ will ebenfalls fertig geschrieben werden. Ich denke, da werde ich mir zum Wiedereinstieg die einhundert bereits geschriebenen Seiten vornehmen, überarbeiten und somit wieder die Stimmung aufnehmen. Das werde ich noch vor dem FaRoRe-Eins-Durchgang machen. Ich zögere nur noch, weil ich ein wenig Angst davor habe, dass das bisher Geschriebene totaler Schrott sein könnte. Aber eigentlich glaube ich das nicht – also frisch ans Werk!

Phantastisch!‹ ist eine der wenigen Zeitschriften, die ich regelmäßig lese. In die aktuelle Ausgabe hat Bernd Jooß einen interessanten Artikel über Geschichte und Zukunft des Buches eingebracht. Viele überlegenswerte Gedanken finden sich da, auch wenn ich nicht immer voll zustimme. So führt Jooß aus, dass die Erzählgewohnheiten des Publikums durch das Kino geprägt seien (unbestritten) und man sich daher auch im Roman der dortigen Konventionen zu bedienen habe, um erfolgreich zu sein. Letzteres möchte ich einschränken. Natürlich gibt es in der Literatur segensreiche cineastische Einflüsse – man spricht ja auch vom ›Film, der im Kopf abläuft‹. Dennoch halte ich es für gefährlich, das Kino kopieren zu wollen. Wenn ein Roman nur ›Kino für Arme‹ ist, dann ziehe ich das Original vor. Daher: Man bediene sich cineastischer Kniffe, vergesse aber nicht, die Stärken des Formats zu nutzen. In der Schilderung von Gedanken sind wir Romanautoren besser, sowohl was Gedanken von Figuren angeht, als auch Gedanken, die der Erzähler einbringt. Raffungen können wir besser. Gerüche, Geschmäcker, sinnliche Erfahrungen jenseits von Hören und Sehen – das ist unsere Domäne. Wer hier glänzt, kann die Geschichte plastischer vermitteln, als es einem Film möglich ist.

Da ich für mein nächstes Buchprojekt einen historischen Roman favorisiere, habe ich mich heute in der entsprechenden Abteilung einiger Buchhandlungen umgesehen. Ich war doppelt überrascht.

Erstens gibt es wenige historische Romane als ich dachte. Unter Fantasyautoren gilt der historisches Roman als das gelobte Land – großer Markt, hohe Auflagen, immer hungrig. Bei meiner Stichprobe waren die Regale für Fantasy aber mit ebensovielen Titeln gefüllt wie diejenigen für die historischen Romane.

Zweitens wunderte ich mich, auf einem Klappentext zu lesen, dass ein Inquisitor in Italien ein Dorf besuche, in dem er entdecken müsse, dass es von Werwölfen bewohnt sei. Ein solches Thema hätte ich eher in der Fantasy oder im Horror eingeordnet, je nach Umsetzung. Dass es als historischer Roman vermarktet wird, verblüfft mich, macht mir aber auch Mut für mein Projekt, denn offensichtlich toleriert man dort einen Schuss Fantasy.

Auch wenn ich mich in dem Genre nicht so auskenne wie in der fantastischen Literatur, habe ich doch einiges gelesen: von James Clavell alle sechs Romane, auch die Japan-Schinken, einige weitere Japan-Romane, unter anderem das Musashi-Buch von Yoshikawa, natürlich ›Die Säulen der Erde‹. Bei all diesen wurde mit historischen Fakten locker umgegangen (deutlich entkrampfter, als man bei ›Das Schwarze Auge‹ mit Setzungen aus dem Rollenspielregelwerk umgeht), aber die Grenze zur Fantastik wurde nicht überschritten – Magie war dort immer Einbildung, nie reales Geschehen. Nur in ›Der Tempel zu Jerusalem› hat Salomo einen wundermächtigen Stab, mit dem er Wetter machen kann.

Außerdem habe ich natürlich geschaut, ob es einen aktuellen Roman zu dem Thema gibt, das mir vorschwebt. Nein, gibt es nicht. Sogar das Setting (also Epoche und Ort) ist unterrepräsentiert – gerade einmal einen Roman in drei Buchhandlungen habe ich entdeckt. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder, dass sich außer mir niemand dafür interessiert, oder dass ich vor einer Marktlücke stehe. Vor Harry Potter lag das Thema ›Zauberschulen‹ schließlich auch brach.

Manche Tage im Autorendasein sind einfach nur deprimierend. Der heutige gehört für mich dazu. Dabei ist gar nicht passiert – keine Absage bekommen, keinen Verriss zu einem meiner Bücher erspäht, es war einfach nur ein ereignisloser Tag. Das Normalste auf der Welt.

Vermutlich ist das Symptom und Ursache zugleich: Mir fehlt momentan der Antrieb. FaRoRe Eins hängt noch ab, ich möchte noch ein wenig mit der Überarbeitung warten. ›Gottes Ebenbilder‹ könnte ich mir wieder vornehmen, aber dazu habe ich keinen Schwung. Ebensowenig wie dazu, etwas ganz Neues zu beginnen. Ich schreibe in ein Notizbuch, was für Projekte ich dieses Jahr angehen könnte, es sind auch gar nicht so wenige und einige davon finde ich persönlich herausragend und unbedingt wert, geschrieben zu werden. Ich frage mich nur, ob ausgerechnet ich derjenige sein muss, der sie angeht. Kann ich mich nicht einfach den Rest meiner Jahre in meinen Lesesessel setzen und konsumieren, was Talentiertere zu Papier gebracht haben?

Joey DeMaio gilt als sehr guter Bassist, er scheint sein Instrument hervorragend zu beherrschen. Wenn er mit seiner Band Manowar auftritt, hört man davon wenig. Er spielt ›songdienlich‹. Das bedeutet: Er verzichtet auf Kapriolen, die zwar sein Können herausstechen ließen, das jeweilige Musikstück aber in eine Unwucht brächten und das Stück als Ganzes damit schlechter machen würden.

Von einem Freund, der in der Musikbranche tätig ist, stammt die Aussage, dass die besten Musiker keinesfalls jene seien, die als Stars auf der Bühne stehen. Es sind nicht James Hetfield, Lady Gaga oder Marilyn Manson. Vielmehr seien diejenige, die eine ganz besondere Begabung für Musik und das jeweilige Instrument aufbrächten, Studiomusiker. Studiomusiker sind Leute, die in einem Musikstudio arbeiten und dort zeitweise verpflichtet werden können, wenn eine Platte aufgenommen werden soll. Sie spielen alles vom Blues zum Hard Rock oder auch einen Schlager, können in kürzester Zeit die Töne treffen, die der jeweilige Kunde (in der Regel der Star, der die Platte aufnimmt) haben möchte. Sie sind die handwerklich besten Musiker unserer Zeit. In zwanzig Jahren wird sich niemand an ihre Namen erinnern.

Wenn die Studiomusiker das Handwerk besser beherrschen als die Stars, warum sind es dann nicht die Studiomusiker, die im Rampenlicht stehen, die Groupies haben und die Millionen scheffeln?

Weil das, was die Menschen berührt, am Ende Emotion ist, nicht Perfektion. Sie kaufen (im wörtlichen und im übertragenden Sinne) eigentlich nicht das Musikstück, sondern das Gefühl, das es bei ihnen erzeugt. Oder wie ich in einer Marketing-Vorlesung gelernt habe: Kein Mensch auf der Welt will eine Bohrmaschine kaufen. Bohrmaschinen sind absolut unverkäuflich. Was die Leute haben wollen, sind Löcher in der Wand.

Benutzen wir also ruhig einmal das Wort, das die deutsche Sprache dafür vorsieht: Kunst. Handwerklich sind viele von Andy Warhols Bildern ein Witz. Man nimmt eine Fotografie von Marilyn Monroe und färbt sie in Fehlfarben ein. Jeder Fünfjährige kann das, wenn sein Vater ihm ein Bildverarbeitungsprogramm installiert.

Aber der Fünfjährige tut es nicht, oder er tut es nicht so, wie Andy Warhol es tat. So, wie jeder Kapitän stur geradeaus nach Westen hätte fahren können, vor Kolumbus aber kaum jemand diesen Entschluss fasste.

James Hetfield und Lady Gaga haben ein gewisses Gespür dafür, was die Leute hören wollen, oder sie haben zufällig einen Geschmack, der mit vielen Millionen Zuhörern auf einer Wellenlänge liegt. Vor allem haben sie die Gnade, bis zu den Emotionen vorzudringen. Sie sind Künstler.

In der Literatur ist das analog. Wer sprachlich absolut perfekt ist, der ist ein guter Lektor. Wer eine gute Geschichte erzählen kann, ist ein Autor. Natürlich sollte auch der Autor die Sprache beherrschen, in der er schreibt, so wie ein Bildhauer mit einem Meißel umgehen können muss. Aber die letzte Kapriole lässt sich eben selten in ein Gesamtwerk einbringen, ohne als Fremdkörper zu wirken.

Ich lese viele Schreibratgeber und diskutiere gern über das Schreiben (und führe ein Schreibtagebuch, wie Ihnen nicht entgangen sein wird), und das ist sowohl Vergnügen als auch nützlich. Es erweitert meine handwerklichen Fertigkeiten. Aber zum Kern der Sache dringt das nicht vor. Picassos Bilder sind genial, weil sie von Picassos Hand sind, nicht, weil er einen guten Pinsel hatte. Hätte er einen schlechteren Pinsel gehabt, dann hätte es sein Genie mehr Mühe gekostet, sich auszudrücken, aber er wäre ein Genie geblieben. Und nur weil irgendein Kleckser Picassos Pinsel auf einer Auktion ersteigert, wird dieser Kleckser nicht zum Genie.

In der Literatur sind Worte dieses Werkzeug. Je besser ich mit ihnen umgehen kann, umso leichter kann ich den gewünschten emotionalen Effekt erzielen – Spannung, Rührung, Abscheu – was auch immer. Aber ein Genie kann das auch mit einem sehr begrenzten Repertoire.

Sie wünschen einen Beweis? Bitte sehr – hier ein vielzitierter Satz der Weltliteratur, handwerklich anspruchslos, man könnte gar sagen: fehlerhaft, aber er berührt viele Menschen auf der Welt, sogar in vielen Sprachen: »Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.«

Um die Diskussion zu erleichtern, habe ich die Neuerungen aus der letzten Farore-Konzeptfassung in die Threads unseres Forums eingepflegt.

›Die Odyssee des Drehbuchschreibers‹ finde ich bislang eher durchschnittlich, aber einige Aussagen im letzten Abschnitt sind von so entwaffnender Ehrlichkeit, dass man dem Autor dafür nur Respekt zollen kann: »Es ist ohne weiteres möglich, eine gute Geschichte zu schreiben, ohne die Einzelheiten der Reise des Helden zu beachten. Ehrlich gesagt, ist dies sogar der bessere Weg: Das Publikum liebt es, wenn gegen altbekannte Konventionen und Erwartungshaltungen auf kreative Weise verstoßen wird. ... Es dürfte am besten sein, wenn Sie sich zunächst mit allen einzelnen Vorstellungen vertraut machen, um sie dann wieder zu vergessen, ehe Sie sich ans Schreiben machen.«

Das finde ich sehr klug. Letztlich geht es immer darum, eine gute Geschichte zu schreiben, niemals darum, eine Methodik zu erfüllen.

Auch bei der Recherche verfahre ich so: Ich versinke eine vergleichsweise lange Zeit im Quellenmaterial, lerne uns lasse mich inspirieren. Beim Schreiben werfe ich dann aber kaum noch einen Blick in das Quellenmaterial. Erst bei der Überarbeitung schlage ich dann wieder nach. Beim eigentlichen Schreiben drängt die Geschichte alles zur Seite.

Ein Schiff, ein eingeschneites Hotel oder auch ein Kriminalfall haben unter dem Aspekt des dramaturgischen Nutzens eine wesentliche Gemeinsamkeit: Sie bringen Personen unterschiedlicher Hintergründe zusammen und zwingen sie dazu, sich miteinander zu befassen. Der Kommissar ermittelt in Milieus, in denen er sich für gewöhnlich nicht aufhält, auf dem Kreuzfahrtdampfer befinden sich Passagiere unterschiedlichster Herkunft vom lebensmüden Millionär mit Burn Out-Syndrom bis zum Lotteriegewinner aus einfachen Verhältnissen. Das bietet Stoff für Konflikte, und diese sind der Treibstoff jeder Geschichte. Ich überlege gerade, ob sich diese dramaturgische Funktion auch in einer Reisegruppe umsetzen lässt – am besten vielleicht in einer Pilgergruppe ...

Geschätztes Publikum: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von ›Onkel Bernard erklärt die Welt‹! Thema des heutigen Tages ist der Antiheld.

Dieser Begriff wird mit Vorliebe falsch verwendet, ich möchte sogar sagen: Er wird meistens falsch verwendet. Anders ausgedrückt: Er wird dermaßen selten richtig verwendet, dass ich geneigt bin, zu vermuten, dass eine Bedeutungsverschiebung stattgefunden hat. Die folgende Ausführung ist daher mit Vorsicht zu genießen, sie könnte sich als veraltet herausstellen.

Nicht zu verwechseln ist der Antiheld mit dem Antagonisten. Während der Protagonist die Figur ist, der der Leser durch die Geschichte folgt, ist der Antagonist die Spaßbremse, die versucht, den Protagonisten an der Verwirklichung seiner Ziele zu hindern oder ihm sonstwie übel zusetzt. Im Isenborn-Zyklus ist Cyron der wichtigste Antagonist. Er ist aber kein Antiheld.

Der Antiheld ist auch kein Protagonist, der unfähig ist. Verlierertypen sind keine Antihelden, oder zumindest ist das nicht das definitorische Merkmal. Im Isenborn-Zyklus können Simiale und Mucki nichts Großartiges reißen, keine Heldentaten vollbringen, weil erstere sechs Jahre alt ist, was sich auf die Handhabung von Breitschwertern nachteilhaft auswirkt, und letzterer ein Hase und als solcher ebenfalls wenig geeignet für die Erstürmung oder Verteidigung einer Burg. Auch ein Protagonist, der scheitert, ist kein Antiheld. Das ist ein tragischer Held.

Der echte Antiheld ist eine Figur, die in der Unterhaltungsliteratur praktisch nicht auftaucht, und das aus gutem Grund. Es gibt kaum eine Unterhaltungsgeschichte, in der der Autor nicht versucht, den Leser über den Protagonisten in die Geschichte zu ziehen, sprich: Der Leser soll sich mit dem Protagonisten identifizieren. Er soll ihn mögen, er soll ihn gut finden, er soll ihn zum Kumpel haben wollen. Nur dann fiebert er nämlich mit und entwickelt Emotionen, wenn der Protagonist Siege erringt oder Niederlagen erleidet. Der Leser wird emotional in die Geschichte involviert, die reale Welt verblasst, er versinkt in der Geschichte.

Der Antiheld hat die gegenteilige Funktion: Er soll den Leser aus der Geschichte herausschleudern, ihn auf Abstand halten, ihm ständig bewusst machen, dass er nur Papier und Druckerschwärze in der Hand hat und dass sein echtes Leben ein ganz anderes ist. Er soll bewirken, dass der Leser nicht Teil des literarischen Prozesses wird (was die Unterhaltungsliteratur immer anstrebt), sondern das Buch als Fremdkörper wahrnimmt, um durch die Außenwahrnehmung über die Inhalte zu reflektieren. Der Intellekt des Lesers soll sich keinesfalls von einer Scheinwelt einlullen lassen. Der Antiheld wird also nur dann verwendet, wenn der Text eine Botschaft für das echte Leben des Lesers vermittelt, und der Unterhaltungswert dabei nicht nur Nebensache ist, sondern sogar als störend empfunden wird.

Geschätztes Publikum: Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Der nächste Schreibratgeber ist dran: ›Die Odyssee des Drehbuchschreibers‹ wurde mir ans Herz gelegt. Es geht hier um den Monomythos, wissenschaftlich untersucht von Joseph Campbell in ›Der Heros in tausend Gestalten‹, das ich auch schon gelesen habe. Auf Romane adaptiert wurde dieses Prinzip von James Frey in ›The Key – Die Kraft des Mythos‹. Wie der Titel schon sagt, richtet sich ›Die Odyssee des Drehbuchschreibers‹ primär an Autoren, die für Filme schreiben, aber auch da kann man sicher etwas lernen. Letztlich geht es immer darum, interessante Geschichten zu entwerfen. Zudem wird auch die Literatur zunehmend cineastisch – das Kino ist eben das führende Medium unserer Zeit, das unsere Gewohnheiten prägt, was das Geschichtenerzählen angeht.

Nur noch selten schreibe ich dieser Tage Kurzgeschichten. Umso mehr freut es mich, dass das Magazin Exodus heuer eine Science-Fiction-Geschichte von mir angenommen hat. Der Themenband ›Ferne Reisen‹ wird in der zweiten Jahreshälfte erscheinen und mein Beitrag ›Prüfung‹ ist fest eingeplant.

Ebenfalls selten kommt es vor, dass ich als Langsam-Leser einen Roman von 570 Seiten an zwei Tagen durchziehe. Altmeister Michael Crichton hat das mit ›Welt in Angst‹ geschafft. Wenn ich ein Buch lese, liest der Schriftsteller Bernard Craw immer mit. Wenn mich etwas langweilt, frage ich mich, warum das so ist, und wenn mir etwas gefällt, interessiert mich, wie der Autor das geschafft hat. ›State of Fear‹, so der Originaltitel, würden die Propheten des Creative Writing nur mir Kneifzangen anfassen und, so sie es überhaupt erwähnten, als Negativbeispiel anführen, und zwar deswegen, weil es einen elementaren Ratschlag nicht beachtet: Es ist nicht ›character driven‹. Dieses Prinzip kann man mit ›figurenbestimmt‹ oder ›figurengelenkt‹ übersetzen. Es fordert, eine Handlung aus der Psychologie der Figuren heraus zu entwickeln.

Beispiel: Im Schatten der Dornrose ist ›character driven‹. Eine der zentralen Figuren, Rengûn, hat zwei Eigenschaften, ohne die die gesamte Handlung nicht denkbar ist: Er ist Junggeselle und er ist der Erbprinz eines Fürstentums. Wäre er bereits verheiratet, würde die komplette Handlung nicht funktionieren, denn die Motivation für die Reise der Protagonisten ist eine etwas ungewöhnliche Brautwerbung. Wäre er nicht Erbprinz, funktionierte sie ebenfalls nicht, denn dann würden sich die Herrinnen des Reiches Oron nicht die Mühe machen, ihn zu umgarnen. Auch die weitere Handlung wird durch Eigenschaften dieser Figur geprägt: Als Erbprinz des von lockeren Sitten geprägten Aranien sieht er es als sein Recht an, auf eine Art Vergnügungstour zu gehen (hier betreten wir die Innenwelt der Figur, ihre psychologische Disposition wird entscheidend). Zugleich spürt er die Verantwortung, in der er erzogen wurde, und die Verbundenheit zu seiner Heimat, die ihn letztlich an den Eid gegenüber dem Dschinn bindet, sodass er vieles erträgt, wo er lieber einschreiten oder zumindest davonlaufen würde. Damit haben wir einen inneren Konflikt, eine Zentralforderung für character driven Romane. Die Handlung verändert ihn innerlich (eine weitere Forderung), am Ende wächst er über sich hinaus, weil er lernt, der Art von Ehre, mit der er aufgewachsen ist (»ein geleisteter Eid ist in jedem Fall zu erfüllen«) eine andere Art von Ehre gegenüberzustellen (»man muss sich dem Bösen entgegenstellen, wenn man die Möglichkeit dazu hat«). Auch die anderen Figuren des Romans erleben innere Wandlungen: Zivia von der naiven Gelehrten zur rücksichtslosen Wissenschaftlerin, Ferramud vom harmlosen Geschichtenerzähler zum Kämpfer, Golgaron vom Theologen zum Glaubenskämpfer.

›Welt in Angst‹ funktioniert anders. Die Figuren sind weitestgehend austauschbar. Peter Evans etwas könnte genausogut der Bruder wie der Rechtsanwalt des verschwundenen Millionärs sein (das wäre vermutlich sogar schlüssiger). Im Zentrum des Romans stehen nicht die Gedanken der Figuren, die praktisch nie geschildert werden, und sie kommen zwar äußerlich gebeutelt, innerlich aber unverändert aus der Geschichte heraus. Der Fokus liegt auf einer Idee.

Exkurs: In einer Denkschule, die mit dem creative writing nichts zu tun hat und einen künstlerischen statt einen handwerklichen Ansatz verfolgt, steht im Mittelpunkt eines literarischen Werks der ästhetische Gedanke, also eine Idee, die es wert ist, mit künstlerischem Blick betrachtet zu werden. Für problematisch halte ich hier den Begriff ›ästhetisch‹. In der Klassik hielt man nur das Schöne für darstellungswürdig, die Romantik hat uns mit ihren Schauergeschichten eines Besseren belehrt. Im Kern bleibt aber die Aussage, dass nicht das Seelenleben der Protagonisten, sondern eine abstraktere, außerpersönliche Idee den Mittelpunkt des Geschehens bildet.

Bei ›Welt in Angst‹ kann diese Idee in einer Frage zusammengefasst werden (was dann wieder die creative writer freut, die diese Einsatz-Reduktionen mit dem Schlagwort ›Prämisse‹ belegen und ebenfalls als unverzichtbar predigen): »Was wäre, wenn der Klimawandel ein Irrtum wäre?«

Diese Idee hat eine solche Wucht, dass sie den kompletten Roman trägt. Kein Wunder: Es würde buchstäblich Throne wanken lassen, wenn die globale Erwärmung auf Fehlinterpretation und Fälschung von Daten beruhte. Die meisten westlichen Regierungen könnten ihren Hut nehmen, wenn das herauskäme, viele Forschungsinstitute schließen und die multimilliardenschwere Umweltlobby könnte in weiten Teilen einpacken. Was zugleich bedeutet: Wenn das wahr wäre, dann gäbe es handfeste (Macht-)Interessen um zu verhindern, dass das jemals rauskommt.

Crichton ist konsequent. Er legt seine Prämisse – um bei diesem Ausdruck zu bleiben – mehr als schlüssig dar. Ich habe eine ›Lesung‹ von ihm besucht, in der er keine Zeile aus dem Roman vortrug, sondern Folien von seiner Recherchearbeit zeigte. Das Buch ist ähnlich aufgebaut. Die Protagonisten werden mit Beweisen konfrontiert, die widerlegen, dass es eine globale Erwärmung gibt. Diese werden auch im Roman abgedruckt, in Form von Schaubildern und in einem Anhang mit Quellenangaben, wie in einer wissenschaftlichen Arbeit. Dazu kommen noch ein Literaturverzeichnis wissenschaftlicher Publikationen, die Crichtons These belegen. Das ist eine wichtige Feststellung: Es handelt sich hier um ein ausgesprochen politisches Buch. Es ist nicht so, dass die Protagonisten diese oder jene Meinung vertreten – der Autor vertritt sie und nutzt das Vehikel des Romans, um sie dem vorurteilsbeladenen, medienhypnotisierten Leser einzubläuen. Eine erzieherische Schrift, wenn man so will.

Man fragt sich also nicht primär: »Was passiert den Romanfiguren?« oder »Warum handeln die Figuren auf diese oder jene Weise?«, sondern »Wie ist es um meine, des Lesers, Welt bestellt? Werde ich wirklich so massiv belogen, und das schon seit Jahrzehnten?«

Der Roman hat durchaus auch eine Thrillerhandlung: Anschläge (von Ökoterroristen) werden vorbereitet und verhindert, die Protagonisten geraten in Gefahr, verlieben sich und so weiter. Aber wäre nicht das Thema, die (außerhalb der Figuren liegende) Idee, würde das Buch in sich zusammenfallen. Oft sind die Figuren nur Stichwortgeber, um im Sinne eines platonischen Dialogs immer weitere Fakten präsentieren und Irrmeinungen bloßstellen zu können.

Auch wenn mich das Buch fasziniert, stelle ich fest, dass das Drumherum schwach ist. Die Thrillerhandlung hat Lücken. Warum wird jemand erst mit einem Knüppel zusammengeschlagen, um ihn dann anschließend zu vergiften? Wenn man ihn schon mit roher Gewalt überwältigt, kann man ihm auch gleich das Genick brechen. Natürlich hätte er dann nicht mehr im Krankenhaus gerettet werden können ... Solche Dinge sind enttäuschend konstruiert, da sieht man noch die Drähte und Rohre hinter der Bühne.

Die Beschreibungen sind ebenfalls spartanisch. Im Dschungel stehen Bäume und ein Dorf besteht aus einigen Häusern. Gerade das, was man als Leser der fantastischen Literatur gewohnt ist, die überbordende Beschreibung exotischer Umgebungen, fehlt vollkommen – ganz zu schweigen von sinnlichen Eindrücken wie Gerüchen etc. Es interessiert Crichten offensichtlich keine Spur, eine dichte Atmosphäre zu schaffen. L.A. ist L.A. – damit ist alles gesagt. Ich kann mich an keinen Satz erinnern, der beschreibt, wie die Straßen aussehen, durch die die Protagonisten fahren. Okay, sie haben Namen, mit denen man etwas verbindet, wie ›Mulholland Drive‹. Das ist sicherlich ein Vorteil von jemandem, der Bücher in der realen Welt ansiedelt: Jeder Leser kann mit einem Schlagwort wie L.A. etwas anfangen. Ich muss dagegen Yol Ghurmak beschreiben, damit man sich etwas darunter vorstellen kann. Und auch bei Crichton zieht dieses Argument nur bedingt: Die Antarktis oder eine Pazifikinsel, ebenfalls Schauplätze des Geschehens, könnten den Leser sicher staunen lassen.

Da ich mich in diesem Tagebucheintrag nun schon so ausbreite, kann ich auch noch einen Vergleich mit einem anderen Bestsellerautoren anführen: Dan Brown. Im Aspekt der Beschreibungen unterscheidet sich Brown massiv von Crichton, zumindest, was ›Welt in Angst‹ angeht. Browns Buch ›Meteor‹ etwa spielt ebenfalls in einer Polarregion und wartet mit einer detaillierten Schilderung der örtlichen Besonderheiten auf. Bemerkenswert ist aber, dass man auch bei Brown das Prinzip des character driven Erzählens vergeblich suchen wird. Gerade in seinen bekanntesten Büchern, ›Illuminati‹ und ›Der daVinvi Code‹, kommt der Protagonist innerlich exakt so aus der Handlung heraus, wie er hereingekommen ist. Er gestaltet zwar das Geschehen, bleibt innerlich davon aber unberührt. Die Voraussetzungen, die ihn als Hauptfigur qualifizieren, sind vergleichsweise äußerlicher Natur (ein hohes Bildungsniveau in bestimmten Bereichen), nicht charakterlicher oder psychologischer. Während der (psychologische) Rengûn vom Ende von Im Schatten der Dornrose die Reise nicht mehr antreten würde, auf die sich der Rengûn vom Beginn des Romans mit Begeisterung begeben hat, würde Robert Langdon alles exakt genauso wiedertun. Das ist auch das Prinzip vieler Serienhelden wie James Bond oder Old Shatterhand – da sie zwar an Wissen wachsen, aber sich psychologisch nicht verändern, kann man ihre Abenteuer in beliebiger Reihenfolge lesen.

Zurück zu ›Welt in Angst‹. Was mich fasziniert, ist, dass mich dieses Buch trotz der eklatanten Mängel fasziniert. Ich sage zugleich: »In manchen, für einen Roman essenziellen Bereichen ist diese Geschichte schwach, sogar sehr schwach« und »Ich habe die Lektüre genossen und das Buch verschlungen – ein Page Turner!« Was mich mit der Frage zurücklässt: »Wie macht Michael Crichton das?«

Liebe Leser dieses Schreibtagebuchs: Wenn ich die Antwort auf diese Frage gefunden haben werde, werden Sie es daran erkennen, dass eines meiner Bücher auf dem ersten Platz der Spiegel-Bestsellerliste stehen wird. Das ist doch ein hübscher Satz mit Futur und Futur II – einer Zeitform, die weder Crichton noch Brown jemals verwenden. Für Weltbestseller benötigt man sie offensichtlich nicht. Ich hoffe allerdings, dass sie ihnen auch nicht im Wege steht.

Die Wahl des richtigen Mediums zeugt von Kommunikationskompetenz. So schwenkten mein Chatpartner und ich heute flugs von der Tastatur zum Telefon und unterhielten uns über eine mögliche Weiterführung von Im Schatten der Dornrose. Es wäre, wie schon FaRoRe, ein Kooperationsprojekt, allerdings anderer Natur, den Roman schriebe ich allein. Mein Partner wird mir nun etwas Material schicken und ich schaue mal, ob mich die Muse küsst. – Andererseits gibt es die bereits erwähnten anderen Projekte, die auch angegangen werden wollen. Sicher ist also nichts.

Schreibratgeber sind etwas Feines, ich habe eine Menge davon und auch wenn ich keinem vorbehaltlos zustimme, habe ich doch in jedem etwas Nützliches gefunden. Gegenwärtig lese ich den einzigen Anti-Ratgeber zum Thema Schreiben, den ich besitze – zugleich auch mein einziger Anti-Ratgeber überhaupt. Der Titel lautet ›Schreib den verd... Roman‹ und anstatt Tipps zu geben, wie man es richtig macht, rät er zu allem, was einen Roman zum Scheitern verurteilt. Der Ansatz ist ganz witzig, aber ich finde ihn anstrengend zu lesen, zumal die Beispiele wirklich schrecklich sind.

Was allerdings interessant ist, ist, wenn der Autor Tipps gibt, also Sachen als absolut sicheren Weg zu einem schlechten Buch brandmarkt, die ich rundheraus unterschreiben würde. Zwei Beispiele sind da besonders deutlich:

SCHREIBKNIFF: So gehen Sie richtig mit Kritik um: ignorieren.

Ich sage – und fühle mich durch Martin Walser bestärkt –: So ist es! Kritiker stellen weder einen signifikanten Anteil der Leserschaft dar, noch sind sie für die Leserschaft repräsentativ. Sie sind nämlich schlicht und ergreifend Leute, die gern Kritiken schreiben. Der Durchschnittsleser tut das nicht. Außerdem ist es völlig unerheblich, ob ein Buch der Mehrzahl der potenziellen Leser gefällt oder nicht – entscheidend ist, dass es diejenigen Leser findet, denen es gefällt. Da es im deutschsprachigen Raum relativ wenige Analphabeten gibt, gehen wir einmal von 100 Millionen potenziellen Lesern aus. Sagen wir, 99% davon halten das Buch für absoluten Schrott (eine legitime Meinung, die ich bei diversen Büchern teile). Wenn die 1%, denen es gefällt, es auch kaufen, verkauft man 1 Millionen Bücher. Noch Fragen? – Viel wichtiger, als dass dem Amazon-Rezensentenkönig ein Buch gefällt, ist, dass der Autor dazu stehen kann. Schließlich steht sein Name drauf.

SCHREIBKNIFF: Ein Wort zu Autorengruppen: unnütz.

Diese Thematik verdient eigentlich eine ausführlichere Beleuchtung, aber um es kurz zu fassen: Es gibt eine Phase der schriftstellerischen Entwicklung, in der Autorengruppen sinnvoll sind, nämlich dann, wenn man das Gefühl braucht, überhaupt wahrgenommen zu werden. Wenn man sich nicht gerade in dieser Phase befindet, ist ›unnütz‹ noch eine zurückhaltende Bewertung für den Beitrag von Autorengruppen. Ich neige eher zu einer Charakterisierung in Richtung ›Hemmschuh‹. Wie jede Gruppe entwickeln auch Autorengruppen gruppendynamische Effekte. Es gibt den Gruppen-Guru, das Gruppen-Sensibelchen und den Gruppen-Vollidioten. Es gibt auch die ungeschriebenen Gruppen-Regeln, und das ist das Schlimmste. Ohne es recht zu merken, schreibt man nämlich irgendwann nicht mehr gute Texte, sondern solche, die diesen Gruppen-Regeln entsprechen (»Wo sind denn die Plot-Points?« – »Ist denn die Prämisse auch herausgearbeitet?« – »Ich finde, man merkt, dass Sie die Kindheit Ihres Barbarenkriegers nicht genügend ausgearbeitet haben.«). Den Absurditäten sind dabei keinerlei Grenzen gesetzt. Ein völlig idiotisches, aber in Autorengruppen immer wieder gern genommenes Ritual ist die aus dem Deutschunterricht bereits verhasste Reizwortgeschichte: Jeder Autor schreibt bis zum nächsten Treffen eine Geschichte, in der die Begriffe ›Elefant‹, ›Spiegelei‹ und ›Teilchenbeschleuniger‹ vorkommen. Was das bringen soll? – Tja, das frage ich mich bis heute. Bei Reizwortgeschichten im Speziellen und bei Autorengruppen im Allgemeinen.

Ein Teil meines Honorars bei Fanpor besteht aus Naturalien. Das ist zwar vielleicht nicht gnadenlos professionell, aber für beide Seiten ein gutes Geschäft. Fanpro muss für diverse Produkte, auch von Ulisses, weniger bezahlen als den Endverkaufspreis, und so brauche ich sie mir nicht zu kaufen und Fanpro spart auch noch Geld.

Heute ist eine gewichtige Lieferung eingetroffen, was dazu führt, dass meine Sammlung an DSA-Quellenbänden nun nahezu vollständig ist. Auch das ein Geschäft zu beiderseitigem Vorteil: Wenn ich in den DSA-Materialien schmökere, bekomme ich sicher Inspiration für weitere Aventurien-Geschichten – was dann wieder in die Zusammenarbeit mit Fanpro einfließen kann.

Heute ist ein schöner Tag, denn heute habe ich eine ausgesprochen ausführliche Rückmeldung zum ersten Farore-Roman bekommen, und zwar von einer Mitautorin. Sie hat die Kommentarfunktion der Textverarbeitung benutzt und es so auf über vierhundert Anmerkungen gebracht. Neben vielen Tipps – meist hat sie recht, man ist bei eigenen Texten eben doch schnell betriebsblind – hat sie an vielen Stellen auch einfach ihren Eindruck festgehalten – wo sie gelacht hat, wo sie gespannt war und so weiter. Nach dem ersten Studium der Anmerkungen haben wir dann noch eine Stunde telefoniert. Uns beiden gefällt das Setting, es wird sich bestimmt als guter Nährboden für die Romane erweisen. Eigentlich ist überraschend, dass es bisher kaum beackert wurde. Und wir beide glauben auch, dass die Geschichte von Band Eins funktioniert und ihre Fans finden wird. Wobei mich auch freut, dass sie ihre Sympathien etwas anders verteilt als ich selbst. Das spricht dafür, dass die Figuren vielfältig genug sind, genügend Facetten aufweisen, dass man sie auf unterschiedliche Weise wahrnehmen kann. Dieser Aspekt ist auch wichtig für meine Mitstreiter, denn die müssen genügend Ansatzpunkte finden, um mit diesem Personal noch fünf Romane zu füllen. Gut, manchmal stirbt jemand und ein anderer kommt dazu, aber viele Figuren werden den Leser eine lange Zeit begleiten.

Ich lese gerade ›Nachtrichter‹ von Dorothea Bergermann, auch ein DSA-Roman. Mir gefällt gut, wie sie in manchen Dialogen die Anrede ›er‹ und ›sie‹ statt ›du‹ benutzt, wenn sich Personen auf Distanz halten wollen. Also solche Sachen wie: »Lege sie die Decken ordentlich übereinander! Sie denkt wohl, sie sei bei einer schludrigen Herrin angestellt? Da hat sie sich getäuscht! Und er: Sattele er geschwind mein Ross!« – Ich denke, das werde ich für einen standesbewussten Adligen in Farore Eins übernehmen, wenn er mit Hörigen spricht.

Jetzt ist auch das Konzeptpapier zu FaRoRe auf den neuesten Stand gebracht und im geheimen Autorenforum hochgeladen. Integriert sind nun die Diskussionen der vegangenen Wochen und die neuen Setzungen aus dem ersten Roman. Daduch wird es ziemlich füllig, ich hoffe, man findet sich als Autor noch darin zurecht. Das wird sich bald herausstellen, denn die Autorin von Band Zwei möchte Mitte des Monats mit der Arbeit beginnen.

Das neue Jahr ist da. Ich stecke in den Arbeiten an der Fanpro-DSA-Hexalogie, die ab Mitte des Jahres erscheinen soll. Die Rohfassung des ersten Bandes ist fertig, heute habe ich das Konzept für die Reihe überarbeitet. Morgen möchte ich noch einmal drüberschauen, dann sollte alles drin sein, was sich aus dem ersten Band ergibt und was sich zwischenzeitlich in unserem Forum angesammelt hat.

Das Schwarze Auge wird also auch dieses Jahr einen Teil meiner schriftstellerischen Aktivitäten ausmachen, da ich ein Redakteur der Reihe bin. Ob es hier weitere Projekte geben wird, weiß ich noch nicht. Geplant ist derzeit nichts. Mit dem Fanpro-Verlag werde ich hoffentlich noch etwas anderes machen können, jenseits von DSA. ich erwarte da jede Woche die Bestätigung. Es hängt im Moment an einer Unterschrift, auf die wir nur begrenzt Einfluss haben.

Die Zusammenarbeit mit Fanpro ist etabliert und angenehm. Deswegen wird es jetzt wirklich Zeit, andere Sachen anzugehen. In der Geschäftswelt nennt man das ›die Komfortzone verlassen‹. Wenn man immer das macht, was man gut kann und wobei man sich wohlfühlt, wird man fett und entwickelt sich nicht mehr weiter. Inzwischen habe ich, wenn ich mich nicht täusche, mehr zur DSA-Romanreihe beigetragen als jeder andere Autor. Sicher, ich könnte die Fanbasis mit der Ankündigung eines Romans mit dem Titel ›Laylas Lächeln‹ schocken, und wer weiß, vielleicht gönne ich mir das auch noch. Aber derzeit interessieren mich andere Dinge mehr. ›Gottes Ebenbilder‹ steht bei gut einhundert Seiten und will fertiggeschrieben werden. Ich habe Ideen zu zwei Sachbüchern (bei einem davon wäre ich Co-Autor), mindestens drei historischen Romanen und einer Dark Fantasy, die diesen Namen auch wirklich verdient. Und wenn ich noch ein wenig überlege, fällt mir sicher noch mehr ein. Also: Wer weiß, was 2011 bringt?

Ich will es gar nicht wissen. Jetzt noch nicht. Ich will mich überraschen lassen.

Hier geht es zum Archiv meines Schreibtagebuchs – die Einträge aus dem zweiten Halbjahr 2010.

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