Portraet
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Titelbild Todesstille

Leseprobe Todesstille

Hier ein Auszug aus meinem Das Schwarze Auge-Roman Todesstille. Wer nicht online lesen möchte, kann ihn auch als pdf herunterladen.


Leseprobe zu Das Schwarze Auge: Todesstille
von Bernard Craw

In jenem Mond, über den die Göttin Rondra gebietet,
die Löwin der Schlachtfelder, Herrin der Schwerter, die den ehrenvollen Kampf schätzt und deren Zorn im Donner über den Himmel rollt.

Die klagenden Geräusche zerrten an Neerjans Nerven. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Dieses Jahr meinte es besonders schlimm mit ihm. Kaum hatte das Sternbild des Schwertes die Herrschaft angetreten, stand das Madamal schon in vollem Rad am Nachthimmel. Noch bevor Rondras Zeichen dem Delfin wiche, würde die nächtliche Himmelsscheibe ihren Zyklus durch Helm, tote Mada und Kelch vollenden und nochmals als Rad prangen. Neerjan war kein gebildeter Mann. Das Wenige, was er über die Sterne wusste, hatte er sich mühevoll angeeignet, abgelauscht von Klügeren bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen er sich in Elenau aufgehalten hatte. So viel hatte er verstanden: Für ihn hielten die Himmelslichter nur Unglück bereit. Deswegen war er froh, wenn eine Wolkendecke sie verdunkelte. Heute Nacht wurde ihm dieser Gefallen nicht getan. Das bleierne Licht des Madamals legte sich auf Tümpel, trügerische Weiden und Bäume, deren verdrehte Äste wie Arme gebeugt gehender Orks aussahen, die sich anschickten, ihn zu fangen und im Sumpf zu erwürgen. Neerjan schauderte.

Wieder drang ein Heulen durch die Nacht. Die Norbarden, die hier in jedem Jahr einige Monde verbrachten, erzählten von den großen Wölfen des Nordens, deren Rufe schaurig zum Madamal emporstiegen. Neerjan lachte freudlos in das Moor hinaus. Auch hier gab es Wölfe. Wären sie für die Laute verantwortlich gewesen, hätte Neerjan beruhigt geschlafen. Doch kein Wesen aus Fleisch und Blut war Verursacher dessen, was er hörte. Wenn das Madamal voll über Burg Dornblut stand, kniffen sie den Schwanz ein und überließen das nächtliche Konzert anderen.

Furchtsam sah Neerjan zum Schattenriss des Gemäuers hinauf, der sich in etwa einer Meile Entfernung dunkel gegen das Nachtblau abhob. Er schien ihm im Rondramond stets noch schwärzer als sonst. Verlieh die Schwertherrin dem Bronnjarensitz besondere Macht? Neerjan zitterte. Er glaubte jetzt wenigstens zwei Stimmen unterscheiden zu können und wusste, dass sich das Geheul im Laufe der Nacht vom Klagen zum Wüten wandeln würde. So war es meistens.

»Komm herein«, rief seine Frau hinter ihm. »Du holst dir noch den Tod, wenn du die ganze Nacht in der Tür stehst. Wenn du schon nicht schlafen kannst, lass dich von mir wärmen.«

Meskja hatte recht. Er sollte besser hineingehen. Wer wusste, ob sie ihn nicht sehen konnten, wenn er hier stand?

Er fände keine Ruhe in dieser Nacht. Neerjan hörte die Stimmen lauter als die anderen im Dorf. Und vor allem wusste er genau, wem sie gehörten und wonach sie riefen.




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Entnommen aus:
Todesstille
Fantasy Productions 2009
ISBN: 978-3-89064-246-8